Ein Fest des perforierten Films

Pop-Up-Lichtspiele im Koki

Das Koki Hannover feiert in diesem Jahr seinen 49. Geburtstag – und erinnert mit dieser Ausstellung auch an zahlreiche Wurzeln und Keime der kommunalen Kinoarbeit, an das Analoge und Haptische von 35, 16 oder 8 Millimeter-Material, an das Experimentelle und Künstlerische, das Abstrakte, Konkrete des Films – weit, weit jenseits gängiger filmischer Erzählweisen.
Zur Eröffnung der Ausstellung und bei den Vorführungen ihrer Filme sind die Künstler anwesend und freuen sich auf anregende Gespräche.

Titelfoto der Ausstellung Pop-Up-Lichtspiele

Vier Künstler, die bewegte Bilder tatsächlich in reiner Handarbeit herstellen, präsentieren an diesem Wochenende ihre Installationen, Objekte und Filme.
Im Hofsaal des Künstlerhauses sind kinematographische Skulpturen zu bestaunen, animierte Zeichnungen, die sich unendlich gespiegelt in der Ferne verlieren sowie projizierte Photoserien.
Jürgen Reble zeigt erstmals seine Installation „Gondola“, bei der ein Projektor auf einem Filmstreifen balanciert. - Telemach Wiesinger präsentiert eine Karussellprojektion schwarz-weißer Bilder. - Von Thomas Bartels ist die Skulptur „Zeitmaschine“ zu sehen, die auch in einem seiner Filme eine Rolle spielt.

Das Programm im Kinosaal beginnt magisch: Zur Eröffnung am Freitagabend (14.4. um 20:15 Uhr) wird Tobias Dostal „zaubern“. Sein Schatten wird vom Licht des Projektors auf die Leinwand geworfen, macht sich selbständig und beginnt ein Eigenleben. Der Ursprung des Kinos. In kurzen 16mm Filmen zeigt sich Dostal inspiriert von Georges Méliès und fügt noch Animationen hinzu: gezeichnet auf Papier oder mit Wasser auf heiße Steine gepinselt in Christof Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso. Eine Zeichnung blieb gerade lange genug sichtbar um ein Einzelbild mit der Filmkamera aufzunehmen bevor sie verdunstete und Raum gab für die nächste Phase. Dostal reduziert seine Animationen auf immer weniger Phasen, die er in Schichten von Acrylglas fräst und mit getakteten LEDs zum Leben erweckt.

Im Anschluss greift Jürgen Reble eigenmächtig in die Filmgeschichte ein – und zwar chemisch! Bekannte historische Aufnahmen unterzieht er alchemistischen Behandlungen und schafft aus dem schwarz-weißen Material nicht nur ein goldenes Strahlen, sondern auch kristalline Strukturen, die in allen Farben leuchten. Sein Langfilm „Chemical Interventions in Film (History)“ eröffnet am Freitag das Filmprogramm. Reble war Gründungsmitglied der Gruppe Schmelzdahin. Er hat über viele Jahre sein Wissen um die chemischen Prozesse des Filmsilbers verfeinert und gemeinsam mit dem Musiker Thomas Köner Licht- und Soundperformances zur Aufführung gebracht.

Telemach Wiesinger (Samstag, 15.4. – 18:00 Uhr) findet seine Motive auf Reisen. Als Photograph und Filmemacher bringt er sorgsam kadrierte Einzelbilder und 16mm Aufnahmen mit, die einem klaren Konzept folgen: eine Rolle Film mit zweieinhalb Minuten Länge läuft häufig in einer Einstellung ohne Pause durch die Kamera. Der Film ist schwarz-weiß, die Kamera steht fest auf dem Stativ, der Blick fällt auf eine menschenleere Landschaft. Oft wirkt die Weite und Leere fast amerikanisch, wenn nicht irgendein Detail irritieren würde. Je länger der Blick das Bild abtastet desto mehr wird sichtbar. Und schließlich, ganz am Ende der Filmrolle passiert etwas Unerwartetes. Aus seinem reichen Fundus gestaltet Wiesinger stets neue Programme, mit denen er auf seiner Film-Poem-Tour die eingefangenen Bilder immer wieder auf Reisen schickt.

Auch Thomas Bartels (Samstag, 15.4. um 20:30 Uhr) hat die Bilder für seine Filme auf Reisen gesammelt. 16mm-Aufnahmen, Fotoserien und –collagen, die er in komplexen Mehrfachbelichtungen am heimischen Tricktisch auf 35mm belichtet. Die Reisen führen allmählich von der äußeren in Bartels’ Innenwelt. Zusammen mit dem Musiker Wolfgang in der Wiesche schuf er ein abendfüllendes hypnotisch-assoziatives Programm für die Kinoleinwand. Als nach 10 Jahren endlich 6 Filme fertig waren, wurden die analogen Filmprojektoren in den Kinos demontiert. Diese Veranstaltung bietet die rare Chance, das Werk „unverpixelt“ zu erleben. In der Ausstellung ist die Skulptur „Zeitmaschine“ zu sehen, die in einem der Filme mitspielt.

 

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Tobias Dostal: Zauber mit Filmprojektion/Kurzfilme s/w und stumm, ca. 20‘ Jürgen Reble: „Chemical Interventions in (Film)History“ 2019, HD-Video von hand-...

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