Tierischer Nachwuchs

Eisbärenbaby im Zoo Hannover geboren

Eisbärin Milana bleibt vorerst mit ihrem Baby in der Wurfhöhle.

Milana ist Mutter: Zum ersten Mal gibt es Eisbären-Nachwuchs im Zoo Hannover.

Milana mit ihrem Nachwuchs 

Nachdem das Zooteam wochenlang gerätselt hatte, ob Milana tragend ist, hat die Eisbärin nun ihr Geheimnis gelüftet: Mittwochabend, 20. November 2019, brachte sie um 20:55 das erste Jungtier und Donnerstag früh, am 21. November um 00:42 Uhr, ihr zweites Jungtier zur Welt.

Freude beim Zooteam – aber auch Sorgen

Die Freude im Zoo war riesengroß – aber auch zurückhaltend. "Von den Erfahrungen anderer Zoos wissen wir, dass die ersten zehn Tage besonders kritisch sind", erklärt der Zoologische Leiter, Klaus Brunsing. Die Jungtiersterblichkeit bei Eisbärjungtieren ist in Zoos wie in der Wildbahn sehr hoch. "Milana hat sich gleich nach Geburt vorbildlich um die beiden Jungtiere gekümmert", so Brunsing. Doch trotz aller sichtbarer Fürsorge lebte am nächsten Morgen nur noch eines der Jungtiere. Das andere Jungtier aber scheint sich gut zu entwickeln und wirkt munter.

Vorbildliche Mutter Milana

Das Zooteam hofft nun, dass die Entwicklung von Milanas Jungtier weiterhin gut verläuft – der Zoo hat alle Voraussetzungen dafür geschaffen. "Wir können über die installierten Kameras auch die Töne aus der Wurfhöhle hören: das Kleine gibt die typischen, keckernden Jungtier-Laute von sich", erzählt Brunsing. Milana kümmert sich weiter bestens um ihren etwa Meerschweinchen-großen Nachwuchs. "Es ist schwer, das winzige Jungtier in dem dichten Fell von Milana zu erkennen, sie hält es eng bei sich zwischen ihren Vorderbeinen, um es zu wärmen."

Ruhe für Eisbärenmama Milana 

In der nächsten Zeit wird sich niemand der Wurfhöhle nähern, absolute Ruhe ist ein entscheidender Faktor bei der Aufzucht. Die Eisbärin und ihr Jungtier werden ausschließlich über die installierten Kameras beobachtet. Wie auch in der Wildbahn, wird Milana die Wurfhöhle erst im Frühjahr verlassen.

Aufzucht ohne Mitwirken des Eisbärenvaters 

Sprinter und Milana bei ihrem ersten gemeinsamen Ausflug in Yukon Bay

Vater Sprinter (12) ist weiterhin auf der Anlage in Yukon Bay zu sehen. Eisbären-Männchen haben mit der Aufzucht ihres Nachwuchses nichts zu tun – Eisbären kommen nur zur Paarung im Frühjahr zusammen. Nach einer erfolgreichen Paarung setzt bei dem Weibchen die sogenannte "Keimruhe" ein. Hat das Weibchen den Sommer gut überstanden und ausreichend Futter gefunden, entwickelt sich gegen Ende des Sommers aus dem befruchteten Ei ein Embryo. Im Herbst zieht sich das Weibchen in eine Höhle zurück, um den Nachwuchs zur Welt zu bringen.

Der Eisbär – eine stark bedrohte Tierart

Seit 2006 steht der Eisbär auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN. Der Bestand ist als "gefährdet" eingestuft. In der Arktis leben nur noch etwa 20.000-25.000 Eisbären. Nach Einschätzung der IUCN wird die Bestandsentwicklung des Eisbären als rückläufig eingestuft.

Seit über zehn Jahren unterstützt der Erlebnis-Zoo die Artenschutz-Organisation Polar Bears International. Das Team aus renommierten Wissenschaftlern erforscht das größte Landraubtier der Welt. Beim sogenannten „Bear Tracker“-Projekt werden weibliche Tiere mit Peilsender-Halsbändern ausgestattet. Dank der modernen Technik können die Wissenschaftler so nachverfolgen, bis wohin sich das Verbreitungsgebiet der Bärinnen erstreckt, wie die Wanderrouten verlaufen und wo die Weibchen ihren Nachwuchs bekommen. Mittels der Daten können die Artenschützer herausfinden, wo notwendige Schutzzonen errichtet werden sollen. Denn das Eis schmilzt den arktischen Tieren buchstäblich unter den Pfoten weg und nimmt ihnen ihre Lebensgrundlage: die Jagdmöglichkeit auf fettreiche Robben an deren Atemlöchern im Packeis. Die Eisbären weichen immer öfter zur Nahrungssuche auf das Festland aus, Mensch-Tier-Konflikte sind die Folge, die durch Schutzzonen verhindert werden sollen.

Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Eisbären, um die Tierart langfristig zu erhalten und für den Schutz des Lebensraumes zu sensibilisieren.

(Veröffentlicht am 25. November 2019)