Andere Ausstellungshäuser

Röhrender Hirsch II

Nach der erfolgreichen Ausstellung „Röhrender Hirsch“ im Jahr 2015 widmet sich die Ausstellung vom 7. bis 16. November der Produzentengalerie 4h‐art wieder diesem Thema, mit aktuellen Perspektiven.

Ulli Kowalke, Callirius, 2012, Acryl a. Lw., 100x120 cm

Anlass des zweiten Aufrufs ist einerseits die Breite der Interpretationsmöglichkeit und andererseits die rege Diskussion im Rahmen der 1. Ausstellung, die gezeigt hat, dass der „Röhrende Hirsch“ höchst aktuell, zugegebenermaßen in abgewandelter Form, bezogen auf den mit Vorurteilen befrachteten „Röhrenden Hirschen“ früherer Zeiten, in unseren Gedanken und mitunter auch in unseren Räumlichkeiten Heimstatt gefunden hat.

Traditionelle „Röhrende Hirsch“

Der traditionelle „Röhrende Hirsch“ steht für eine Epoche, nicht nur im deutschen Kulturraum. Erst nur in den Schlössern heimisch, dann bis in die Schlafzimmer des Volkes vorgedrungen versprach er Majestät, Dominanz und ein gewisses Maß an Gemütlichkeit. Jede Kultur, jede Generation, jede Gruppierung, jedes Individuum kürt und huldigt seinem eigenen Hirschen.

Zeitgenössische Perspektiven

Zehn Künstlerinnen und Künstler zeigen einen geschärften Blick auf den eigenen oder zeitgenössischen oder den kulturbezogenen „Röhrenden Hirschen“, um aufzuzeigen, dass er, je manifestierter die Ablehnung gegen den traditionellen auch sein möge, der aktuelle mitunter sich um einiges tiefer in unseren Gedanken verwurzelt und kaum wegzudenken wäre aus unserem aktuellen Leben. Er repräsentiert einen Teil von uns, der in diesem Augenblick zumindest nicht verzichtbar scheint, in Zukunft mitunter jedoch verworfen und durch einen neuen, dann aktuelleren, mitunter besseren oder auch schlechteren, ersetzt werden könnte.

Um die Vielfalt der Blickwinkel aus kultureller, individueller Sicht aufzuzeigen, haben sich zehn Künstler und Künstlerinnen mit unterschiedlichsten persönlichen und auch kultureller Hintergründen des Themas angenommen, um den „Röhrenden Hirschen“ von gestern, heute und morgen zu entlarven mit dem Ziel, das Bild des „Röhrenden Hirschen“ in seinem Umfeld aus multiperspektivisch zu greifen.

Geschlechterrollen, Natur und Macht

Die Kunstschaffenden verbinden in ihren Werken Skulptur, Malerei, Fotografie und digitale Transformation. Ihre Arbeiten erkunden Identität, Erinnerung und gesellschaftlichen Wandel – geprägt von ständiger stilistischer Transformation zwischen Abstraktion und Figuration. Das zentrales Motiv ist der Hirsch, der als Symbol für Männlichkeit, Macht und Konflikte dient: Norbert Hillwigs „Gehörnter“ kontrastiert den dominanzbetonten „Röhrenden Hirsch“ und zeigt toxische Männlichkeit, die in Gewalt umschlägt. Ulli Kowalke verweist auf keltische Mythen, wo der Hirsch für Fruchtbarkeit, Naturverbundenheit und göttliche Herrschaft steht – heute ein Appell für ökologische Verantwortung.

Michaela Hanemann, Blooming, Graphit auf Papier, 30x20 cm, 2025

Werke wie „Feuchtgebiet“ oder „Platzhirsch“ kritisieren männliches Konkurrenzverhalten: „Autoposer“ inszenieren sich mit lautstarken Autos, während die Skulptur „Platzhirsch“ den neoliberalen Individualismus karikiert. Michaela Hanemanns Serie „Blooming“ transformiert abgeworfene Geweihe – einst Herrschaftssymbole – zu Wurzeln, aus denen Hoffnung sprießt: Jede Pflanze steht für ein Land im demokratischen Wandel. Ihre Metapher zeigt, wie aus Wunden neues Leben entsteht.

Kritische Stimmen wie Dieter Rammlmair oder Nigel Packham hinterfragen das Patriarchat, das an überholten Machtstrukturen festhält. Die Kunst wird so zum Spiegel gesellschaftlicher Spannungen – zwischen Tradition und Veränderung, Dominanz und Solidarität, Zerstörung und Neubeginn. Sie lädt ein, über Geschlechterrollen, Natur und Macht nachzudenken und zeigt: Selbst in Krisen gibt es Raum für Widerstand und Hoffnung.

Termine

08.11.2025 bis 16.11.2025 ab 11:00 bis 18:00 Uhr
samstags sonntags

Ort

Produzentengalerie 4h-art
Hindenburgstraße 7 A
30175 Hannover

Dies ist eine Veranstaltung mit freiem Eintritt

Vernissage: Freitag, 7. November 18 bis 22 Uhr.
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