Denkmal besonderer Art

Die Brezelmänner

Über 100 Jahre haben zwei muskulöse Bronzefiguren das Wahrzeichen der hannoverschen Keks-Fabrik Bahlsen stolz und sicher an einer riesigen Brezel getragen. Als Anfang 2013 Unbekannte den goldigen Riesenkeks aus ihrer Mitte entführen, werden die beiden vorübergehend "arbeitslosen" Mannsbilder über Nacht weltberühmt.

Der dreiste Keks-Klau macht Schlagzeilen rund um den Globus

So sieht er aus: Der echte Leibniz-Keks aus Messing.

Eigentlich ist der überdimensionale und rund 20 Kilogramm schwere Gold-Keks fest verankert an einer Riesenbrezel, die von den beiden bronzenen Muskelmännern hoch oben an der Fassade des Bahlsen-Stammhauses an der Podbielskistraße gemeinsam getragen wird. Doch irgendwann im Januar 2013 konnten ihn Unbekannte von dort abmontieren und völlig unbemerkt mitnehmen. Wenige Tage nach dem dreisten Keks-Klau fordert ein als Krümelmonster aus der „Sesamstraße“ verkleideter Scherzkeks von Bahlsen, das gesamte  Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover mit Leibniz Butterkeksen zu versorgen, sonst würde der Gold-Keks bei Oskar in der Tonne landen. Der spektakuläre Keks-Krimi von Hannover ist schnell Thema in den Nachrichtensendungen und Tagezeitungen auf der ganzen  Welt und wird sogar mit einem eigenen Wikipedia-Eintrag verewigt. Bahlsen spendet schließlich 52.000 Packungen Leibniz Butterkekse an soziale Einrichtungen in der Stadt, und am 5. Februar 2013 hängt der Keks leicht demoliert am Hals der Pferdeskulptur vor dem Hauptgebäude der Leibniz Universität in Hannover.

Seit dem 11. Juli 2013 befindet sich die frisch restaurierte Metallplatte mit den 52 Zähnen und der Inschrift „Leibniz Keks“ wieder an ihrem angestammten Platz – mit einer Goldkette solide befestigt an der Riesenbrezel und alarmgesichert. Außerdem stehen die Brezelmänner am Abend im strahlenden Licht von Scheinwerfern und werden rund um die Uhr von einer Kamera überwacht.

Der Butterkeks als Kunstobjekt

Firmengründer Hermann Bahlsen bewies von jeher besonderes Geschick, zeitgenössische Kunst und zukunftsweisendes Marketing wirksam miteinander zu verknüpfen. So beauftragt er etwa bekannte Künstler, Blechdosen sowie Plakate und Postkarten für den werbewirksamen Verkauf seiner Butterkekse zu entwerfen. Das weithin sichtbare Firmen-Markenzeichen für die Fassade des Verwaltungsgebäudes von Bahlsen an der Podbielskistraße lässt er von Georg Herting gestalten. Der hannoversche Jugendstil-Bildhauer (geboren am 28. September 1872 in Linden, gestorben am 22. Januar 1951 in Hannover und begraben auf dem Stadtfriedhof Ricklingen) schuf nicht nur den mit Blattgold ummantelten Riesenkeks, er modellierte um das Jahr 1910 aus Bronze auch die beiden muskulösen Jünglinge mit dem wirren Haarschopf, die das einen halben Meter hohe goldene Gebäck an einer ebenfalls überdimensionierten Brezel tragen. Zu den Arbeiten von Georg Herting gehört unter anderem der prunkvolle Duve-Brunnen am Leibnizufer nahe der Altstadt von Hannover.