Der Schatz am Sambesi

Zoo Hannover: Nachwuchs bei den Addax-Wüstenantilopen

Ende Mai kamen die Jungtiere zur Welt.

Seltene Schönheiten: Die vom Aussterben bedrohten Addax-Antilopen freuen sich über zweifachen Nachwuchs. Die "Böckchen" erblickten Ende Mai im Erlebnis-Zoo das Licht der Welt.   

Alarmierende Nachrichten aus der Wüste: Die Wüstenantilope Addax steht kurz vor der Ausrottung. Nur noch drei der freilebenden weißen Antilopen konnten bei der diesjährigen intensiven Suche zu Land und aus der Luft in der südlichen Sahara entdeckt werden. 2010 waren es noch 200. Hoffnung, die majestätischen Addax' zu retten, besteht in der Nachzucht der Tiere in den Zoos der Welt. Seit 1985 werden zoogeborene Addax' in geschützte Nationalparks in Nordafrika gebracht, mit dem Ziel, deren Nachwuchs eines Tages in die Weiten der Sahara auszuwildern.

Auf Entdeckungstour am Sambesi

Die jungen Wilden beim Toben.

Zwei neue Hoffnungsträger erobern zurzeit die Wüstenanlage im Erlebnis-Zoo Hannover. Die ersten Lebenswochen haben die am 16. und 22. Mai geborenen "Böckchen" hinter den Kulissen verbracht. Addax-Jungtiere sind sogenannte "Ablieger", die gut versteckt abseits von der Herde liegen. Ihre Mütter kommen nur zum Säugen des Nachwuchses zu dem Versteck. Jetzt sind die beiden groß genug, um der kleinen Herde am Sambesi zu folgen. Stundenweise, gut bewacht von ihren Müttern und den Tierpflegern, erkunden die zwei jeden Stock und Stein, das Ufer, über welche Mauern man am besten springen kann und wie herrlich es sich miteinander kämpfen und spielen lässt.

Jungtiere haben noch Schonzeit

Wenn sich die Jungtiere eingelebt haben, werden sie auch die anderen Bewohner der Wüstenanlage, die ebenfalls stark bedrohten Somali-Wildesel kennen lernen.

Europäisches Erhaltungszuchtprogramm EEP

Der Erlebnis-Zoo Hannover koordiniert das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Addax, um so zum Erhalt der kostbaren Tiere beizutragen. Seit 1985 beteiligt sich der Zoo an der Wiederansiedelung von Addax in Schutzgebieten Tunesiens und Marokkos und engagiert sich gemeinsam mit Zoos aus aller Welt dafür, die seltenen Antilopen in freier Wildbahn vor dem Aussterben zu bewahren. 100 Addax aus Hannover, Europa und den USA leben heute bereits wieder in (umzäunten) geschützten Nationalparks in der Sahara, mit dem Ziel, ihre Nachkommen irgendwann ganz in die Sahara auszuwildern.

Schon jetzt sind die Addax-Jungtiere tierisch gute Freunde.

Steckbrief: Addax / Mendesantilope (Addax nasomaculatus)

Die weißen Addax sind perfekt angepasst an ein Leben in der Wüste. Ein paar Kräuter und Gräser reichen ihnen zum Überleben. Monatelang können Addax ohne Wasser auskommen, spüren aber dennoch, wenn es irgendwo, selbst bis zu 200 Kilometer entfernt, in der Wüste regnet. Dann machen sie sich auf den Weg, um das frische Grün zu fressen, das auf den Regen folgt. Zu Zeiten der Pharaonen waren die Addax-Antilopen in den Steppenregionen Nordafrikas noch weit verbreitet. Jahrhunderte später machten ihre majestätischen, gewundenen Hörner sie zu einer begehrten Jagdbeute der Kolonialherren. Der Bestand der Addax reduzierte sich auf weniger als 200 Tiere in freier Wildbahn. In den meisten Nordafrikanischen Ländern ist die Antilopenart bereits ausgerottet. Seit 2010 hat sich die Situation der letzten Addax in freier Wildbahn dramatisch verschlechtert, seit Unternehmen in Niger nach Öl bohren. Die Antilopen wurden in Folge dessen durch wüstentaugliche Lastwagen und Bulldozer zunehmend gestört und von Soldaten, die zum Schutz der Arbeiten abgestellt waren, illegal gejagt, berichtet die Weltnaturschutzbehörde IUCN in ihrer Pressemitteilung vom Mai 2016. Die Wilderei habe nach dem Sturz Gaddafis in 2011 zugenommen, als eine Völkerwanderung von Libyen nach Niger einsetzte – quer durch Addax-Gebiete.

Herkunft: Nordafrika, Sahara-Region
Nahrung: Wüstengräser, Blätter
Größe: 115 cm hoch
Gewicht: 135 kg
Tragzeit: ca. 255 Tage
Erreichbares Alter: 20 Jahre, im Zoo bis zu 25 Jahre

(Veröffentlicht: 30. Juni 2016)