Girolamo Benzoni: Chronicon (1606)

Den Garten Eden, das Gold von El Dorado, den ewigen Frühling und den Jungbrunnen – all dies erhofften die Europäer in der sogenannten „Neuen Welt“ zu finden. Die frühen abenteuerlichen Schilderungen der Eroberer Amerikas beflügelten die Phantasie der Daheimgebliebenen. Auch die hannoverschen Leser der Kreuzkirchenbibliothek konnten sich in einer 1606 erschienen Chronik in deutscher Sprache über die spanische Conquista informieren. Es handelt sich dabei um eine Übersetzung der Reisebeschreibungen „Historia del Mondo Nuovo“ des Italieners Girolamo Benzoni, der von 1541 bis 1556 die spanischen Kolonien Amerikas bereiste und auch die „Gräueltaten der Spanier“ gegenüber der indigenen Bevölkerung schilderte. Denn die Kehrseite der Abenteuer war die Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung der Menschen, die in der vermeintlich „Neuen Welt“ lebten.

Solche Beschreibungen wurden in Europa in einem antispanischen Geist auch in religionspolitische Kampfschriften aufgenommen. Der Vortrag führt anhand der Chronik in die Entstehung des spanischen Atlantiks ein und zeigt, wie die Kolonisierung Amerikas unsere Welt bis heute prägt.