Programmvorstellung
Schauspiel Hannover stellt Spielplan 2016/17 vor
Blick ins 20. Jahrhundert: Das Schauspiel Hannover hat den Spielplan 2016/17 vorgestellt. Insgesamt stehen 22 Neuproduktionen, 29 Wiederaufnahmen und drei Gastspiele auf dem Programm.

Johannes Kirsten, Lars-Ole Walburg, Judith Gerstenberg und Florian Fiedler gab einen Ausblick auf die kommende Spielzeit.
Gemeinsam mit Florian Fiedler, dem Leiter des Jungen Schauspiel sowie Chefdramaturgin Judith Gerstenberg und Dramaturg Johannes Kirsten hat Lars-Ole Walburg am 23. April in der Cumberlandschen Galerie den Spielplan für seine achte Spielzeit am Schauspiel Hannover vorgestellt. Und die richtet den Blick in besonderem Maße auf das 20. Jahrhundert – "um diese Epoche mit den spezifischen künstlerischen Mitteln des Theaters zu analysieren und so Denkanstöße für die Gegenwart zu geben", wie es auch im Vorwort des neuen Programmheftes heißt, das ab heute kostenlos ausliegt und wegen seines neon-orangefarbenen Einbandes kaum zu übersehen ist. Die Signalfarbe ist bezeichnend für die Marschrichtung des neuen Spielplans. Der will vor allem die richtigen Fragen stellen und im Idealfall Antworten liefern. Viele der gegenwärtigen Probleme sind nicht neu. Nationalismus, Fluchtbewegungen, Ausbeutung haben auch das 20. Jahrhundert geprägt.
Spielzeit startet bereits im August
Dort setzt die Spielzeit an, die am 1. September auf der großen Bühne von Sascha Hawemann mit "Hotel Savoy", nach dem Roman von Joseph Roth, eröffnet wird. Das titelgebende Hotel ist das Abbild einer aus den Fugen geratenen Zeit, ein Transitraum zwischen Ost und West, in dem sich viele nur auf der Durchreise wähnen und doch zum selben Bleiben verdammt sind. Einige Wochen vorher verwandelt sich der Theaterhof erneut in einen atmosphärischen Spielort für das Sommertheater. Dort inszeniert Malte C. Lachmann den internationalen Bestsellerroman "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson. Dieter Hufschmidt wird den Protagonisten spielen und zeigen, wie ein schwedischer Sprengstoffmeister die Welt veränderte. Premiere ist am 12. August. Bis Ende des Monats gibt es fast täglich weitere Vorstellungen. Im Schauspielhaus geht es am 22. September mit "Rocco und seine Bruder", inszeniert von Lars-Ole Walburg, weiter, das auf dem gleichnamigen Film von Visconti basiert. Die Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen feiert dort bereits im Juni Premiere.

Dieter Hufschmidt schlüpft in die Rolle des "Hundertjährigen" Allan Karlsson.
Große Namen auf der großen Bühne
Ende Oktober bringt Mina Salehpour eine turbulente Komödie von Lutz Hübner auf die Bühne des Schauspielhauses, dessen Stücke schon unter der Intendanz von Wilfried Schulz mit großem Erfolg in Hannover gespielt wurden. "Das Richtfest" (ab 22. Oktober 2016) erzählt von Menschen zwischen Utopie und Pragmatismus. Zentrum des Treibens ist eine Baugemeinschaft. Im Dezember steht die erste große Uraufführung der neuen Spielzeit an: "Macht und Widerstand" ist Ilija Trojanows Lebenswerk, für das der ehemalige Gastgeber der Gesprächsreihe "Weltausstellung Prinzenstraße" zwei Jahrzehnte lang recherchierte, Zeitzeugen befragte und Dokumente sichtete. Das Stück, das von zwei Personen im sozialistischen Bulgarien erzählt, wird am 15. Dezember von Dušan David Pařízek zur Premiere gebracht. Zu den weiteren Stücken im Schauspielhaus zählen Kafkas "Amerika" (ab 19. Januar 2017), Shakespeares "Hamlet" (ab 18. Februar 2017), "1917 – Lenin in the Box" (ab 25. März 2017), eine Revue über die Russische Revolution, von Tom Kühnel sowie "Tartuffe" (ab 27. April 2017) von Molière.
"Heidi" tobt durchs Schauspielhaus
Das neue Familienstück entführt kleine und große Zuschauer ab sechs Jahren ab dem 19. November in die Welt der Berge – "Heidi", die Geschichte eines starken und optimistischen Mädchens, das sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt und sich mit Charme und Hartnäckigkeit gegen alle Widerstände durchsetzt. Regie führt Florian Fiedler, der im Winter 2010 bereits erfolgreich "Das doppelte Lottchen" im Schauspielhaus inszenierte. Karten sind ab sofort im Vorverkauf erhältlich, Reservierungen für Schulklassen möglich.
Fünf Premieren in Cumberland

Franz Kafkas "Ein Käfig ging einen Vogel suchen" gastiert im Frühjahr am Schauspiel Hannover.
Die erste Premiere auf der Cumberlandschen Bühne besorgt Clemens Sienknecht, der vor einigen Jahren in der Cumberlandschen Galerie die Trilogie "Ladenhüter", Plattenladenhüter und Der letzte Laden" präsentierte. Gemeinsam mit Barbara Bürk hat er die Reihe "Berühmte Seitensprünge der Weltliteratur" entwickelt. Der erste Teil, eine komödiant-virtuose Abwandlung von "Effi Briest", feierte 2015 am Schauspielhaus Hamburg Premiere und konnte Publikum und Kritiker gleichermaßen überzeugen. Im zweiten Teil, der am 17. September Premiere in Hannover feiert, widmen sie sich "Madame Bovary - allerdings mit anderem Text und anderer Melodie". Zwei Monate später wird an selber Stelle die nächste Uraufführung aus der Taufe gehoben."Die Aristokraten" von Sasha Marianna Salzmann. Die junge Autorin ist gewissermaßen ein Kind des Schauspiel Hannover, wo sie ihre Theaterkarriere als Regie- und Dramaturgieassistentin begann. Ebenfalls neu sind "Einzelstern" (ab 12. Januar 2017) von Lukas Bärfuss über den Freitod von Jürgen Möllemann sowie "Die Gerechten" (ab 23. Februar 2017) von Albert Camus. In der Cumberlandschen Galerie zeigt Paul Schleswig "Zeit der Kannibalen" (ab 22. April 2017) von Johannes Naber.
Sieben Premieren am Jungen Schauspiel
Am Jungen Schauspiel eröffnet Hausregisseur Tom Kühnel den Reigen mit "Die Reichsgründer oder Das Schmürz" (ab 2. September 2016), dem letzten Stück von Boris Vian, in dem der Autor einer diffusen Angst vor dem sozialen Abstieg, Werteverlust und der Zukunft Ausdruck gibt. Außerdem entdeckt das Junge Schauspiel Brechts Lehrstück neu und wird mit "Der gute Mensch von Sezuan" (ab 16. September 2016) durch die Schulen touren, zeigt mit Max Frischs "Andorra" (ab 18. November 2016) was Fremdenfeindlichkeit anrichten kann, auch wenn sie sich nicht offen äußert und präsentiert einen zeitgemäßen "Othello" (ab 22. Januar 2017), überschrieben von Soeren Voima. In Bov Bjergs Roman "Auerhaus" (ab 19. März 2017), der nach Lobeshymnen im "Literarischen Quartett zum Bestseller avancierte, besetzen drei liebenswert-verrückte Außenseiter ein Haus in der Provinz. Zusätzlich werden zwei Produktionen mit Jugendlichen aus der Region Hannover erarbeitet – "Bis hierher lief's noch ganz gut" (ab 13. November 2016) und "Controlling Crowds" (ab 21. April 2017).
Hochkarätige Gastspiele
Ergänzend zum Spielplan ist es Lars-Ole Walburg und seinem Team wieder gelungen, eine Reihe hochkarätiger Gastspiele zu engagieren. Mit "Der Mensch erscheint im Holozän" und "Ein Käfig ging einen Vogel suchen" ist das Deutsche Theater Berlin im Frühjahr 2017 gleich zweimal vertreten. Daneben gastiert erstmals mit "Geächtet" erstmals das Residenztheater München in Hannover. Die Ruhrfestspiele Recklinghausen zeigen "Das Leben ein Traum. Calderón", eine Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg und dem Schauspiel Hannover.
Reihen werden fast alle fortgesetzt
Auch nach dem Abschluss des "Anadigiding"-Projektes wird Rainald Grebe Hannover noch eine Weile erhalten bleiben. In einem zweitägigen Theaterspektakel werden er und das Ensemble unter dem Titel "Das-große-Anadigi-Ende-Gelände!" am letzten Oktober-Wochenende das gesamte Haus bespielen. Ein Konzert seines Soloprogramms komplettiert das Grebe-Ding. Neu im Programm ist die Reihe "Die Bilderwelt des Widerstands", die dem Vermächtnis von Peter Weiss gewidmet ist und die von Dieter Hufschmidt und dem Literaturwissenschaftlier Martin Rector bestritten wird. Mit Ausnahme der in Kürze endenden Langzeitlesung von Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" werden alle übrigen Reihen (Do the Tandem, Kunstfieber, Kuttner erklärt die Welt, Montagsbar, Teilzeit-Flaneure, Weltausstellung Prinzenstraße) fortgesetzt. Die Weltausstellung Prinzenstraße, die seit 2016 von Mely Kiyak moderiert wird, lädt in der neuen Spielzeit Geistliche unterschiedlicher Glaubensrichtungen zum Gespräch.

Der Dauerbrenner "Der Hals der Giraffe" mit Beatrice Frey wird in der kommenden Spielzeit weiterhin gezeigt.
Wiederaufnahmen
Die Auslastungszahlen, die laut Walburg auf Vorjahresniveau liegen (das wären rund 75 Prozent), sind konstant. Die folgenden Produktionen der aktuellen Spielzeit sind 2016/17 weiterhin beziehungsweise wieder zu sehen: "23 - Nichts ist so wie es scheint", "Alles ist erleuchtet", "Amerikanisches Detektivinstitut Lasso", "Atlas der abgelegenen Inseln", "Das Anadigiding II: Die Stadtrundf@hrt", "Das Anadigiding III: Die Welt von morgen", "Demian", "Der Auftrag", "Der Hals der Giraffe", "Der Junge mit dem längsten Schatten", "Der Vorname", "Die Brüder Karamasow", "Die Känguru-Chroniken", "Die Physiker", "Früchte des Nichts", "Lehman Brothers", "Maria Stuart", "Mein Kampf", "Monster", "Nipplejesus", "Perplex", "Shockheaded Peter", "Süd Park", "Timon aus Athen", "Tschick", "Was ihr wollt", "Wie ich Johnny Depps Alien-Braut abschleppte", "Willkommen im ewigen Leben", "Wolf unter Wölfen".
Spielzeit-Vorstellung für alle
Das Schauspiel Hannover lädt am Sonntag, den 8. Mai alle Interessierten zu einem "Spielzeit-Frühstück Extra" ins Foyer des Schauspielhauses. Bei Croissants und Saft stellen der Intendant und sein Team den Spielplan nochmals vor. Der Eintritt ist frei.

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(Veröffentlicht: 21. April 2016)
Cumberland

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