Das Turmkino am Schwarzen Bär

Von den Capitol-Lichtspielen zum Club des Jahres

Das "Capitol" an der Benno-Ohnesorg-Brücke im Stadtteil Linden ist seit vielen Jahren in Hannover und weit darüber hinaus bestens bekannt als Diskothek und Veranstaltungsort für Konzerte. Doch das turmartige Backsteingebäude, das Anfang der 1930er Jahre nach den Plänen der hannoverschen Architekten Friedrich Wilhelm Hartjenstein fertig gestellt wurde und wie ein klotziger Monolith zwischen dem Verkehrsknotenpunkt Schwarzer Bär und dem Ihmezentrum in die Höhe ragt, beherbergte neben Büros und Läden bis Mitte der 1980er-Jahre auch eines der schönsten Kinos von Hannover.

Das Capitol – von jeher mehr als nur ein Kino

Vom Kino zur Konzert- und Partylocation: Capitol.

Die "Capitol-Lichtspiele" wurden am 3. November 1930 von dem Lindener Kinounternehmer Max Scharnofske eröffnet und zählten mit ihren 1.100 Sitzplätzen zu den größeren Filmtheatern der Leinestadt. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Capitol (wie auch andere Kinos in Hannover) unter der Verwaltung der britischen Militärregierung, die den repräsentativen Kinosaal zunächst für Theater-Aufführungen nutzte. 1945 war das Capitol auch Bühne für Hannovers erste Varieté-Vorstellung in der Nachkriegszeit, außerdem waren am 25. Dezember 1948 "Lili Marleen"-Sängerin Lale Andersen und am 20. Januar 1949 die Chanson-Sängerin Cläre Waldoff zu Gast.

Schließlich wurde auch wieder die Aufführung von älteren deutschen Filmen erlaubt. Die Gründe dafür erklärt das Filminstitut Hannover in einem Text zur Kinogeschichte der Stadt: "Die schnelle Wiedereröffnung der Kinos in Hannover ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Briten den Film für das wichtigste Instrument zur Beeinflussung und Information hielten, das zugleich auch geeignet war, von der Existenznot der Nachkriegszeit abzulenken. Das Filmangebot in den ersten Nachkriegsmonaten war geprägt von neu produzierten Dokumentarfilmen und Wochenschauen der Alliierten sowie ausgewählten deutschen Produktionen aus den Jahren bis 1945, die nach einem Zensurverfahren in die Kinos kamen. Verteilt wurden die Filme von der ICU direkt an die Kinos, jeweils am Donnerstag und für eine Woche. Das Interesse an den Filmvorführungen stieg in dieser Zeit stetig an, gehörten sie doch zu den wenigen erschwinglichen Zerstreuungsmöglichkeiten. So bewegte sich der Eintrittspreis zwischen 80 Reichspfennigen und zwei Reichsmark, während, zum Vergleich, auf dem Schwarzmarkt eine deutsche Bosco-Zigarette 2,50 RM, eine amerikanische Lucky Strike 5 RM und ein Stück Butter 250 RM kosteten.“

Die 80er Jahre bringen Lichtspiele ganz anderer Art

Das Ende der "Capitol-Lichtspiele" kam Mitte der 1980er Jahre: der Kinosaal wurde zu einem multifunktionalen Veranstaltungszentrum mit Diskothek und Konzertbühne umgebaut und bot nun Platz für bis zu 1.600 Besucher. Nach der Wiedereröffnung unter dem Namen "Capitol" am 20. September 1986 gab es gelegentlich zwar noch Filmvorführungen auf einer Großbildleinwand, doch die neuen "Lichtspiele" – mittlerweile Highlights im Nachtleben von Hannover – sind die Discoabende und die Live-Auftritte in Club-Atmosphäre mit legendären Musikstars wie Marius Müller-Westernhagen, Joan Baez oder Robbie Williams.