GFZ

Die Projekte der neunten GFZ-Förderrunde

135.000 Euro für 13 Projekte zum Thema „Partizipation erzeugt Partizipation“.

(V.l.n.r) GFZ-Kuratorin Dr. Koralia Sekler, Paul-Burkhard Schneider (stellv. Bereichsleitung Migration und Integration), Almut Wille (Sachgebiet Integration)

Mitte April hatte der Gesellschaftsfonds Zusammenleben (GFZ) der Landeshauptstadt Hannover (LHH) das Thema des diesjährigen Ideenwettbewerbs verkündet und damit den Startschuss für die neunte Ausschreibungsrunde für den GFZ-Fördertopf gegeben. Aus einem Budget von jährlich 150.000 Euro werden innovative Starter-Projekte gefördert, die das gesellschaftliche Miteinander verbessern und natürlich zum Thema der jeweiligen Ausschreibung passen.

In diesem Jahr hatte sich die Jury auf das Thema „Partizipation erzeugt Partizipation!“ geeinigt – damit griff sie das Handlungsfeld „Beteiligung“ aus dem Lokalen Integrationsplan (LIP) auf, den der Rat 2008 beschlossen hatte.

Von allen eingegangenen Bewerbungen wählte die vierköpfige Jury unter der Kuratorin Dr. Koralia Sekler die 14 unten beschrieben Projekte aus. Der Internationale Ausschuss bestätigte die Förderanträge.

1.

„Wir schaffen das! Integration Geflüchteter unter  Einsatz von Flüchtlingsscouts.“

Dietmar Rose/Bernd Schlier

22.000 €

Es handelt sich um ein Patenschaftsprojekt, das auf der Zusammenarbeit mit Geflüchteten als Integrationsscouts aufbaut und das darüber hinaus gezielt als Vernetzungsangebot zwischen Geflüchteten, Ehrenamt und Hauptamt konzipiert ist. Die Antragssteller bringen ihre professionelle Expertise in das Projekt ein und verknüpfen die Vermittlung der Patenschaften mit einem breiten Angebot an Supervision, Coaching, Konfliktmanagement von Einzelpersonen und Teams. Geflüchtete Personen, die bereits einige Monate Erfahrung in Hannover gesammelt haben, werden geschult und übernehmen eine wichtige Brückenfunktion. Enge Kooperationspartner/innen im Projekt sind die Nachbarschaftskreise, Sozialarbeiter/innen, die Träger der Unterbringung sowie aktuelle oder ehemalige Bewohner/innen der Unterkünfte selbst. Es handelt sich um die Pilotphase des Projektes, die ab Herbst 2016 für ein Jahr geplant ist.

2.

„Ganz einfach: Hannover“

Politik zum Anfassen e.V.

8.353 €

Der Verein Politik zum Anfassen e.V. macht seit mehr als 10 Jahren Lust auf Demokratie und entwickelt und organisiert unabhängig und überparteilich Projekte im Bereich politischer Bildung und Medienkompetenz. Ein Schwerpunkt liegt in der Arbeit mit Schulklassen zu kommunalpolitischen Themen. Für das GFZ Projekt soll in Videos und Animationen Wissen über das Leben in Hannover vermittelt werden. Komplexe Sachverhalte sollen verständlich aufbereitet, übersetzt, mit verschiedensprachigen Untertiteln versehen und bei Youtube eingestellt und so der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Die Filme entstehen in Zusammenarbeit mit Schüler/innen, Migrant/innen und Geflüchteten, die gleichzeitig auch die Zielgruppe sind. In den kleinen Filmreihen soll ein Bild über Beteiligungsmöglichkeiten und Bildungschancen in Hannover vermittelt werden. Eine direkte Kooperation besteht mit den GFZ Projekten Nr. 4 und Nr. 5, um die Zielgruppe der russischsprachigen Community in Hannover passgenau anzusprechen. Projektlaufzeit: September 2016 bis Sommer 2017 

3.

„Frauenblick –My Hannover

Nkento AMACO – Association des Mamans du Congo e.V.

6.800 €

Das hier zur Förderung vorgeschlagene Projekt richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund – insbesondere an afrikastämmige Frauen. In einer generationenübergreifenden Gruppe, die sich aus Teilnehmerinnen unterschiedlicher Nationalität und Alter zusammensetzt, soll gemeinsam und niedrigschwellig Fragen nach Partizipation nachgegangen werden. Um sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, muss man sich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert fühlen. An dieser Voraussetzung möchte Nkento AMACO mit dem Projekt arbeiten und will den Frauen entsprechend den Raum bieten, ihre Vorstellungen darüber zum Ausdruck zu bringen, wie sie sich ihre Partizipation in der Stadt Hannover vorstellen. Zum anderen soll darüber nachgedacht werden, wie diese Vorstellungen niedrigschwellig umgesetzt werden können. Die Teilnehmenden in der Gruppe wählen dazu unterschiedliche kreative Ausdrucksformen. Neben einer größeren Auftaktveranstaltung, durch die Interessentinnen informiert und motiviert werden sollen, ist eine feierliche Abschlussveranstaltung geplant, im Rahmen derer die Ergebnisse präsentiert werden. Die Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre.

4.

„Stärkung der Partizipationsbereitschaft von russischsprachigen Zuwanderern und Zuwanderinnen“

Mi & V e.V.

8.000 €

Der seit 2005 bestehende Verein unterstützt die Integration der über 40.000 Personen starken Bevölkerungsgruppe der russischsprachigen Einwander/innen in Hannover durch gezielte Beratung und Information. In Kooperation mit dem Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk wird in der stark frequentierten Internetzeitschrift- und Forum (www.inter-focus.de) die Seminarreihe des GFZ-Projekts „Orientierung in der Politik für russischsprachige  Migrantinnen und Migranten“ beworben, über sie berichtet und reflektiert. Die zweisprachig aufgebaute Zeitschrift ist mit mehr als 6.000 täglichen Leser/innen ein wichtiges Kommunikationsinstrument in die russischsprachige hannoversche Gesellschaft hinein. Die projektbezogene Rubrik „Leben in Hannover“ soll umfangreiche Informationen zusammentragen, über Partizipationsmöglichkeiten bis hin zu Einbürgerumsthemen. Im aktiven Austausch mit den Forumsteilnehmer/innen werden relevante Themen aufgegriffen und diskutiert, sowie zielgruppenspezifische Bedürfnisse und Anliegen aufgegriffen und gegebenenfalls weitervermittelt. Das Angebot soll helfen, Einwander/innen den Weg in die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen  Leben in Hannover zu ebnen. Die Projektlaufzeit beträgt ein Jahr

5.

„Orientierung in der Politik für russischsprachige  Migrantinnen und Migranten“

Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk Hannover e.V.

8.000 €

Der Verein Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk Hannover e.V. besteht seit 1994 und hat als Hauptziel die Integration der russischsprachigen MigrantInnen in Deutschland sowie die Verbesserung der beruflichen und kulturellen Teilhabe aller Migrant/innen. Im vorliegenden Projekt ist eine 12 Termine umfassende Seminarreihe zur Orientierung in der Politik geplant. Inhaltlich sind Themenfelder wie die sozial-politische Bildung der russischsprachigen Mitbürger/innen bezüglich der Flüchtlingspolitik, Aufklärung über die Gefahren der Beteiligung an fremdenfeindlichen Gruppierungen/Maßnahmen und deren Informationsstrategien sowie über die Möglichkeiten  der politischen, sozialen, beruflichen und kulturellen Teilhabe von Migrant/innen in Deutschland vorgesehen. Um die Zielgruppe zu erreichen, nutzt der Verein seine guten Kontakte in die russischsprachige Community,  einschließlich der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, den jüdischen Gemeinden und zu den anderen MiSO-Mitgliedsvereinen. Über die Portale von Welt-in-Hannover, Mi & V. sowie über den eigenen 400 Abonnenten umfassenden Verteiler ist eine gezielte Informationsmöglichkeit gegeben. Mit Mi & V e.V. (siehe Projekt Nr. 4) besteht im Rahmen dieses Projektes eine direkte Kooperation, ebenso mit dem Verein Politik zum Anfassen, der in zwei Filmen gezielt die russischsprachige Zielgruppe einbinden wird, (siehe Projekt Nr. 2). Die Projektlaufzeit ist von September 2016 bis Dezember 2017 geplant.

6.

„Misch dich ein!

MiSO Netzwerk Hannover e.V.

10.000 €

MiSO e.V. soll mit diesem Projekt in seiner Funktion als Vertreter der Interessen von MigrantInnengruppen die Möglichkeit bekommen, sich mit der 14 Termine umfassenden Veranstaltungsreihe dafür einzusetzen, dass die Perspektive von Minderheiten einen angemessenen Raum in der Öffentlichkeit findet und dass Eingewanderte sich aktiv mit den bestehenden Möglichkeiten ihrer Teilhabe auseinandersetzen. Die Partizipationsmöglichkeiten – auch jenseits von Wahlen - in der hiesigen Stadtgesellschaft sind der Schwerpunkt der einzelnen Veranstaltungen. Dazu werden sowohl Institutionen, die Engagement ermöglichen, eingebunden, ebenso wie Eingewanderte, die bereits Erfahrung mit eigenem Engagement gesammelt haben. Geplant sind Fachvorträge mit Raum für Fragen und Diskussion, Präsentationsmöglichkeit für relevante Organisationen, sowie zwei Podiumsdiskussionen. Berichte und Ergebnisse aus den Veranstaltungen werden über Welt-in Hannover und das MiSO-Netzwerk zur Verfügung gestellt. Laufzeit des Projektes ist von November 2016 bis Dezember 2017.

7.

„In Hannover zu Hause

Eva-Maria Nguyen

3.700 €

Ziel des Projektes ist es, einen Stadtführer zu erstellen, mit dem Neubürgerinnen und Neubürger von Hannover die unterschiedlichen Facetten des Zusammenlebens in Hannover erkunden können, indem sie gleichzeitig ihre eigene sprachliche Kompetenz fördern und die Vielfalt der Stimmen um ihre eigene bereichern können. So soll das Buch sowohl als Stadtführer, als auch als Lehrbuch verwendet werden können und sich für die Nutzung in Kursen oder zum Selbststudium eignen. Die Autorin hat langjährige Erfahrung als DAF/Daz Dozentin. In die Erarbeitung des Stadtführers sollen ehemalige Schüler/innen der Autorin einbezogen werden. Für Erfahrungsberichte und TeilnehmerInnenbeiträge wird auch in aktuell laufenden Integrationskursen geworben. Das Projekt soll innerhalb von einem Jahr umgesetzt werden.

8.

„Cameo Magazin - Ankommen“

Cameo Kollektiv e.V.

12.500 €

Das Cameo Kollektiv ist ein Zusammenschluss aus jungen, kreativen Menschen, die in einem groß angelegten Pilot-Projekt „Platz für Vielfalt schaffen und Individualität sichtbar“ machen wollen. Das soll im Rahmen der Arbeit an einem hochwertigen Magazin mit künstlerisch/kreativen und journalistischen Inhalten verwirklicht werden, an dem Menschen aus Hannover mit und ohne Fluchthintergrund verschiedenste Hintergründe und Meinungen zum Thema „Ankommen“ geflüchteter Menschen in Deutschland beitragen. Das Magazin dient als sichtbares Ergebnis einer multimedialen, interkulturellen Plattform für kreative Berichterstattung und der Verwirklichung gemeinsamer Ideen. Vernetzung und integrative, prozessorientierte Zusammenarbeit spielen dabei eine herausragende Rolle. Die Initiative des Cameo Kollektivs hat bereits mehrere Förderer gewinnen können, wie den Innovationsfonds des Kulturbüros der LHH, die HannoverStiftung, die Klosterklammer und die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur. Laufzeit des Projektes ist von August 2016 bis Juni 2017.

9.

„Die Sprache auf die Bühne bringen“

AWO Region Hannover e.V./Dr. Amalia Sdroulia

9.312 €

Das Projekt soll im Rahmen eines BAMF geförderten Jugendintegrationskurses umgesetzt werden. Nach der Beobachtung von Frau Dr. Sdroulia mangelt es im Konzept der Integrationskurse an Möglichkeiten, in den kreativen Schreibprozess einzusteigen, der wiederum die fachbezogene Schreibfertigkeit der Lernenden enorm fördere. Dieser wiederum stelle eine wesentliche Voraussetzung für den Zugang zur deutschsprachigen Berufsausbildung dar. In acht zusätzlichen Workshops wird die reguläre Arbeit im Integrationskurs ergänzt. Darin rekonstruieren die Teilnehmenden eigene Erlebnisse in deutscher Sprache und nehmen Kontakt zu Institutionen (Bibliotheken, Theater…) auf, wo sie mit Fachleuten an ihren Texten arbeiten. Frau Dr. Sdroulia ist DAF/DAZ Dozentin, lehrt und forscht im Bereich Angewandte Sprachwissenschaft, Gender, Migration, Medien,  Kreatives Schreiben/szenisches Schreiben u.a. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Bühneninszenierung dargestellt. Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu sichern, werden die Inhalte, die Methodik und Didaktik des Projektes publiziert. Projektlaufzeit ist von Oktober 2016 bis Oktober 2017.

10.

„Wir sind Nachbarn. Alle“

Diakonisches Werk ProMigration

3.500 €

Die Abteilung ProMigration gehört zum Diakonischen Werk Hannover gGmbH und umfasst verschiedene Arbeitsfelder im Bereich der interkulturellen Arbeit. Der Träger verfügt über langjährige Erfahrung  in der Beratungs- und Gremienarbeit. Der Familientreff in Bemerode wird als ein Begegnungstreffpunkt im Gemeinwesen angenommen. Im Rückblick auf die Kommunalwahlen und im Hinblick auf die Bundestagswahlen 2017 sollen Informationsveranstaltungen zur politischen Partizipation ausgerichtet werden. Gremien wie die Integrationsbeiräte und andere Bürgerinitiativen sollen vorgestellt werden. Informationsabende mit Politiker/innen, sowie Besuche im Landtag werden geplant.  Durchführungszeitraum ist 18 Monate.

11.

„SOS durch partizipatives Tandem“

mensch und region, Nachhaltige Prozess- und Regionalentwicklung

12.860 €

Hinter dem Antrag steht der Nachbarschaftskreis Siloah. Der Verein „mensch und region“ ist ein Verein, der  seit 1992 Menschen dabei unterstützt, ihr Lebensumfeld pro-aktiv zu gestalten und eigene Belange umzusetzen. In diesem TandemProjekt sollen längerfristig wirksame partizipative Kooperationsstrukturen zwischen geflüchteten Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund, ehrenamtlich Aktiven, Kreativen und Unternehmer/innen aufgebaut werden. Damit dieser Prozess gelingt, bedarf es verlässlicher und verfügbarer Ansprechpartner/innen, deren Präsenz mit Hilfe der beantragten Förderung gewährleistet werden soll. Die Projektlaufzeit beträgt ein Jahr.

12.

„Refugees on Air“

Radio Leinehertz

10.000 €

Beim vorliegenden Projektentwurf handelt es sich um ein medienpolitisches Bildungs- und Partizipationsangebot mit Geflüchteten aus verschiedenen Kulturkreisen, die in Hannover und Region leben. Teilnehmende im Projekt erhalten Schulungen in Medienpolitik, Medienkompetenz und gesellschaftspolitischer Bildung. Sie produzieren eigene Sendungen bei radio leinehertz 106.5. Geplant sind  5 Arbeitsgruppen mit jeweils 10-15 geflüchteten Teilnehmenden pro Kultur/Sprachraum. Die Schulungen werden durch Übersetzer/innen begleitet, die Sendungen werden mehrsprachig produziert. Im Anschluss an die zweimonatige Workshopphase sollen die Teams 9 Monate auf Sendung gehen. Laufzeit des Projektes ist ein Jahr.

13.

„Jugend für Jugend – Peertrainerinnen und Peertrainer für soziokulturelle Partizipation“

ViBBC

20.000 €

Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen. In der ersten werden 15-20 jugendliche Mitglieder der bestehenden Gruppe „Jugend für Jugend“ zu interkulturellen Peertrainerinnen bzw. Peertrainern qualifiziert. In einem zweiten Schritt sollen die Jugendlichen nach einem Jahr in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, in MigrantInnenvereinen und Schulen die soziokulturelle Integration der Neuankömmlinge unterstützen. Über den Peer-to-peer-Ansatz hofft der ViBBC junge Menschen nachhaltig zu erreichen und ihre kommunikativen Muster und Fertigkeiten zu entwickeln, sie in Selbstbehauptung und Konfliktlösungsstrategien zu schulen und einen konstruktiven Umgang mit Mobbing-, Rassismus- oder Diskriminierungserfahrung zu finden. Die Projektlaufzeit ist auf zwei Jahre ausgelegt.