5. Festival des Kubanischen Kinos Hannover

Kubanische Visionen 2023

  

9.-11. Juni 2023

Natürlich findet das fünfjährige Jubiläum der ›Kubanische Visionen‹ da statt, wo es 2019 seine Premiere hatte, im Kino im Künstlerhaus; auch diesmal wieder in enger Kooperation mit Global Partnership Hannover e. V. sowie Cuba im Film – festival de cine cubano Frankfurt/Main.
In ›alter Tradition‹ bietet es einen Einblick in das außerordentlich qualitätsvolle cineastische Schaffen Kubas und zugleich auch in den facettenreichen Alltag der karibischen Insel.

Dieser ist geprägt von malerischen Palmenstränden, allgegenwärtiger Salsamusik und pittoresken Bilder, aber auch von prekären Lebenssituationen und gesellschaftlichen Besonderheiten. Das erzeugt einen ganz besonderen Mix von Emotionen, die je nach Sichtweise des Betrachters sehr unterschiedlich ausfallen können.

Auf jeden Fall ist die gegenwärtige Lage mehr als schwierig. Einerseits gehört Kuba zu den Ländern, die die Pandemie am besten in den Griff bekommen haben und exportiert die eigenen hochwirksamen Impfstoffe sogar in andere Länder. Andererseits hinterließ der virusbedingte, völlige Zusammenbruch des Tourismus und dessen langsame Erholung tiefe
Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft.

Erschwerend kommt hinzu, dass die seit 1960 bestehende US-Blockade der Insel im Wesentlichen anhält — zuzüglich der von Donald Trump erlassenen (über 200) Sanktionen! Da verwundert es nicht, dass die Migration 2022 Rekorddimensionen erreichte.

Nach den gigantischen Blackouts im vergangenen Jahr fließt der Strom zwar wieder zuverlässiger, doch die Versorgung mit Lebensmitteln und aktuell mit Treibstoff ist weiterhin äußerst prekär. Hinzu kommt das, was die cubanos und cubanas seit vielen Jahren als ›Selbstblockade‹ kritisieren. Gemeint ist eine fehlerhafte und dysfunktionale Steuerung der in sich selbst verstrickten Wirtschaft und Verwaltung durch Überbürokratisierung sowie fehlende Kontrolle. Immerhin findet der Terminus ›autobloqueo‹ nun erstmalig auch Verwendung im offiziellen Sprachgebrauch — um die Notwendigkeit unterschiedlicher Reformen zu untermauern. Aufgrund der erneuten Hinwendung Lateinamerikas zu progressiven Regierungen macht die regionale politische und wirtschaftliche Integration Kubas wieder Fortschritte, was für die kommenden
Jahre ein Hoffnungszeichen darstellt.
Die daraus resultierenden gesellschaftspolitischen Entwicklungen wirken sich auf alle Lebensbereiche aus — und sind Stichwortgeber für unsere jährliche Podiumsdiskussion. Diesmal ist sie dem Tourismus gewidmet; ein für die Ökonomie der Insel außerordentlich wichtiger Faktor. Die Reiseveranstalterin Marianela Kück, der Kuba-Kenner Marcel Kunzmann und der Botschaftsrat Orlando Ramos Blanco werden mit facettenreichen Einblicken aufwarten.


In filmischer Hinsicht freuen wir uns sehr, mit El mundo de Nelsito das jüngste Werk von Altmeister Fernando Pérez, des international bekanntesten lebenden Regisseurs der Insel (La Vida es silbar), präsentieren zu können.

Doch auch die jüngeren cineastischen Generationen sind im Spielfilmbereich mit Vicenta B von Carlos Lechuga und mit dem Episodenfilm Cuentos de un día más — einer Gemeinschaftsproduktion mehrerer junger Filmemacher*Innen unter der Koordination von Fernando Pérez — vertreten (eine Wiederholung von 2022, aber diesmal mit Untertiteln).

Und wir zeigen noch einmal die schwarze Komödie Oscuros Amores — Dunkle Liebschaften, die wir bereits am 16. Mai als ›Appetizer‹ in Anwesenheit des Regisseurs Gerardo Chijona präsentiert hatten.

Natürlich bieten wir immer auch gerne einen Blick in die Filmgeschichte: Der nicht restaurierte Dokumentarfilm Compañeras and Compañeros (USA, Kuba, 1970) von
Adolfas Mekas, Barbara Stone und David C. Stone ist hingegen eine absolute Rarität, weil der inzwischen entstandene Rotstich dem Werk quasi die historische Patina verleiht. Und der Kurzfilm NOW! (1965) von Santiago Alvarez, dem Vater des kubanischen Dokumentarfilms, ist — in Gestalt eines Videoclips — ein leidenschaftliches Plädoyer zur Überwindung ›rassischer‹ Diskriminierung.

Wie in den Jahren zuvor kommt dieses kubanische Wochenende zustande durch eine enge Kooperation mit Andreas Hesse (Cuba im Film – festival del cine cubano, Frankfurt/Main) und Anke Biedenkapp (Global Partnership Hannover e. V.).
Ein herzlicher Dank an die Partner*innen!

Einführung in die Filme: Andreas Hesse