Medizinischen Hochschule

MHH: neue Hightech-OP-Säle

Die Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat neue Hightech-OP-Säle eröffnet, die minimalinvasive Operationen erleichtern und in denen Robotertechnik die Arbeit der Chirurgen unterstützt.

Professor Hertel (links) und sein Team bei einer Operation in einem der neuen OP-Säle

Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat am 3. November zwei Operationssäle mit neuer technischer Ausstattung für minimalinvasive Operationen eröffnet. In den beiden OP-Sälen stehen jetzt innovative Komplettausstattungen mit moderner Kamera-, Monitor- und Robotertechnik zur Verfügung.

Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Aufgrund der hohen Qualität in der Medizinischen Versorgung, der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und der wissenschaftlichen Arbeit der Klinik hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) rund 250.000 Euro zur Erneuerung der OP-Säle bereitgestellt.

Minimalinvasive Operationen

Bei minimalinvasiven Operationen, also Eingriffen mit nur wenigen kleinen Schnitten in den Körper des Patienten, ist oft auch von "endoskopischen" Eingriffen die Rede. Bei einer Endoskopie benutzt der Chirurg ein spezielles Instrument, das Endoskop. Es verfügt über ein optisches System und eine daran angeschlossene Lichtquelle, mit deren Hilfe der Operateur auf einem Bildschirm Körperhöhlen und Hohlorgane betrachten und dort chirurgische  Eingriffe vornehmen kann. In der Gynäkologie sind das die sogenannten Bauchspiegelungen. Sie werden unter anderem bei Operationen an den Eierstöcken und Eileitern, der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses sowie bei Verwachsungen im Unterbauch angewendet.

Robotergestützte 3D-Endoskopie-Systeme

Die neu ausgestatteten OP-Säle verfügen über 3D-Endoskopie-Systeme. "Die 3D-Visualisierung erlaubt einen Blick in die Tiefe. Dadurch sind die Gewebestrukturen viel besser erkennbar und Operationen noch präziser durchzuführen", erklärt Professor Dr. Peter Hillemanns, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Während des Eingriffs beobachtet der Chirurg das Operationsgebiet auf einem Monitor. Zu Aufnahmen in hoher Qualität trägt auch ein Roboter-Arm bei, der die Kamera hält - jegliches Zittern ist ausgeschlossen. Der Operateur steuert den Roboter-Arm per Joystick. Darüber hinaus sorgt eine fluoreszenzdiagnostische Ausstattung für Verbesserungen vor allem in der onkologischen Chirurgie. "Die Fluoreszenzdiagnostik ist beispielsweise sehr hilfreich bei der Entfernung von sogenannten Wächterlymphknoten", erläutert Professor Dr. Hermann Hertel, leitender Oberarzt der Klinik. Ein Wächterlymphknoten liegt in der Nähe eines Krebstumors und ist der erste, der normalerweise von wandernden Tumorzellen befallen wird. Für die Operateure ist er im kleinen Becken oft nicht einfach zu finden. "Jetzt haben wir die Möglichkeit, diesen Lymphknoten während der Operation mit dem fluoreszierenden Farbstoff Indocyaningrün (ICG) anzufärben und sichtbar zu machen. So können wir ihn schneller identifizieren und sicher entfernen", erläutert Professor Hertel.

Vorteile auch für die Pflegekräfte des OP-Teams

Vorteile hat die Erneuerung der OP-Säle auch für die Pflegekräfte des OP-Teams gebracht. "Da das 3D-System fest installiert ist, müssen wir keinen fahrbaren Geräteturm mehr in den OP-Saal schieben und haben mehr Platz", sagt Anke Wucherpfennig, OP-Schwester und zuständig für den gynäkologischen Bereich. "Wir können das System während der OP über Touchscreen Monitore bedienen, das ist sehr praktisch. Die OP-Lampen sind leichter zu bewegen und sorgen mit einer neuartigen LED-Beleuchtung bei offenen Operationen für einen optimalen Blick auf das Operationsfeld und gelungene Aufnahmen fürs Archiv. Alle Bilder und Videosequenzen können aus dem Operationssaal direkt ins Krankenhaus-Informationssystem eingespeist werden. Auch Übertragungen in einen Hörsaal oder in einen Seminarraum sind möglich, zu Lehrzwecken können sogar Livestreams digital eingespielt werden. "Dadurch führt die neue Technik im OP auch zu Fortschritten in der Lehre und Weiterbildung", freut sich Professor Hillemanns.

MHH-Frauenklinik

In der MHH-Frauenklinik werden pro Woche bis zu 40 minimalinvasive Eingriffe vorgenommen. Insgesamt liegt die Anzahl der minimalinvasiven und offenen Operationen bei mehr als 3.600 pro Jahr. Neben den beiden neu ausgestatteten OP-Sälen verfügt die Klinik noch über einen dritten OP, in dem vor allem offene Operationen im Beckenbereich und brustchirurgische Eingriffe durchgeführt werden.

(Veröffentlicht: 3. November 2016)