Medizinische Hochschule

Herzkraft-Messung in Schwerelosigkeit

Forscher messen Herzfunktion von Astronaut in Schwerelosigkeit: Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben im Frühjahr mehrere Experimente mit Hans Schlegel, deutscher Astronaut bei der Europäischen Raumfahrtagentur, durchgeführt – sie wollen die Herz-Kreislauf-Funktion der Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS besser verstehen.

Astronaut Hans Schlegel (schwebend) und Peter Gauger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt führen bei sogenannten Parabelflügen Experimente durch.

So sollen gesundheitliche Probleme vermeiden werden, die nach der Rückkehr auf die Erde entstehen können. Denn im All verändern sich laut MHH Muskulatur, Knochen und Herz. Auch Patienten könnten von den Ergebnissen der Untersuchungen profitieren.

Internationales Projekt

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fördern das Projekt, an dem auch Forscher vom Moskauer Institut für Medikobiologische Probleme, vom DLR und der Belgischen Royal Military Academy sowie der Universität von Kalifornien in San Diego beteiligt sind.

Flugzeug fliegt spezielle Manöver

Bei den Experimenten im Frühjahr in Bordeaux überwachten die Wissenschaftler die Herzfunktion von Schlegel während sogenannter Parabelflüge. Dabei fliegt ein Pilot mit einem Flugzeug mehrfach spezielle Manöver – die Parabeln –, bei denen jeweils für 22 Sekunden Schwerelosigkeit erreicht wird.

Beschleunigungssensoren messen Herzschlag-Impulse

Ein Team um Professor Dr. Jens Tank vom MHH-Institut für Klinische Pharmakologie entwickelte gemeinsam mit russischen Spezialisten eine neuartige Untersuchungsmethode – dabei messen am Rücken angebrachte empfindliche Beschleunigungssensoren den Impuls, der durch den Herzschlag erzeugt wird. So könne laut MHH die Kraft eines Herzschlags berechnet werden, und Veränderungen während des Aufenthaltes im All ließen sich erfassen. 2014 sollen Experimente an Bord der ISS erfolgen.

Effiziente Trainingsmethoden entwickeln

"Ein besseres Verständnis, wie sich die Herzfunktion an Schwerelosigkeit anpasst, erlaubt es, effiziente Trainingsmethoden als Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Dies vereinfacht die Rückkehr aus der Schwerelosigkeit", sagt Tank. "Wir sind sehr froh, dass wir Hans Schlegel für diese Experimente gewinnen konnten, da er sehr erfahren ist." Von den Ergebnissen der Tests könnten etwa auch Patienten nach langer Bettlägerigkeit profitieren – beispielsweise beim Übergang zur Alltagsaktivität.