Erst vor knapp drei Wochen haben sich die Küken von Hermine und Harry nach 33 Tagen Brutzeit aus ihren Eiern gepickt und zwischen Mama und Papa in ihr Nest gekuschelt. Jetzt hat die vier Sprößlinge die Neugier gepackt.
Zu Fuß unterwegs
Dick verpackt in ihrem grauen Fusselkleid erkunden die am 3., 5. und 10. Juni geschlüpften Jungtiere inzwischen ihre Voliere im Yukon Bay des Erlebnis-Zoo Hannover. Zunächst allerdings zur Fuß, denn Fliegen lernen die Schnee-Eulen erst acht bis neun Wochen nach dem Schlupf. Bis dahin müssen sie kraftig zulegen. Innerhalb von nur zwei Monaten erreichen die beim Schlupf nur etwa 46 Gramm leichten Küken ein Gewicht von rund drei Kilogramm und eine Höhe von etwa 70 Zentimetern.
Und auch das Federkleid muss sich noch ändern. Der graue Fussel ihrer Kükenzeit schützt zwar gut vor Wind und Wetter, erinnert aber auch an einen geplatzten Staubsaugerbeutel. Das wird sich mit der Zeit ändern. Nach und nach wird das graue Kleid ausfallen und durch hellere Federn ersetzt. Eulenmännchen bekommen ein schneeweißes Kleid. Bei den Eulenweibchen mischen sich dunkelgraue bis braune Tupfer und Sprenkel in das helle Kleid.
Bestens vorbereitet für ein Leben in arktischer Kälte
Das Federkleid der Schnee-Eulen ist mit vielen Flaumfedern äußerst dicht. Auch die Beine und Zehen sind dicht mit kurzen Federn besetzt. So ist der Vogel bestens für arktische Kälte gerüstet. Gleichzeitig dienen die Federn als „Schneeschuhe“ – bei gespreizten Krallen kann die Schnee-Eule selbst auf Pulverschnee gut laufen ohne einzusinken.
Am Liebsten Lemminge
Als einzige Eulenart hat sich die Schnee-Eule an die harten Lebensbedingungen der Arktis angepasst. Während des kurzen Sommers, in dem es kaum dunkel wird, machen die Schnee-Eulen vor allem Jagd auf Lemminge, kleien Nagetiere, die viel Ähnlichkeit mit Wühlmäusen aufweisen. Eine ausgewachsene Schnee-Eule verschlingt an einem Tag drei bis vier dieser kleinen Erdloch-Bewohner. Etwa alle vier Jahre vermehren sich die Lemminge explosionsartig. Dann haben es die Schnee-Eulen besonders leicht ihren Nachwuchs über die Runden zu bekommen.
Immer im Dienst
Eigentlich sind Eulen ausgesprochene Nachttiere. Die Schnee-Eule hingegen jagt bei Tag und bei Nacht. Daheim in der Arktis herrscht ein halbes Jahr der Polartag und ein halbes Jahr die Polarnacht. Anpassen lohnt sich also, wenn man nicht ein halbes Jahr lang hungern möchte. Am liebsten lauert die Schnee-Eule auf Zwergbäumen oder auf einem Felsen auf ihre Beute. Sie ist aber auch ein geschickter Fischer. Mit ihren scharfen Krallen packt sie die Beute, hebt sie mit einem kräftigen Flügelschlag aus dem Wasser und bringt sie an Land. Und dann wird geschmaust.