„Historiam morbi“ zu schreiben, bekennt Goethe gegenüber Lavater, sei immer seine Absicht mit dem Werther gewesen.
Diese Krankengeschichte hat laut Dichtung und Wahrheit mehrere Quellen: Die eigene unglückliche Dreiecksgeschichte mit Charlotte Buff und Johann Christian Kestner
in Wetzlar, den Freitod von Karl Wilhelm Jerusalem und zusätzlich, das Trübsinnspotenzial aus der englischen Literatur.
Ähnliche Geschichten zum Suizid aus enttäuschter Liebe, zum Eifersuchtsmord eines Bauernburschen und zum Wahn von Heinrich dem Blumensucher kommen hinzu.
So entwickelt sich der Fall Werther in enger Korrespondenz mit anderen Fallgeschichten zu einer konsequent hergeleiteten „Krankheit zum Tode“.
Im Anschluss an den Vortrag erfolgt die Ausstellungseröffnung:
„Werther, Lotte und Hannover“
250 Jahre Werther bedeuten auch 250 Jahre der Auseinandersetzung mit dem Erfolgswerk Goethes.
Gemeinsam mit der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv trägt die Goethe-Gesellschaft Hannover vieles von dem zusammen, was als Artefakt der Rezeptionsgeschichte
in der Stadt und darüber hinaus zurückgeblieben ist: Unterschiedliche Werther-Ausgaben finden sich hier, ebenso wie Übersetzungen in allerlei Sprachen.
Faksimiles der von Johann Heinrich Ramberg gezeichneten und im Landesmuseum Hannover aufbewahrten zeitgenössischen Illustrationen zum Werther stehen neben Briefen
von August Kestner und Goethe, die von einer durchaus kritischen Lesart des Werkes durch den Hannoveraner Kestner zeugen.
Tagebuchaufzeichnungen beschreiben die private Auseinandersetzung mit dem Roman ebenso wie Zeitungsartikel die öffentliche.
Devotionalien des Werther-Kults ergänzen das Bild.
In Kooperation: Goethe-Gesellschaft Hannover e.V, Stadtarchiv Hannover