KinoSchule Mai 2019

Das Filmangebot für die Woche vom 13. bis 17. Mai 2019

Paulas Geheimnis

Kinderfilm

Paulas Geheimnis

Gernot Krää, Deutschland 2006, 96 Minuten

Themen: Familie, Freundschaft, Liebe, Kindheit, Erwachsenwerden, Mut, Außenseiter, Rollenbilder, Illegale

Unterrichtsfächer: Grundschulunterricht, Deutsch, Religion, Werte und Normen – und fächerübergreifend

FSK: ab 6 – empfohlen ab 8 Jahren

Obwohl Paula fast zwölf ist, wird sie von ihrem Vater noch immer Püppchen genannt. Die viel beschäftigten Eltern verwöhnen ihre Tochter, haben aber nur wenig Zeit für sie. Deshalb träumt Paula von einem Märchenprinzen, der ihr zuhört und sie ernst nimmt. Ihm schreibt sie Liebesbriefe in ihr geheimes Tagebuch. Doch eines Tages wird eben dieser kostbar gehütete Schatz von zwei Kindern in der UBahn gestohlen. Tobi, ein etwas übergewichtiger Junge aus Paulas Klasse, der in sie verliebt ist, hat den Diebstahl beobachtet und bietet ihr ein Geschäft an: Paula soll ihm Nachhilfestunden in Englisch geben, dafür will er ihr bei der Verfolgung der Tagebuch-Diebe helfen. Widerstrebend geht Paula auf seinen Plan ein und die beiden kommen einer Gangsterbande auf die Schliche, die rumänische Kinder zum Stehlen zwingt. Realität und Traum gehen in Paulas Wahrnehmung zunächst fließend ineinander über: Fühlt sie sich von den Eltern wieder einmal nicht verstanden, flieht das Mädchen in eine idyllische Fantasiewelt mit ihrem Traumprinzen. In hartem Kontrast zu diesen Tagträumen stehen die existenziellen Nöte der auf sich selbst gestellten rumänischen Diebe/innen, die in schäbigen Wohnungen gefangen gehalten und von Kriminellen ausgebeutet werden. Die märchenhaft beginnende Geschichte von Paula und ihrem Prinzen wandelt sich im Verlauf des Films zu einem Kriminalfilm, der seinen Showdown im Hamburger Hafen findet. (Kinofenster.de)

Szene aus "Styx"

Styx

Wolfgang Fischer, Deutschland/Österreich 2018, 94 Minuten

Themen: Flüchtlinge, Begegnung, Ethik, Verantwortung, Konflikt/Konfliktbewältigung, Seefahrt, Sport

Unterrichtsfächer: Politik, Sozialkunde, Ethik, Religion, Psychologie

FSK: ab 12 – empfohlen ab 14 Jahren

Rike, eine Rettungsärztin aus Deutschland, ist als Alleinseglerin im Atlantik unterwegs. Ihre elf Meter lange Jacht navigiert sie mit Geschick und Erfahrung, die sportliche Herausforderung ist ihr Antrieb. Als sie auf ein havariertes Flüchtlingsboot stößt, informiert sie die Seenotrettung und bleibt vorschriftsgemäß auf Abstand. Doch die Rettung bleibt aus – und hatte vielleicht nie die Absicht zu helfen. Stattdessen gelingt einem halb verdursteten Jungen die Flucht auf ihr Schiff. Die Medizinerin kann ihn notärztlich versorgen, doch was ist mit den anderen? Ihre Vorräte gehen zur Neige. In der eigenen Notsituation bleibt ihr nur der Ausweg, die Seerettung für sich selbst anzufordern.

Geradezu exemplarisch spiegelt „Styx“ – der Name bezieht sich auf den Totenfluss der griechischen Sage – die Probleme europäischer Flüchtlingspolitik. Wovon Nachrichten über gestrandete Flüchtlingsschiffe oder politische Kommentare über das Für und Wider der Seenotrettung fast täglich berichten, wird hier als Spielfilm begreifbar. (Vision Kino)

Gegen den Strom

Benedikt Erlingsso, Island/Frankreich/Ukraine 2018, 101 Minuten

Themen: Ökologie, Politik, Wirtschaft, Widerstand, Umwelt, Werte

Unterrichtsfächer: Deutsch, Ethik, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Politik, Geografie

FSK: ab 6 – empfohlen ab 15 Jahren

Island ist in Aufruhr: Seit geraumer Zeit wird regelmäßig die Stromversorgung des Landes lahmgelegt mit fatalen Folgen für die Aluminiumindustrie vor Ort, deren Produktion jedes Mal zusammenbricht. Nie würde jemand auf die Idee kommen, dass eine einzelne Frau hinter diesen Sabotageakten steht. Wie auch? Halla führt ein Doppelleben. Im Alltag ist die knapp 50-Jährige eine unauffällige und beliebte Chorleiterin. Im Geheimen führt sie unter dem Pseudonym "Die Bergfrau" einen Guerillakampf gegen Umweltzerstörung und Profitdenken multinationaler Unternehmen. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet, attackiert sie gekonnt Stromleitungen und Masten und entkommt immer wieder der Polizei, die sie bald mit Helikoptern, Drohnen und Spezialeinheiten verfolgt. Nur wenige Mitwisser hat Halla, nicht einmal ihre Zwillingsschwester Ása ist eingeweiht. Doch gerade als Halla ihren kühnsten Coup plant, erhält sie eine Nachricht, die sie veranlasst, ihren Einsatz für die Natur zu überdenken. Ein Adoptionsantrag, vor Jahren gestellt und dann vergessen, wurde bewilligt. In der Ukraine wartet ein kleines Mädchen darauf, dass Halla sie zu sich nach Hause holt. (kinofester)

Gegen den Strom ist ein ökologisches Märchen, in dem – häufig auf humorvolle Weise – auf den Prüfstand gestellt wird, welchen Sinn und welche Macht das Handeln Einzelner angesichts der Trägheit der Behörden im Kampf gegen den Klimawandel hat. (Filmpreis des Europäischen Parlaments)

Szene aus "Dark Eden"

Dark Eden

Jasmin Herold/Michael Beamish, Deutschland 2017, 80 Minuten

Themen: Ökologie, (Natur-)katastrophe, Arbeit, Energie, Forschung, Globalisierung, Klimawandel, Verantwortung, Technik/neue Technologien, Wirtschaft, Politik

Unterrichtsfächer: Geografie, Politik, Wirtschaft / WAT, Arbeitslehre, Biologie

FSK: o.A.– empfohlen ab 14 Jahren

„Niemals hätte ich gedacht, dass auch ich mich für Fort McMurray entscheiden würde. Und dass erst das Feuer meine Zeit hier beendet." Die Regisseurin Jasmin Herold verschlägt es in die Ölsand-Goldgräberstadt im hohen Norden Kanadas – so wie einst Olga und Markus aus Norddeutschland. Sie lernt Robbie kennen, der mit Begeisterung die "I love Oilsands"-Campaign leitet und Ureinwohner, die nicht mehr jagen, weil alle Tiere an Krebs erkrankt sind. Die Abgründe hinter dem Ölsand-Eldorado werden immer sichtbarer und lassen erahnen, welche unermesslichen Schäden Menschen und Umwelt davontragen – bis das große Feuer kommt und alles Leben vertreibt. Eine spannende und bildgewaltige Filmerzählung. (DOK.fest München 2018)

„Dark Eden“ feierte 2018 Weltpremiere auf dem DOK.fest München und wurde auf dem Internationalen Filmfestival Braunschweig mit dem Green Horizons Award als bester Film zum Thema Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Szene aus "Beautiful Boy"

Beautiful Boy

Felix Van Groeningen, USA 2018, 111 Minuten

Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln oder deutsche Fassung

Themen: Drogen, Sucht, Kindheit, Familie, Vater-Kind-Beziehung, Liebe, Alltag, Verantwortung, Biografie

Unterrichtsfächer: Biologie, Sozialkunde, Psychologie, Ethik, Deutsch, Politik

FSK: ab 12 – empfohlen ab 14 Jahren

Familienvater David Sheff sitzt bei einem Arzt. Dabei fehlt ihm physisch gar nichts. Er ist dort, um sich von dem Mediziner über die Droge Meth aufklären zu lassen. Denn Davids Sohn Nic ist dieser völlig erlegen. Obwohl dem schlauen Jungen mit seinen Schulleistungen die Welt offenstehen würde, kommt er nicht von seiner Sucht weg, wobei er immer unberechenbarer wird. Bei Besuchen bei ihm und seiner zweiten Ehefrau Karen erkennt David seinen Sohn kaum mehr. Auch Aufenthalte bei Nics Mutter Vicki haben keine Wirkung. So versucht David so gut es geht, sich über die Sucht seines Sohnes zu informieren, damit er ihm auf jede erdenkliche Art und Weise helfen kann. Doch je länger die Leidenszeit dauert, desto aussichtsloser wird Davids Kampf. Ist Nic noch zu retten, oder wird er eines Tages wie so viele Drogensüchtige tot auf der Straße enden? (OutNow.CH)

Basierend auf den Autobiografien von David Sheff und Nic Sheff erzählt „Beautiful Boy“ die bewegende Geschichte einer Familie, die über Jahre hinweg gegen die Drogenabhängigkeit des ältesten Sohns Nic ankämpft. Sehr einfühlsam und manchmal herzzerreißend, dabei aber angenehm unpathetisch entwickelt der Regisseur Felix van Groeningen eine dramatische Geschichte, die ihre Stärke aus dem Realismus zieht. Das gilt sowohl für das außerordentliche Spiel der beiden Protagonisten als auch für die Story an sich, die nichts beschönigt und dennoch immer wieder kleine Hoffnungsfunken aufblitzen lässt.

Szene aus Hi, A.I.

 

Hi, A.I. Ein Science Fiction Dokumentarfilm

Isa Willinger, Deutschland 2018, 94 Minuten

Themen: Künstliche Intelligenz und Bewusstsein, soziale Roboter, Sexroboter, Mensch-Maschine-Kommunikation, Maschinenethik

Unterrichtsfächer: Sozial- und Gemeinschaftskunde, Politik, Wirtschaft, Ethik, Deutsch, Kunst, Informatik

FSK: ab o.A. – empfohlen ab 14 Jahren

Ein Mann reist im Wohnmobil durch eine einsame Landschaft. An seiner Seite: eine blonde Roboterfrau, die behauptet ihn zu lieben. Eine japanische Familie hat für die Oma, die oft allein ist, einen elektronischen Gefährten angeschafft. Mensch und Maschine reden mitunter aneinander vorbei, aber alle haben Spaß dabei.

In den teils amüsanten, teils beklemmenden Szenen aus Isa Willingers Dokumentarfilm herrscht eine sonderbare Atmosphäre. Man spürt, dass etwas Neues beginnt. Eine Spezies künstlicher Wesen, dem Menschen ähnlich und doch ganz anders, erobert die Welt. Sind wir die Eingeborenen, die irgendwann von den eigenen Schöpfungen an den Rand gedrängt werden?

Noch sind es nur tastende, mitunter hilflose Versuche, intelligente Maschinen in Alltagssituationen hineinzulassen. Der Film nimmt eine beobachtende, abwartende Haltung ein. Er gewährt Einblicke in Roboter-Laboratorien und lässt Expert*innen zu Wort kommen. Aber selbst die scheinen noch nicht zu wissen, wohin diese Reise führt. (Vision Kino)

Szene aus "Was werden die Leute sagen"

Was werden die Leute sagen

Iram Haq, Norwegen/Deutschland/Schweden 2017, 106 Minuten

Themen: Integration, Werte, kulturelle Kluft, Identität, soziale Kontrolle, Familie, Ehrbegriff in traditionellen Kulturen, erste Liebe, Gewalt, Selbstbestimmung

Unterrichtsfächer: Sozialkunde, Politik, Ethik, Religion, Deutsch, fächerübergreifend: Bildung zur sexuellen Selbstbestimmung

FSK: ab 12 – empfohlen ab 13 Jahren

Nisha wächst mit pakistanischen Wurzeln in Norwegen auf. Die selbstbewusste Teenagerin lebt außerhalb ihrer Familie wie ihre norwegischen Freundinnen und Freunde, innerhalb der Familie passt sie ihr Verhalten den Vorstellungen ihrer Eltern an. Ihre Familie umsorgt sie liebevoll – das Mädchen ist der Stolz des Vaters. Das ändert sich schlagartig, als er Nisha in einer sexuell zweideutigen Situation mit einem Jungen in ihrem Zimmer sieht. Die Eltern reagieren extrem: sie verschleppen das Mädchen nach Pakistan zu Verwandten. Nishas Ungehorsam wird hart bestraft, die zarte erste Liebe als Schande gebrandmarkt, die die Familie gesellschaftlich isoliert und existentiell bedroht. Die Familie zwingt das Mädchen von nun an unter eine strenge soziale Kontrolle, um sie den Einflüssen der norwegischen Kultur zu entziehen. Nisha beugt sich voller Verzweiflung und unglücklich ihren Eltern, aber ihr Wille, ihr Leben selbst zu gestalten, besteht fort.

Die Kamera bleibt in diesem bewegenden Coming-of-Age-Drama nah dran an der Protagonistin, verfolgt aus der Perspektive des Mädchens ihre Wandlung von einer fröhlichen Teenagerin in eine still leidende junge Frau. Brutal von ihren Freund*innen und der westlichen Kultur, in der sie aufwuchs, getrennt, begleitet der Film Nishas Versuch, einen Zugang zur traditionellen Lebensweise ihrer Familie zu finden. Allein kämpft Nisha gegen einen geeinten Familienwillen, der ihre nach individuellem Glück strebende Persönlichkeit zu unterdrücken versucht. (Vision Kino)