Sushikino
Rashomon

Szene aus Rashomon
In „Rashomon“ treffen zwei von Kurosawas Lieblingsgenres aufeinander: Kriminalfilm und Samurai. Im Grunde ist die Handlung sehr simpel. Eine Leiche wird im Wald gefunden. Bei der Gerichtsverhandlung werden drei Zeugen vorgeladen, jeder erzählt von denselben Geschehnissen. Doch die Geschichten sind nicht ganz gleich. Jede Perspektive bietet einen neuen Verlauf der Tat. Immer ist der Mörder ein anderer. Wie kann das sein? Die Zeugen waren doch alle am selben Ort zur selben Zeit. Es sind ein Bandit, die Frau des Opfers und das Opfer selbst, in Form eines Mediums. Warum unterscheiden sich ihre Versionen alle? Wer spricht die Wahrheit?
„Rashomon“ katapultierte das japanische Kino Anfang der 50er schlagartig in das Kinobewusstsein des Westens. Nicht nur schauspielerisch geben hier alle Höchstleistungen ab, auch die Struktur des Werkes ist unvergleichlich innovativ und bis heute enigmatisch faszinierend. Kurosawa geht es dabei nicht darum die korrekte Variante des Tathergangs, die Wahrheit zu ermitteln. Vielmehr stellt er die Frage, was Wahrheit denn überhaupt ist. Gibt es eine universelle Wahrheit? Wie sehr kann uns unsere Wahrnehmung täuschen? Was ist eine Lüge?
„Rashomon“ nähert sich den großen Fragen, ohne je nach simplen Antworten zu suchen. Er lässt den Zuschauer Richter sein, lässt ihn seine eigene Wahrheit finden. Und man rätselt und überlegt gerne mit, denn Kurosawa und sein Team fahren große Geschütze auf. Kazuo Miyagawas Kamera gleitet wie in einem Traum durch Blattwerk und verregnete Ruinen, Toshirō Mifunes Darbietung des Banditen Tajōmaru würzt die Geschichte mit aberwitzigen Wahnsinn und Takashi Shimura sorgt für nachdenkliche, emotional tief berührende Momente. Es entsteht ein Film, der auch nach 70 Jahren wie eine grundlegende Lehrstunde im Filmemachen ist, der bis heute sowohl in Sozial- und Rechtswissenschaften als auch Philosophie immer wieder Einzug erhält. In weniger als eineinhalb Stunden hat Akira Kurosawa das Kino für immer verändert. Joris Coerdt
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