Das Homeless Care Projekt – mobile Obdachlosenhilfe im Herzen von Hannover
Das Tibet-Zentrum Hannover verteilt Essen, Kleidung und Hygieneartikel mit dem Lastenrad in der Innenstadt und hat immer auch ein offenes Ohr mit dabei.
Das Coronavirus und die damit einhergehenden Maßnahmen haben einige Menschen härter getroffen als andere – unter ihnen viele obdachlose Menschen in Hannover. Auf Grund von Hygienemaßnahmen und Arbeitsschutz mussten gerade zu Beginn der Krise viele Hilfseinrichtungen und Essensausgaben schließen. Umso wichtiger sind in solchen Zeiten Hilfen wie das Homeless Care Projekt vom Tibet-Zentrum Hannover.
Die Engagierten versorgten Wohnungs- und Obdachlose in Hannover mit dem Lastenfahrrad.
Einmal in der Woche wird ein prall gefülltes Lastenrad durch die Innenstadt geschoben. Die Helfer*innen steuern die ihnen bekannten Aufenthaltsorte von obdachlosen Menschen an. Immer wieder wird Kaffee ausgeschenkt, werden Gespräche geführt oder einfach nur kleine Beutel und Tüten verteilt – jetzt während der Coronakrise natürlich mit Mundschutz, Handschuhen und Sicherheitsabstand.
Erst im Januar ist das Projekt angelaufen, bei dem eine Sozialarbeiterin mit der Hilfe von Ehrenamtlichen Spenden an obdachlose Menschen in der Innenstadt verteilt. Die Idee dazu entstand schon wesentlich früher im Rahmen der 12. Runde des Ideenwettbewerbs des Gesellschaftsfonds Zusammenleben (GFZ). Dem Tibet-Zentrum war aufgefallen, dass sich in der Innenstadt viele Menschen aufhalten, die aus unterschiedlichen Gründen nicht von sozialen Einrichtungen der Obdachlosenhilfe erreicht werden. Diesen Menschen sollte mit einem regelmäßigen, niedrigschwelligen Angebot geholfen werden. Dafür beladen die Helfer*innen jeden Dienstag ihr Lastenrad mit Lebensmitteln und Kleidung sowie Hygieneartikeln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Dann startet die Tour durch die Innenstadt. Neben den Spenden gibt es auch immer frischen Kaffee und vor allem Zeit für soziale Kontakte und Gespräche.
Die herausgegebenen Waren werden ausschließlich über Spenden finanziert.
„Wir möchten zu den Obdachlosen gehen, die in unserem Umfeld leben, die zu keiner Anlaufstelle selber gehen, und dafür sorgen, Dass sie Dinge zum Überleben haben. Dass ihre Grundbedürfnisse gedeckt sind. Wir möchten ihnen das Gefühl geben, es kümmert sich jemand um sie, es spricht jemand mit ihnen und hört ihnen zu“, sagt Myriam Abdel-Rahman Sherif, die Leiterin des Tibet-Zentrums in der Odeonstraße. Zwischen 30 und 40 Menschen werden jede Woche vom Homeless Care Projekt erreicht. Auf diesem Weg sollen auch Infomaterialien verteilt werden, um die Menschen auf andere Hilfsangebote in der Stadt hinzuweisen. „Wir wollen die Betroffenen zumindest temporär aus ihrer Isolation herausholen und idealerweise eine Brücke zu weiterführender umfassender Hilfe schlagen“, heißt es vom Tibet-Zentrum.
Die Idee der mobilen und unbürokratischen Hilfe kam bei der Jury des GFZ gut an und so wird das Homeless Care Projekt mit insgesamt 7000 Euro gefördert. Damit wird vor allem die soziale Arbeit finanziert, die das Projekt leistet. Auch das Lager für die Sachspenden wie Obstbeutel und Hygieneartikel konnte so zu Beginn des Projekts gefüllt werden.
Insgesamt deckt die Förderung aber nur einen kleinen Teil der Kosten ab, die für das Homeless Care Projekt anfallen. Daher ist das Tibetzentrum regelmäßig auf Geld- und Sachspenden angewiesen, um die Arbeit fortzuführen. Da hinter dem Tibet-Zentrum der gemeinnützige Verein Samten Dargye Ling e.V. steht, werden natürlich Spendenquittungen ausgestellt. An Sachspenden freuen sich die Helfer*innen über
Schlafsäcke und Isomatten, Rucksäcke und Taschen sowie Unterwäsche und Socken. Außerdem gebraucht werden Lebensmittel, die nicht groß verarbeitet werden müssen (zum Beispiel Obst, Brot und ähnliches). Auch Erste-Hilfe-Kästen und Hygieneartikel werden benötigt. Sachspenden sollten allerdings telefonisch unter 0511 - 56 90 03 0 angemeldet werden, da die Lagerkapazitäten des Projekts begrenzt sind.
Angesetzt ist das Projekt vorerst bis Ende des Jahres – dann läuft die Förderung durch den GFZ aus. Wenn sich genug Spendenwillige oder neue Kooperationspartner*innen finden, soll Homeless Care aber weiterlaufen.
Das Tibet-Zentrum hat sich auch vor dem aktuellen Projekt bereits in der Obdachlosenhilfe engagiert. Seit einigen Jahren unterstützt der Verein zwei Mal im Monat das Obdachlosenfrühstück an der St. Clemens Basilika in der Goethestraße.