WIR2.0
Eigene Räume fördern – Strukturen aufbrechen: Gemeinsam gegen anti-Schwarzen Rassismus
Welche Strategien versprechen Erfolg im Kampf gegen anti-Schwarzen Rassismus? Diese Frage wurde jetzt im Historischen Museum diskutiert.
Das Podium im Historischen Museum Hannover war am 1. Dezember hochkarätig besetzt: Neben der bekannten Autorin, Künstlerin und Wissenschaftlerin Natasha A. Kelly war aus Berlin Karen Taylor angereist, die als politische Referentin für Menschenrechte im Bundestag und im Verein Each One Teach One tätig ist. Aus Hannover komplettierten Tchadarou Abdoul (WIR2.0-Kuratorium), Brenda Davina vom Verein Afrosources und Oberbürgermeister Belit Onay die Runde.
„Yes We Can“ war der Titel der Podiumsdiskussion, bei der das Thema anti-Schwarzer Rassismus beleuchtet wurde. Brenda Davina hatte im Vorfeld mit dem Verein Afrosources eine Umfrage unter schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Hannoveraner*innen gestartet, in der Rassismuserfahrungen in Hannover abgefragt wurden. Eines der Ergebnisse: 70% der Befragten gaben an, in ihrem Alltag häufig oder sehr oft Rassismus zu erleben. Eine Zahl, die niemanden auf dem Podium überraschte.
Mit den Zahlen im Hintergrund diskutierte Oberbürgermeister Onay mit der Runde mögliche Hebel und Lösungsansätze. Dabei wurde eines immer wieder klar: Strukturelle Probleme erfordern strukturelle Lösungen. Dazu Natasha A. Kelly: „Wenn wir wirklich Dinge verändern wollen, müssen wir Strukturen verändern. Zuallererst, und dafür sind die Statistiken extrem wichtig, wenn antirassistische Arbeit nicht im Budget einer Stadt auftaucht, passiert nichts. Es geht also um Geld, das muss man einfach ganz klar sagen. Und dieses Budget muss in allen Bereichen auftauchen: Nicht nur in der direkten Bekämpfung von Rassismus, sondern auch im Wirtschaftsbereich, im Bildungsbereich, in allen Ressorts muss ein Budget dafür zur Verfügung gestellt werden.“
Ein weiterer struktureller Ansatz sind laut Karen Taylor Gesetze wie das Partizipations- und Migrationsgesetz und das Landesantidiskriminierungsgesetz in Berlin. „In Niedersachsen gibt es vergleichbare Gesetze nicht, das ist echt ein Problem und war es auch in den letzten Jahren“, so Oberbürgermeister Onay dazu. Die Landeshauptstadt Hannover setze jetzt aber auch mit den Maßnahmen aus dem WIR2.0 darauf, den Anteil von Menschen mit internationaler Geschichte in der Verwaltung zu erhöhen – ähnlich dem Berliner Partizipationsgesetz mit festgeschriebenen Zielzahlen.
Wichtig war den Teilnehmer*innen auch zu betonen, dass schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen nicht nur beim Thema Rassismus am Diskurs teilhaben können und wollen. Ein weiterer wichtiger Baustein antirassistischer Arbeit sei daher die Förderung von schwarzen Vereinen, Organisationen und Institutionen. In deren Räumen sollte es Menschen möglich sein, ihren eigenen Interessen nachzugehen. Also Kultur zu schaffen oder wissenschaftlich zu arbeiten, ohne immer mit dem Thema Rassismus beginnen zu müssen.
Diese zwei Punkte, also der transformative Ansatz über strukturelle Veränderungen sowie die Förderung von eigenen Orten schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Communities, stellten die Podiumsgäst*innen als zentral für das Vorgehen gegen anti-Schwarzen Rassismus heraus.
Durch die Diskussion führte Modou Diedhiou vom hannöverschen Verein Schwarze Schafe, der im Anschluss die Runde noch für Fragen aus dem Publikum öffnete.
Die Podiusmdiskussion „Yes We Can“ war der Auftakt für die „Offensive gegen anti-Schwarzen Rassismus und gegen Diskriminierung gegenüber Rom*nja und Sinti*zze“, einer Maßnahme aus dem WIR2.0.