XmasMovies Adventskalender

24. Türchen: Tatsächlich Liebe

Frohe Weihnachten euch allen! Fürs große Finale nun den absoluten Weihnachtsklassiker - und alles was ihr noch nicht darüber wusstet (hoffe ich :))!

Tatsächlich Liebe
(Großbritannien/USA/Frankreich 2003, 135 Minuten) Romantische Komödie

 

Handlung

Es weihnachtet, und ganz London träumt von der Liebe.
Die Liebe in all ihren Erscheinungsformen, vom kindlichen Schwärmen bis zur gereiften Männerfreundschaft, darum geht’s in dem witzig-schwungvollen Regiedebüt von Starautor Richard Curtis („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“).tvspielfilm.de

Billy Mack (Bill Nighy) hat schon einmal erfolgreichere Tage gesehen. Niemand interessiert sich mehr wirklich für den Sänger. Um seiner schwächelnden Karriere wieder Auftrieb zu geben, entscheidet er sich, eine spezielle Weihnachtsvariante von Love Is All Around aufzunehmen, in der Hoffnung, damit einen Hit zu landen. Aber er ist nicht der einzige, der in diesen Tagen zu kämpfen hat. So hadert der neue Premierminister David (Hugh Grant) mit seiner Arbeit, während seine Schwester Karen (Emma Thompson) und ihr Mann Harry (Alan Rickman) in eine Krise geraten. Bei Jamie (Colin Firth) ist die Beziehung hingegen bereits gescheitert, was er in Frankreich endlich zu vergessen versucht. Und dann wäre da noch Daniel (Liam Neeson), der um seine verstorbene Frau trauert und sich dabei um seinen Stiefsohn Sam (Thomas Sangster) kümmern muss …film-rezensionen.de

Mark schwärmt außerdem schon seit Ewigkeiten für Juliet (Keira Knightley) die Frau seines besten Freundes und ist deshalb in einer ähnlichen Situation wie Sarah die seit langem ihrem Arbeitskollegen hinterher schmachtet. Colin ist total gefrustet von englischen Frauen und John (Martin Freeman) lernt seine Traumfrau am Set eines Pornos kennen.

Fun-facts

Rom-Coms vom feinsten, auf diesem Gebiet ist Regisseur Richard Curtis ein Ausnahmetalent. Nachdem er zuvor erfolgreich die Drehbücher für Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill und Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück geschrieben hatte, durfte er bei Tatsächlich Liebe zum ersten Mal selbst auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Zu diesem Zeitpunkt war er in der britischen Schauspielszene schon wunderbar vernetzt und ermöglichte dem Film eine absolute Starbesetzung.
Hugh Grant witzelte nach den Dreharbeiten: "Ich kenne keinen englischen Schauspieler, der nicht mitspielt." Sogar Rowan Atkinson alias Mr. Bean hat als nerviger Verkäufer einen Cameo-Auftritt.
Apropos erfreuliches Wiedersehen: Hugh Grant kennt einen seiner Kolleg*innen in diesem Film doch tatsächlich von Familienfesten, nämlich Thomas Brodie-Sangster der den kleinen Jungen Sam spielt. Die beiden sind Cousins 3. Grades, da Thomas’ Urgroßmutter und die Großmutter von Hugh Grant Schwestern waren.

Doch wir sehen in Tatsächlich Liebe nicht nur britische Darsteller*innen, auch die deutsche Schauspielerin Heike Makatsch war dabei. Auf den Kinopostern und DVD-Covern ist sie allerdings auch nur hierzulande zu sehen, in allen anderen Ländern ist an ihrer Stelle Martine McCatchen zu sehen, die Natalie, die Assistentin des Premierministers verkörpert.
So ganz loslassen konnte Heike Makatsch das Projekt nicht, 2014 spielte sie in der deutschen Neuverfilmung des Klassikers mit.

Dieser ist allerdings nicht halb so liebevoll gemacht wie das Original, denn allein für die erste Szene wurde 2003 ein enormer Aufwand betrieben. Die Filmcrew suchte doch tatsächlich am Flughafen London Heathrow über eine Woche mit versteckten Kameras nach der Liebe in den Begrüßungs- und Abschiedszeremonien. Wenn sie dabei einen besonders innigen Moment einfingen, rannten sie schnell zu den Leuten hin, um ihre Zustimmung für die Veröffentlichung zu bekommen. Diese Arbeit hat sich ausgezahlt, Anfang und Ende des Films sind ultra authentisch.
Gestellt und trotzdem glaubhaft ist Hugh Grants Tanzeinlage in der Downing Street. Und das obwohl der Schauspieler immer wieder versuchte die Szene aufzuschieben, weil er sie so lächerlich fand. Letztendlich hatte er jedoch so viel Spaß damit, dass Curtis kaum etwas davon rausschneiden wollte. Wer in ihrer Szene ein bisschen weniger Authentizität gebeten wurde, ist Olivia Olson, die Joannas Version von "All I Want for Christmas" sang. Ihr Gesang war so lupenrein, dass die Produzenten sie um eine etwas schlechtere Darbietung baten, denn die damals Zwölfjährige sollte kindlicher klingen.
Auch sehr unecht ist die Szene, in der der Schriftsteller Jamie und die Portugiesin Aurelia gezwungenermaßen in einem See hinter dem Haus schwimmen, dieser ist an der gezeigten Stelle nämlich eigentlich nur etwa 46 Zentimeter tief. Die beiden mussten sich für den Dreh hinknien.

So viele Fakten über so viele Charaktere, dabei sollte es eigentlich nur die Liebesgeschichte um Hugh Grant und die um Colin Firth als zwei separate Filme geben. Doch Drehbuchautor Richard Curtis befand die Geschichten schließlich für zu ähnlich, und packte sie so gekürzt in einen Film, dem er noch ein paar Geschichten dazu dichtete.

Trotz dessen, dass einer der – wenn nicht sogar DER – beliebteste Weihnachtsfilm überhaupt ist, erschienen beim „Guardian“, in der „Cosmopolitan“, auf „Spiegel.de“ und anderen Seiten immer wieder kritische Texte zum Film, genauer gesagt zur Darstellung romantischer Beziehungen.

Auch beim sogenannten Bechdel-Test, der Filme auf die Stereotypisierung von weiblichen Figuren checkt, schneidet die Komödie schlecht ab. Der Test prüft unter anderem, ob es zwischen den von Frauen besetzten Rollen ausreichend Gespräche gibt die sich nicht um ihre männlichen Co-Darsteller drehen. Klingt eigentlich nicht nach einer großen Hürde, aber faktisch bestehen viele Filme den Test nicht.

Selbst der Regisseur gab in einem Interview an, dass er, wenn er den Film noch einmal drehen könnte, ein paar Dinge anders gemacht hätte. Er prangerte vor allem die fehlende Diversität im Film an. Eigentlich sollte es sogar eine queere Lovestory geben, Richard Curtis bedauerte es, dass die Liebeshandlung um die beiden von den britischen Schauspielerinnen Anne Reid und Frances de la Tour gespielten Figuren gestrichen wurde. In der ursprünglich geplanten Fassung spielt Anne Reid eine strenge Schuldirektorin, Frances de la Tour spielt ihre Frau, der es gesundheitlich immer schlechter geht. In der gestrichenen Szene kommt Reid nach Hause und findet ihre Frau gesundheitlich angeschlagen im Bett vor.
Die Szene endet und das Bild wechselt zu Emma Thompson, die in der Schulaula für Reid folgende Rede hält: „Ich möchte unserer Schulleiterin im Namen aller Eltern sagen, dass wir es sehr mutig finden, dass sie angesichts ihres kürzlichen Verlustes heute hier ist. Geraldine war eine wunderbare und schlagfertige Frau, und Trauer ist an Weihnachten besonders schwer.“

Schade! Ein lesbisches Paar hätte der Heteronormativität des Films ein wenig entgegengewirkt.

Was der Regisseur zudem erkannte, ist das unangemessene Verhalten einiger männlicher Charaktere am Arbeitsplatz. Da ist zum einen Collin, der junge Brite mit Aushilfsjobs, der in Büros und auf Partys Frauen mit unangenehmen Sprüchen belästigt. Dies wird im Film jedoch nicht als ernsthaftes Problem, sondern als irgendwie ganz lustig dargestellt. Englische Frauen seien einfach „zu eingebildet und verstünden keinen Spaß“– so Collin. Zum anderen gibt es den Premierminister der seine Assistentin Natalie einfach versetzen lässt als der Präsident der Vereinigten Staaten sie sexuell belästigt. Und zwar nicht um ihr zu helfen, sondern weil er eifersüchtig ist! Generell werden Frauen im Film sehr passiv portraitiert. Sie sind Mitarbeiterinnen, Mütter, Pflegerin und kümmern sich um andere.

Da stellt sich natürlich die Frage ob der Film mit dem Titel „Tatsächlich Liebe“ seinem indirekten Anspruch ein umfassendes Bild von Liebe zu zeigen gerecht wird? Nun das dürft ihr selbst entscheiden. Ich für meinen Teil fände eine Update-Version des Klassikers mit Menschen aller Sexualitäten, Geschlechter und Herkünfte (sozialen und kulturellen) sehr spannend.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Film nicht ohne Würde gealtert ist. Seine Botschaft ist weihnachtlich und es wäre schön, wenn sie ein wenig allgegenwärtiger wäre: Liebe ist überall.

Und damit Tschüss! Und frohe Weihnachten euch! Ich hoffe, ich konnte mit diesem Adventskalender ein paar Menschen eine Freude machen J Gebt mir gerne Feedback an Koki@hannover-stadt.de.

Wo schauen?

25.12. 23:20 Uhr ZDF

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