Fachbereich Höhenrettung

Mit Haken und Ösen - Training bei den Höhenrettern

72 Stunden im Seil müssen die Höhenretter der Feuerwehr Hannover nachweisen - pro Jahr. Jetzt haben sie auf einem Windrad in der Wedemark den Ernstfall geübt.

Eine Viertelstunde brauchen die Einsatzkräfte, um den "Verletzten" abzuseilen.

 

Die Luke geht auf und da liegt die Gemeinde Wedemark in 100 Meter Tiefe. Es ist ziemlich windstill – zum Glück – und die Mitglieder der Fachgruppe Höhenrettung bereiten sich auf den Ernstfall vor. Die gegebene Situation: Ein Verletzter in einem Windrad, der versorgt und gerettet werden muss. Die schwindelerregende Höhe macht den acht Männern und einen Frau nicht viel aus:  Sie trainieren sonst auch schon mal auf dem Telemax in 185 Meter Höhe, der Turm im Stadtteil Groß-Buchholz ziert sogar das Wappen der Höhenretter, die auf der Feuer- und Rettungswache 5 zu Hause sind.

 

72 Stunden an Fortbildungen im Jahr müssen die Mitglieder der Fachgruppe nachweisen. Heute füllt sich das Konto ein bisschen, zum Beispiel bei Raphael. Er ist mit 27 Jahren einer der jüngsten und seit etwa einem Jahr dabei. „Es ist eine sehr enge Teamarbeit, die ganz viel Vertrauen voraussetzt“, sagt er, „schließlich hat ein anderer Mensch beim Sichern buchstäblich mein Leben in der Hand.“ Gemeinsam mit den anderen aus dem ersten Vierer-Team beginnt Raphael, die schwere Puppe aus der schmalen Luke des Windrades abzuseilen. Stück für Stück, ganz langsam, geht es nach unten.

Das klingt allerdings einfacher als es ist: Die Kanzel des Windrades ist nicht gerade geräumig, überall versperren Gitter und Gerätschaften den Weg. Dazu muss das Seil vor scharfen Kanten geschützt werden, damit es nicht reißen kann. Allein dafür haben die Höhenretter eine komplette Sporttasche mit Decken, kleinen Blechen und anderen Utensilien die unzähligen Stufen durch das Windrad hochgeschleppt. Dazu die Ausrüstung für jeden mit Dutzenden von Haken und Seilen, die etwa zwölf Kilogramm wiegt und sich bei jeder Leitersprosse bemerkbar macht.

Die Fachgruppe Höhenrettung der Feuerwehr Hannover wurde im Jahr 2000 gegründet. Sie ist bei allen Einsätzen der Feuerwehr in großer Höhe gefragt, bei denen besondere Sicherungsmaßnahmen der eingesetzten Kräfte erforderlich sind - etwa auf Dächern. Dazu kommen Rettungseinsätze auf Baustellen, Kränen oder aus tiefen Schächten. Schon seit 2002 ist Jörg Hoyer dabei. Er führt die knapp 40 Mitglieder des Teams. „Wir trainieren überall, auf Hochhäusern, Kränen und heute eben hier“, sagt er. Auch außerhalb von Hannover wird sein Team eingesetzt: Im Landkreis Verden etwa, als Jugendliche in einen 200 Meter hohen Fernsehturm geklettert waren. Ein Fall für die Höhenretter von der Wache 5.

Der „Verletzte“ hat mittlerweile wieder festen Boden unter den Füßen. Etwa 15 Minuten hat es gedauert, bis die Puppe von der Kanzel bis auf den Erdboden abgeseilt wurde. Nun wechseln die Teams und die zweite Vierergruppe beginnt mit der Bergung. Pablo, der Mann, der in Gruppe 1 die Puppe in der SKED-Trage bis ganz nach unten begleitet hat, ist wieder zurück in der Kanzel. Er hat auch beim zweiten Mal die Leiter genommen, obwohl es auch einen ruckeligen Aufzug gibt. Aber das ist für echte Höhenretter wohl keine echte Option.