Mit der Verleihung des Deutschen Nachwuchsfilmpreises, des Bundes-Schülerfilm-Preises und des International Young Film Makers Awards ging am 24. November das 15. Internationale Film Festival Hannover zu Ende.
Preisverleihung 2019: Die anwesenden Preisträger*innen, das Moderationsteam (vorn), die Juror*innen und das up-and-coming-Team im Pavillon Hannover.
Am Wettbewerb um die von Deutschlands größtem Nachwuchsfilmfestival ausgelobten Preise beteiligten sich junge Filmemacher*innen aus 122 Ländern. Insgesamt wurden 4.017 Filme eingereicht. Das 16. Internationale Film Festival Hannover findet 2021 statt.
Deutscher Nachwuchsfilmpreis 2019 für Filmtalente aus München, Pforzheim und Köln
Der Deutsche Nachwuchsfilmpreis geht an "Abbruch" von Natascha Zink (1992*) aus München, an "Biotop" von Paul Scholten (*1996) aus Pforzheim und an "Löwin" von Alexander Conrads (1992*) aus Köln. Die Auszeichnungen sind gleichwertig, mit jeweils 2.000 Euro dotiert und gehen mit einer Produzenten-Patenschaft einher; die Patenschaften übernehmen Jonas Dornbach (Komplizen Film), Lutz Heineking, jr. (eitelsonnenschein) sowie Philipp Kaßbohrer und Matthias Murmann (bildundtonfabrik). Preisstifter ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Die Entscheidung, wer eine der drei Auszeichnungen erhalten solle, sei ihnen nicht leicht gefallen, so die Juror*innen. Sie begründeten ihre Auswahl so:
"Abbruch" sei "mutig, konsequent und authentisch" und besteche mit einer dichten Inszenierung und großartigen Darstellern, so die Juror*innen. In dem Film ist eine junge Frau ungewollt schwanger. Sie trifft eine Entscheidung, die ihr niemand abnehmen kann. Aber was macht das mit der Beziehung zu ihrem Freund? Der Film breche ein Tabu, denn anstelle einer Entscheidungsfindung zeige er eine Protagonistin mit einer klaren Haltung: Die Geschichte heische nicht um Sympathie und sei trotzdem, oder gerade deshalb, sehr berührend, überraschend und manchmal sogar zum Lachen."
An "Biotop" beeindruckte die Jury, dass er ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz "...mit Ruhe, ausdruckstarker Bildkomposition und einer eigenen Regiehandschrift" behandelt. Die Dokumentation zeichnet das Geschehen in einem Münchener Vorort nach, wo aus Angst vor Ruhestörungen durch die Flüchtlinge, die in der Nachbarschaft einziehen sollen, eine Lärmschutzvorrichtung gebaut wird.
"Löwin" erzählt von der 11-jährigen Leo, die viel zu früh Verantwortung übernehmen muss. Der Film behandele Themen wie Depression, Co-Abhängigkeit, frühkindliche Sexualität und sexuelle Diversität eindringlich und leichtfüßig zugleich, so die Jury: "Die Geschichte hat uns vom ersten Moment an berührt und gefangen genommen."
Bundes-Schülerfilm-Preis 2019 geht nach Viernheim
Der vom BMBF mit 1.000 Euro dotierte Bundes-Schülerfilm-Preis geht an Robin Tessitore und Nico Schäfer (*2003) von der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim und ihren Film "Willst du mit mir gehen". Der Film behandele eines der wichtigsten Themen der Welt, die Liebe, so die Jury. Die Tücken des Datings im digitalen Zeitalter würden mit Selbstironie und viel Humor dargestellt. Besonders beeindruckt hatten der Charme und das Timing der jungen Protagonisten.
International Young Film Makers Award für Filme aus Belgien, den Niederlanden und Großbritannien
Der International Young Film Makers Award geht an Helena Dalemans (*1996) aus Belgien für "Her Name Was", an Florence Bouvy (*1993) aus den Niederlanden für "Till The End of The World" sowie an Maitane Eyheramonho (*1993) aus Großbritannien für "We Jump and Prixt (We Disappear)". Die Auszeichnung ist nicht dotiert, geht jedoch mit der Aufnahme in das von up-and-coming initiierte Netzwerk MASTERCLASSfilm einher.
Die Jury begründete ihre Entscheidung so:
Die Charaktere in Helena Dalemans "ehrlicher und bewegender" Ode an ihre Großmutter, die geschwächt in einem Altenheim lebt, bewiesen, was möglich ist – auch wenn alles hoffnungslos zu sein scheine, so die Jury. ""Her Name was" zeigt, dass es immer Liebe gibt. Und dass diese Liebe zutage treten kann, wann und wo man sie am wenigsten erwartet."
Der Film "Till the End of the World" erzählt vom schwierigen Verhältnis alkoholkranker Eltern und ihrer Kinder – aus der Perspektive von Marie. Er besteche durch die außergewöhnliche Nahe zu seinen Charakteren, deren perfekte Performance und die Tatsache, dass es ihm gelinge, eine wirklich intime Geschichte mit dokumentarischer Sensibilität, aber in der Bildsprache von wirklich "großem Kino" zu erzahlen.
"We Jump and Prixt (We Disappear)" von Maitane Eyheramonho finde seine Balance zwischen Gesellschaftskritik, experimenteller Dokumentation und Liebesbrief, so die Juror*innen. Der Film sei getragen von einer spürbaren Liebe zu Tanz und Bewegung, lokaler Kultur und Erbe und sei "kühn und mit klarer Stimme erzahlt".
up-and-coming 2019 – eine erste Bilanz
Bis zum 1. September waren junge Filmemacher*innen aus Deutschland und aller Welt aufgerufen, ihre Arbeiten für das 15. Internationale Film Festival Hannover einzureichen. Von den 4.017 Bewerbungen schafften es 177 aus 45 Landern in die Official Selection: Sie wurden für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis, den Bundes-Schülerfilm-Preis oder den International Young Film Makers Award nominiert und konkurrierten in den letzten drei Tagen um die Gunst von Publikum und Live-Juries. Rund 400 junge Filmtalente nahmen am Festival in Hannover teil. Einmal mehr entpuppte sich up-and-coming jedoch auch darüber hinaus als Publikumsmagnet: Fast alle Vorstellungen waren ausverkauft.