Durch die Wiedereinführung des 13. Schuljahres (G9) und die Schließung einer Schulaußenstelle ergibt sich ein zusätzlicher Raumbedarf am Hauptstandort, der durch den Neubau auf dem Schulgrundstück kompensiert werden soll. Zugleich wird die Schule zu einem vierzügigen Gymnasium ausgebaut. Zukünftig sollen hier 1.100 Schüler*innen (statt bisher 720) unterrichtet und im Ganztagsbetrieb betreut werden.
"Der für die Lutherschule dringend benötigte Anbau wird über seine Bildungsfunktion hinaus eine Bereicherung für den Engelbosteler Damm und das Umfeld darstellen", sagt Stadtbaurat Thomas Vielhaber. "Denn durch das Zurückweichen des Solitärgebäudes von der Straßenraumkante entstehen neue Räume und auch neue Verbindungen zwischen Schule und Stadt. Und schließlich trägt das Gebäude mit seiner profilierten Klinkerfassade und den großen Fensteröffnungen zur städtebaulichen Aufwertung des Standortes bei."
Nach einem Realisierungswettbewerb, dessen Teilnehmer*innen jeweils aus einem Planungsteam aus Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen bestanden, wurde der Siegerentwurf des Büros kleyer.koblitz.letzel.freivogel.architekten zusammen mit sinai.landschaftsarchitekten (beide aus Berlin) ausgewählt. Es entsteht ein freistehender Neubaukörper entlang des Engelbosteler Damms.
Gebäude mit profilierter Klinkerfassade
Der Neubau besteht aus einem kompakten Baukörper mit allseitig auskragenden Obergeschossen. "Der klare, freistehende, fünfgeschossige Kubus soll durch seine zurückgenommene Kubatur im Erdgeschoss einen möglichst geringen 'Fußabdruck' hinterlassen", erläutert Vielhaber. Die Fassaden der Obergeschosse schaffen ein Wechselspiel von offenen und geschlossenen Flächen. Das transparente Erdgeschoss öffnet sich großflächig zu Schulhof und Vorplatzzone Richtung Engelbosteler Damm und bildet mit der raumgreifenden Auskragung zugleich eine schützende Zwischenzone zum Außengelände.
Der Erweiterungsneubau schafft vorrangig allgemeine Unterrichtsräume mit je vier Klassen als Jahrgangscluster. Hinzu kommen Fachunterrichtsräume, Differenzierungsräume sowie Flächen für den Ganztagsbetrieb. Im Inneren organisieren sich die Nutzungen um eine mittige Kernzone, die die notwendigen Treppenhäuser, Sanitär- und Servicebereiche aufnimmt. Die Erschließungsbereiche erhalten freie Lernzonen an den verglasten Fassadenseiten. Im Erd- und dritten Obergeschoss befindet sich der Ganztags- und Kunstbereich, im ersten und zweiten Obergeschoss die "Lernhäuser" der Jahrgangsstufen 9 und 10 und im vierten Obergeschoss die naturwissenschaftlichen Fachräume. Der Neubau wird über ein großzügiges Foyer vom Schulhof erschlossen.
Moderne Gebäudetechnik mit Photovoltaikanlage
Das extensiv begrünte Flachdach wird mit einer Photovoltaikanlage bestückt. Der dadurch erzeugte Strom mit einer Leistung von 30 Kilowatt soll vorrangig im Gebäude selbst verbraucht werden. Eventueller Überschuss wird ins öffentliche Netz eingespeist.
Das Gebäude erhält eine mechanische Be- und Entlüftungsanlage, deren Zentrale auf dem Dachgeschoss angeordnet ist. Die Räume der Obergeschosse werden im Sommer vollständig über Fenster gelüftet, im Winter mechanisch. Die Nachtauskühlung erfolgt über entsprechende Lüftungselemente in den Fensterbändern.
Außenanlagen mit "grünem Klassenzimmer"
Für Fußgänger*innen und Radfahrende erhält der Neubau einen Zugang vom Engelbosteler Damm. Die Grundstückssituation zum südlich gelegenen Nachbargrundstück wird neu geordnet, sodass dort ein Grünstreifen und notwendige Fahrradabstellplätze entstehen. Das 60 Zentimeter über Straßenniveau gelegene Plateau des Vorplatzes weitet den öffentlichen Stadtraum am Engelbosteler Damm auf.
Die Gestaltung des Schulhofes nimmt die bereits vorhandenen Wegeverbindungen zwischen Hauptgebäude, Mensa und Sporthalle auf und wird durch neue Spielzonen und Bäume ergänzt. Farbige Sitzelemente bieten schattige und sonnige Sitzmöglichkeiten. Zum Engelbosteler Damm hin werden durch Hecken strukturierte Orte definiert, die geschützte Sitzmöglichkeiten und Platz für ein "grünes Klassenzimmer" bieten. Dort werden auch Hochbeete eingebaut, die als Schulgarten genutzt werden können.
Eckdaten
- Bauherrin: Landeshauptstadt Hannover (LHH)
- Projektsteuerung: LHH, Fachbereich Gebäudemanagement
- Planung und Bauleitung: kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft v. architekten mbH, Berlin
- Projektsteuerung Außenanlagen: LHH, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
- Planung Außenanlagen: mit sinai.landschaftsarchitekten, Berlin
- Baubeginn: März 2021
- Fertigstellung: voraussichtlich März 2023
- Nutzfläche: 2.000 Quadratmeter
- Kosten: rund 15,4 Millionen Euro