Sport

Eilenriederennen

Vom historischen Motorensport zum Marathon.

Das Eilenriede-Rennen - Aufnahmen aus dem Jahr 1934, zu sehen auf der DVD "Tempo - Verkehr und Motorsport in den 1930er Jahren"

Kurven, Köter und Karacho

Das historische Eilenriederennen war in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein Großereignis in der Stadt Hannover. Damals rasten tollkühne Motorradfahrer durch den Wald.

1924 fand am 30. März bei strahlendem Sonnenschein das erste Eilenriederennen statt. 168 Werks- und Privatfahrer starteten in vier Rennen der unterschiedlichen Hubraumklassen. Die Rennstrecke war fast fünf Kilometer lang und bildete in ihrem Straßenverlauf ein großes Dreieck mit spitzen Kurven. Start und Ziel waren an der Waldgaststätte Steuerndieb. Fand das Rennen anfangs vor einem kleinen Hannoverschen Publikum statt, so wurde es Jahr für Jahr für den Motorsport immer bedeutender und zog auch überregional Zuschauer in seinen Bann.

In nur zwei Jahren hatte sich das Eilenriederennen zu einer motorsportlichen Institution entwickelt mit einem für hannoversche Verhältnisse kaum vorstellbaren internationalen Bekanntheitsgrad. 1926 befand sich bereits alles am Start, was im Motorsport Rang und Namen hatte. 40.000 Zuschauer waren am Ort des Geschehens, standen um die Rennstrecke herum oder saßen auf Holztribünen. Sanitätszelte, Würstchenbuden, Stehbierhäuser säumten die Strecke und Händler mit Bauchläden durchstreiften die Menschenmassen. Ein Jahr später wurde das Rennen bereits über Mikrophon kommentiert. 1929 wurde es gar auf zwei Tage erweitert.

Doch mit der Zeit avancierte das Eilenriederennen immer mehr vom Volksfest zum „Kampftag der Motore“. Die Maschinen wurden leistungsstärker, schneller und die Rennen gefährlicher. 1927 ereignete sich der erste schwere Unfall, und 1928 kam es beim Trainingslauf zum ersten Todessturz. Die Berichtserstattung in den Medien wurde mit zunehmender Unfallrate immer kritischer. Trotzdem nahmen 1929 über 50.000 Menschen am Kampf der „motorisierten Gladiatoren“ teil. Doch „die Technikbegeisterung, die Faszination an der Geschwindigkeit hatte ihre staunend-unschuldige Blauäugigkeit verloren, aber nicht ihren Ehrgeiz, die Grenzen der Technik um jeden Preis zu erweitern und Risiken zu ignorieren“, so der Historiker Richard Birkefeld. Der Zuschauerrekord lag im darauf folgenden Jahr bei 10.000 Zuschauern. Das Eilenriederennen wurde bis 1939 ausgetragen und dann durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Am 29. April 1951 erreichte das Eilenriederennen seinen absoluten Höhepunkt – 130.000 Zuschauer sehen in sechs deutschen Meisterschaftsläufen die gesamte Motorradelite am Start. Über 200 in- und ausländische Journalist*innen berichten. Auf der Ehrentribüne sitzt auch Bundespräsident Prof. Theodor Heuss.

In den nächsten Jahren ging die Publikumsbegeisterung allmählich zurück, da das Auto das Interesse an den Motorradrennen ablöste. Zudem stiegen die Veranstaltungskosten für das Eilenriederennen ins Unermessliche, da die Umsetzung des Umweltschutzes und besonders die Sicherheitsauflagen mittlerweile eine nicht mehr zu bezahlende Dimension angenommen hatte. Daher erteilte der ADAC 1956 keine Genehmigung mehr für die Austragung eines weiteren Rennens.

 

 

Ein 5- und ein 10 km-Lauf sowie ein Halbmarathon durch die Eilenriede stehen auf dem Programm.

Das Eilenriederennen heute

In seiner heutigen Form mit Läufen wurde das Eilenriederennen erst 2004 vom ehemaligen Freizeitheim Lister Turm initiiert. Der sportliche Aspekt damals unter der Koordination der Sportteam Augath Veranstaltungs GmbH, heutzutage in der Hand der Trimindous UG.

Zur Teilnahme am Eilenriederennen sind alle berechtigt, ob Mitglied im Sportverein oder nicht. Die Anmeldung zum Eilenriederennen erfolgt unter www.eilenriederennen.de.

Seit Beginn kümmern sich das Stadtteilzentrum Lister Turm und der Biergarten Lister Turm simultan um alle, die sich einfach nur entspannen wollen - entweder nach oder statt der Läufe. Interessierte freuen sich jedes Jahr wieder auf Verpflegung und das musikalische Rahmenprogramm, sowie Mitmachangebote für große und kleine Sportler*innen.