KinoSchule Juni 2019

Das Filmangebot für die Woche vom 24. bis 28. Juni 2019

Paulas Geheimnis

Kinderfilm

Paulas Geheimnis

Gernot Krää, Deutschland 2006, 96 Minuten

Themen: Familie, Freundschaft, Liebe, Kindheit, Erwachsenwerden, Mut, Außenseiter, Rollenbilder, Illegale

Unterrichtsfächer: Grundschulunterricht, Deutsch, Religion, Werte und Normen – und fächerübergreifend

FSK: ab 6 – empfohlen ab 8 Jahren

Obwohl Paula fast zwölf ist, wird sie von ihrem Vater noch immer Püppchen genannt. Die viel beschäftigten Eltern verwöhnen ihre Tochter, haben aber nur wenig Zeit für sie. Deshalb träumt Paula von einem Märchenprinzen, der ihr zuhört und sie ernst nimmt. Ihm schreibt sie Liebesbriefe in ihr geheimes Tagebuch. Doch eines Tages wird eben dieser kostbar gehütete Schatz von zwei Kindern in der UBahn gestohlen. Tobi, ein etwas übergewichtiger Junge aus Paulas Klasse, der in sie verliebt ist, hat den Diebstahl beobachtet und bietet ihr ein Geschäft an: Paula soll ihm Nachhilfestunden in Englisch geben, dafür will er ihr bei der Verfolgung der Tagebuch-Diebe helfen. Widerstrebend geht Paula auf seinen Plan ein und die beiden kommen einer Gangsterbande auf die Schliche, die rumänische Kinder zum Stehlen zwingt. Realität und Traum gehen in Paulas Wahrnehmung zunächst fließend ineinander über: Fühlt sie sich von den Eltern wieder einmal nicht verstanden, flieht das Mädchen in eine idyllische Fantasiewelt mit ihrem Traumprinzen. In hartem Kontrast zu diesen Tagträumen stehen die existenziellen Nöte der auf sich selbst gestellten rumänischen Diebe/innen, die in schäbigen Wohnungen gefangen gehalten und von Kriminellen ausgebeutet werden. Die märchenhaft beginnende Geschichte von Paula und ihrem Prinzen wandelt sich im Verlauf des Films zu einem Kriminalfilm, der seinen Showdown im Hamburger Hafen findet. (Kinofenster.de)

Szene aus "Der Junge muss an die frische Luft"

Der Junge muss an die frische Luft

Caroline Link, Deutschland 2018, 95 Minuten

Themen: Biografie, Geschichte, Familie, Kindheit, Gender/Geschlechterrrollen, Tod/Sterben, Medien

Unterrichtsfächer: Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Kunst, Musik

FSK: ab 6 – empfohlen ab 12 Jahren

Recklinghausen, um 1970: Im Hause Kerkeling ist Humor seit jeher Familien- und vor allem Frauensache. Zwei Großmütter, mehrere Tanten und die gesamte Nachbarschaft liefern Hans-Peter, genannt Hape, von klein auf Stoff für seine beliebten Parodien. In der feierfreudigen Großfamilie geht es oft hoch her. Sich seines Talents voll bewusst, verfolgt der Junge allerdings ein ernstes Ziel: Er will die Depressionen seiner Mutter vertreiben, indem er sie zum Lachen bringt. Als das misslingt und sie sich das Leben nimmt, ist er am Boden zerstört. Doch die Familie lässt Hape nicht hängen. Weil Vater meist auf Arbeit ist, springen die betagten Großeltern ein. Als sie unter seiner Regie auch noch das Jugendamt überlisten, schöpft Hape neuen Lebensmut. Der Karriere als TV-Entertainer steht nichts mehr im Weg. Auch wenn Loriot erst einmal absagt.

Unter den deutschen Comedians, Kabarettisten, Entertainern, Schriftstellern und Sängern genießt Hape Kerkeling die wohl höchsten Sympathiewerte. Gewisse Wiedererkennungseffekte sind unvermeidbar, wenn sich der pummelige Hape immer wieder in Frauenkleider stürzt, um nicht nur zum Karneval die Familie zu erfreuen. Wie die zugrundeliegenden Memoiren wählt aber auch Caroline Link eher die leisen Töne. In bedachtsam komponierten Bildern entwickelt sich das Panorama einer weitverzweigten Familie, ohne deren Zusammenhalt und innige Liebe das Phänomen Hape Kerkeling undenkbar wäre. (Vision Kino)

Szene aus "Green Book"

Green Book - Eine besondere Freundschaft

Peter Farrelly, USA 2018, 130 Minuten

Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Themen: Bürger- und Menschenrechte, Rassismus, Geschichte (USA), Biografie, Gewalt, Demokratie, Macht, Zivilcourage, Individuum und Gesellschaft, Recht und Gerechtigkeit, Musik

Unterrichtsfächer: Englisch, Geschichte, Politik, Sozialkunde, Deutsch, Psychologie, Religion, Ethik, Musik

FSK: ab 6 – empfohlen ab 14 Jahren

Der begnadete Pianist Dr. Don Shirley geht 1962 auf eine Konzert-Tournee von New York bis in die Südstaaten. Sein Fahrer ist der Italo-Amerikaner Tony Lip, ein einfacher Mann aus der Arbeiterklasse, der seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs und als Türsteher verdient. Der Gegensatz zwischen den beiden könnte nicht größer sein. Dennoch entwickelt sich eine enge Freundschaft. Gemeinsam erleben sie eine Zeit, die von wahrer Menschlichkeit, aber auch Gewalt und Rassentrennung geprägt ist. So müssen sie ihre Reise nach dem »Negro Motorist Green Book« planen, einem Reiseführer für afroamerikanische Autofahrer, der die wenigen Unterkünfte und Restaurants auflistet, die auch schwarze Gäste bedienen.

Regisseur und Koautor Peter Farrelly gelingt mit diesem warmherzigen, lakonisch komischen Antirassismus-Drama ein Film mit Klassiker-Qualitäten. Das ungleiche Paar ist psychologisch plausibel und ebenso pointenstark entwickelt. Mahershala Ali („Moonlight“) verleiht dem sensiblen Pianisten charismatischen Glanz. Derweil Viggo Mortensen als gutherzige Quasselstrippe dem Affen mit sichtlichem Vergnügen reichlich Zucker geben darf. Intellektuell mag das Arbeiterkind aus der Bronx kaum glänzen. Was Haltung und Werte anlangt, stellt er sie alle mit nonchalanter Selbstverständlichkeit in den Schatten: Die bigotten Bonzen in ihren feinen Villen. Die homophoben Cops. Die ehrenwerten Ladenbesitzer mit diskriminierendem Geschäftsmodell. Rasse, Bildung und Klasse sind für Toni keine Hürden. Politisches Aufklärungskino, das ausgesprochen vergnüglich und bewegend ausfällt: (Programmkino.de)

Szene aus "The Hate U Give"

The Hate U Give

George Tillman Jr., USA 2018, 133 Minuten

Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln oder deutsche Fassung

Themen: Rassismus, Vorurteile, Coming-of-Age, (Polizei)Gewalt, USA, Diskriminierung, Identität, Individuum (und Gesellschaft), Emanzipation

Unterrichtsfächer: Englisch, Deutsch, Philosophie, Sozialkunde, Ethik

FSK: ab 12 – empfohlen ab 14 Jahren

Die sechzehnjährige Teenagerin Starr fühlt sich zwischen zwei Welten gefangen: Sie lebt in Garden Heights, einem Wohnviertel, in dem hauptsächlich afroamerikanische Familien leben. Durch den florierenden Drogenhandel ist die Kriminalitätsrate hoch, immer wieder kommt es zu Schießereien und Verletzten. Um ihre Kinder davor zu beschützen, gehen Starr und ihre Geschwister auf eine Privatschule. Hier bilden sie eine Minderheit. Obwohl sich Starr in beiden Milieus zuhause fühlt, nimmt ihre innere Zerrissenheit mit jedem Tag zu, bis es eines Tages zu einem dramatischen Ereignis kommt, das ihr Leben für immer verändern wird: Ihr Jugendschwarm Khalil wird vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen – und Starr ist die wichtigste Zeugin.

Das Thema Rassismus war auf der Leinwand lange nicht mehr so aktuell wie dieser Tage. Da war es eigentlich auch schon lange an der Zeit, dass in einer solche Geschichte einmal eine jugendliche Figur im Mittelpunkt steht. „The Hate U Give“ war in den USA ein Bestseller und wählt exakt diese Herangehensweise, um sich mit der Thematik Ausgrenzung der Afroamerikaner in den USA auseinanderzusetzen. Zur Identifikationsfigur wird dabei eine sechzehnjährige Schülerin. Der von George Tillman Jr. inszenierte Film erinnert optisch eher an einen klassischen Coming-of-Age-Film und ist vollgepackt mit modernen Rap- und RnB-Sounds, mit denen sich die Macher überdeutlich an eine eher jüngere Zielgruppe richten. (programmkino.de)

Szene aus "Nur wir drei gemeinsam"

 

Kheiron, Frankreich 2016, 102 Minuten

Französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln oder deutsche Fassung

Themen: Flüchtlinge/Flucht/Migration, Zusammenhalt, Integration, Inklusion, Heimat, Identität, Menschenrechte, Demokratie, Familie, Freundschaft, Revolution, Widerstand

Unterrichtsfächer: Französisch, Geschichte, Deutsch, Sozialkunde, Politik, Ethik

FSK: ab 12 – empfohlen ab 13 Jahren

Ihre Geschichte beginnt im Iran und endet in Frankreich: Hibat, Fereshteh und ihr kleiner Sohn Nouchi müssen in den späten 70er Jahren aus ihrer Heimat fliehen. Nachdem sie an vorderster Front gegen das brutale Regime des Schahs gekämpft haben, ist das Aktivistenpaar kurz darauf den Repressalien der Schergen Ayatollah Khomeinis ausgeliefert. Als das Leben für die Familie immer bedrohlicher wird, entschließen sie sich zu der gefährlichen Flucht über die Berge, in die Türkei und schließlich in das Land ihrer Träume – das Land der Menschenrechte. Der Neuanfang gelingt, wenn auch zunächst in der Banlieue, und der Kampf gegen die islamischen Fundamentalisten wird im Exil fortgesetzt. Mehr und mehr jedoch verblasst das Bild von der Heimat und das Engagement des Ehepaars konzentriert sich auf das, was vor Ort ist. Als Sozialarbeiter, die sich unermüdlich für das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen einsetzen, finden sie am Ende ihren Platz in der neuen Gesellschaft.

Kheiron, der iranischstämmige Schauspieler und Komiker, schrieb zu diesem Film das Drehbuch und führte erstmals auch Regie. Zudem verkörpert er selbst die Hauptfigur, Hibat, und spielt damit seinen eigenen Vater. Elegant-schelmisch bewegt er sich durchs Leben, was den Grundton des gesamten Films bildet. Auf sehr humorvolle, leichtfüßige Art und Weise werden auch zutiefst tragische Aspekte aufgegriffen, zu denen ein Leben in ständiger Angst, Unterdrückung, Abschiede und sogar Folter gehören. (Vision Kino)

Szene aus "Yuli"

Yuli

Icíar Bollaín, Spanien/Kuba/Großbritannien/Deutschland 2018, 109 Minuten

Spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Fächer: Spanisch, Deutsch, Musik, Politik, Ethik, Sport, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde

Themen: Bildung, Außenseiter, Erwachsenwerden, Kuba, Sozialismus, Armut, Karriere, Migration, Religion, Sklaverei, Toleranz, Träume

FSK: ab 6 Jahre – empfohlen ab 14 Jahren

In einem Armenviertel Havannas wächst der kleine Carlos Acosta mit zwei Schwestern auf. Er tanzt gerne wie Michael Jackson, möchte aber Fußballer werden wie der Brasilianer Pelé. Sein Vater Pedro, ein resoluter Lastwagenfahrer, nennt ihn nach einem afrokubanischen Kriegsgott Yuli. Er erkennt das Tanztalent seines Sohnes und schickt ihn auf die staatliche Ballettschule. Als Yuli den Unterricht schwänzt, schlägt Pedro ihn und steckt ihn in ein abgelegenes Internat. Dort lernt Yuli mit Hilfe einer engagierten Lehrerin fleißig und avanciert zum besten Tänzer. Nachdem er mit 16 einen Wettbewerb in Lausanne gewonnen hat, erhält er ein attraktives Angebot vom English National Ballet aus London. Doch nach einer schweren Fußverletzung kehrt er nach Kuba zurück. Dort genießt er ein Leben in Freiheit und fragt sich, ob er seine beginnende Karriere als professioneller Tänzer abbrechen soll.

Yuli ist der erste dunkelhäutige Künstler, der 2006 am Royal Ballet in London den Romeo tanzt. Warum kommt die Gleichstellung der Hautfarben in dieser Kunstform so spät? Die Erzählung um Yuli ist eingebettet in eine konzise Schilderung der Zeitgeschichte, die ein ambivalentes Bild des kubanischen Sozialismus zeichnet. Einerseits ermöglicht der Staat auch armen Kindern eine kostenlose Ballettausbildung, andererseits fliehen viele Bürger vor Armut und Repression in die USA. Wie geht der heimatverbundene Yuli mit dem Spannungsfeld um? (Vision Kino)

Szene aus "Ein Chinese zum Mitnehmen"

Sebastián Borensztein, Argentinien/Spanien 2011, 93 Minuten

Spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Themen: Integration, Außenseiter, Freundschaft, Begegnung, Migration, Kommunikation

Unterrichtsfächer: Spanisch, Ethik, Philosophie, Deutsch, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde

FSK: ab 12 – empfohlen ab 14 Jahren

Roberto ist Inhaber eines kleinen Eisenwarengeschäfts in Buenos Aires und ein notorischer Einzelgänger mit starken Bindungsängsten, der niemanden an sich heranlässt. Eines Tages platzt ein junger Chinese in sein langweiliges Leben, der kurz nach seiner Ankunft ausgeraubt wurde und bei seiner Suche nach seinem Onkel auf fremde Hilfe angewiesen ist. Widerstrebend nimmt Roberto den Gestrandeten unter seine Fittiche. Zwar geraten damit seine geregelten Abläufe empfindlich durcheinander, doch fasst der mürrische Single zögerlich Vertrauen zu dem neuen Mitbewohner und findet darüber einen Ausweg aus seinem eigenen tristen Dasein.

Gleich in mehrfacher Hinsicht wirkt Chinese zum Mitnehmen wie eine südamerikanische Antwort auf die Tragikomödien des Finnen Aki Kaurismäki – entwickelt doch Sebastián Borensztein seine Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft mit spärlichen Dialogen, trockenem Humor, einem melancholischen Soundtrack und einem Anflug von Skurrilität. Den Grundstein für absurde Szenen legen die gravierenden Verständigungsprobleme: Roberto versteht kein Chinesisch, sein Kompagnon kein Spanisch. Herz des Films ist der großartige Hauptdarsteller Ricardo Darín. (kinofenster)