Denkmal besonderer Art

Das Grabmal von Carl Ernst von Malortie

Die letzte Ruhestätte des Oberhofmarschalls des Königreiches Hannover befindet sich auf dem Herrenhäuser Friedhof und ist vielerlei Hinsicht eine kuriose Sehenswürdigkeit: nicht nur, dass Carl Ernst von Malortie an der Gestaltung seines eigenen Grabmals selbst beteiligt war, die Inschrift ist an einigen Stellen fehlerhaft und obendrein war das imposante Steindenkmal mehrfach Ziel von skrupellosen Grabräubern.

Geburtsdatum, Todesjahr, Name des Bildhauers – alles falsch

Nicht weit vom Eingang des Herrenhäuser Friedhof ist das Gabmal zu finden.

Schmuckvolles Detail.

Die denkmalgeschützte und bedeutendste Grabstätte auf dem Herrenhäuser Friedhof wurde 1886 von dem Bildhauer Carl Dopmeyer aus einem einzigen Sandsteinblock gestaltet. An einer Stirnseite wurde fein säuberlich ein kreisrundes Relief mit dem markanten Antlitz des Barons von Malortie eingemeißelt. Bei der Inschrift dazu ist später allerdings weniger korrekt gearbeitet worden. Eine der ehemals zwei Pagenfiguren, die das monumentale Grabmal flankiert haben, hält in ihren Händen eine Sandstein-Grabtafel mit einer Inschrift: als Geburtsdatum des verstorbenen "Ernst Baron v. Malortie Oberhofmarschall" steht dort der "5." anstelle des 15. November 1804, und der Todestag wird auf das Datum des 11. Oktober 1884 datiert – richtig aber wäre das Jahr 1887! Auch die Inschrift zum Künstler selbst ist falsch geschrieben und zeigt den Namen Dopmeyer mit zwei "pp" statt mit nur einem. Doch damit nicht genug.

Grabräuber haben es auf Tafel und Pagen abgesehen

Ein Polizeiprotokoll dokumentiert, dass am 13. Februar 1911 das Grabmal von Carl Ernst von Malortie von dem hannoverschen Massenmörder Fritz Haarmann beschädigt wurde: "Auf dem Friedhof steht am Grabe des Hofmarschalls von Malortie ein fest in die Erde eingelassenes Steindenkmal, das Zierrate von edlerem Metall an sich trägt; die gesamte Anlage steht noch im Eigentum der von Malortie`schen Erben. Der Angeklagte hat von demselben zunächst eine Metalltafel, die zwei Genien an der Vorderseite des Steins in den Händen tragen, abgenommen. Dies was ohne Beschädigung möglich, da die Tafel nicht befestigt, sondern lose in die Hände der Figuren gesteckt war. Nach seinem nicht widerlegten Vorbringen hat er die Tafel zunächst nur auf ihren Wert hin besichtigen wollen, hat dies getan und die dabei für Zinkblech gehalten, weshalb er sie zur Seite in den Efeu gelegt hat.[...] Dann hat Haarmann jedoch auf der Rückseite des Grabsteins eine dort angebrachte wertvolle Wappentafel teils durch Losschrauben einer sie mit dem Stein verbindenden Schraube, teils durch Schläge mittels eines Stück Backsteins, den er an Ort und Stelle zurückgelassen hat, gewaltsam abgetrennt. Er steckte sie, die dabei in mehrere Stücke zerbrochen war, zu sich und entfernte sich, Sein Tun war aber bemerkt worden, und als er eins der Bruchstücke verlor, wurde er verfolgt. Auf der Flucht entledigte er sich der übrigen, indem er sie in die Leine warf."
(Quelle: http://www.herrenhausen-online.de/mein_herrenhausen.php?bildID=134)

Im Jahr 1995 musste das Polizei-Revier in Stöcken erneut einem Diebstahl am Malortie-Grabmal nachgehen: diesmal wurden ein an der Rückseite angebrachtes Metallwappen und eine der beiden Pagenfiguren gestohlen. Zur Aufklärung wurde sogar das Landeskriminalamt in Hannover eingeschaltet. Aus einer Aktennotiz vom 25. Oktober 1995 geht hervor, dass sich der Vorfall zwischen dem 19. und 21. Oktober 1995 ereignet haben muss. Bislang sind die Pagenfigur und das Metallwappen nicht wieder aufgetaucht, die von Fritz Haarmann entwendete Grabtafel aus Metall wurde inzwischen durch die mit Schreibfehlern behaftete Nachbildung aus hellem Sandstein ersetzt.