Playlist für Jüdische Musik können Bibliothekskund*innen online in der „Naxos Music Library“ streamen
Die Stadtbibliothek Hannover hat anlässlich des Festjahrs "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" vier Auswahllisten jüdischer Musik aus verschiedenen Genres im Musikstreaming-Portal NAXOS Music Library erstellt, auf die Bibliothekskund*innen mit ihrer Bibliothekskartennummer und PIN zugreifen können.
Jüdische Musik ist weitaus mehr als Klezmer; sie umfasst von der geistlichen Musik über das Volkslied, Kunstlied, Oper, Operette, Sinfonik, Kammermusik, Kabarett und Schlager (nahezu) die gesamte Bandbreite musikalischer Ausdrucksformen. Die Stadtbibliothek Hannover hat anlässlich des Festjahrs "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" vier Auswahllisten jüdischer Musik aus verschiedenen Genres im Musikstreaming-Portal NAXOS Music Library erstellt, auf die Bibliothekskund*innen mit ihrer Bibliothekskartennummer und PIN zugreifen können.
Zur jüdischen Musiktradition
Ihren Ausgangspunkt im deutschsprachigen Raum (dem "Aschkenas") hat die jüdische Musiktradition in der über Jahrhunderte hinweg ausschließlich mündlich überlieferten geistlichen Musik der Synagogen. Erst im 18. Jahrhundert begann die schriftliche Notation liturgischer Musik, die seit dem Mittelalter auch vielfältige musikalische Einflüsse ihrer Umgebung aufgenommen hatte. Im 19. Jahrhundert führte die zunehmende kulturelle Assimilation und das Streben nach Emanzipation zur so genannten Reformbewegung, in deren Zuge Komponisten wie Salomon Sulzer und Louis Lewandowski sich an christlichen Kirchenmusikwerken wie zum Beispiel von Franz Schubert orientierten. Auch das Orgelspiel wurde nun fester Teil der jüdischen Liturgie.
Die Offenheit für nichtjüdische musikalische Einflüsse zeigt sich auch im jüdischen Volkslied, wie die Beispiele aus den Sammlungen Janot Roskins aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigen. Bemerkenswert sind hier besonders die jiddischen Versionen von Liedern aus Franz Schuberts Zyklen „Die schöne Müllerin“ und „Winterreise“.
Angesichts des wachsenden Antisemitismus ab den 1920er Jahren richteten die jüdischen Gemeinden jedoch wieder ein stärkeres Augenmerk auf die originalen liturgischen Traditionen, aber auch auf jüdische volkstümliche Musik aus Osteuropa und dem Orient. In der Zeit bis etwa 1936 wurden unter anderem große kirchenmusikalische Werke von in die USA emigrierten wirkenden jüdischen Komponisten aus Osteuropa und Russland in deutschen Synagogen zur Aufführung gebracht.
Viele wegweisende Komponisten der Neuen Musik wie Erich Wolfgang Korngold, Erwin Schulhoff, Berthold Goldschmidt, Viktor Ullmann oder Alexander von Zemlinsky schufen keine jüdische Musik im religiösen Sinne, wurden jedoch qua ihrer „Abstammung“ ab 1933 verfemt, verfolgt, ins Exil gezwungen oder im KZ ermordet. Für einen der wichtigsten Begründer der Neuen Musik, Arnold Schönberg, wurde die wachsende Diskriminierung zur Anregung, sich mit dem eigenen Jüdischsein auch musikalisch auseinanderzusetzen.
Ungeheure Popularität erlangten die Operetten und Revuen von Leo Fall, Emmerich Kalman und Ralph Benatzky. Viele Schlager daraus sind bis heute Evergreens, genauso wie die Filmsongs und Kabarettlieder von Friedrich Hollaender, Hanns Eisler und Mischa Spoliansky.
Die NAXOS Music Library
Die NAXOS Music Library ist eine klingende Enzyklopädie für klassische Musik: Mit mehr als 162.000 CDs ist sie die weltweit größte Online-Bibliothek der klassischen Musik. Mehr als 940 Musiklabels sind mit ihren Einspielungen vertreten (darunter BIS, Capriccio, Decca Deutsche Grammophon, Naxos, Nimbus, Orfeo, Pentatone. Sony Classical, Warner Classics u. v. m.). Die NAXOS Music Library beinhaltet darüber hinaus auch Infotexte zu Werken, Werkanalysen, Biographien, Playlists, digitale Booklets und weitere Features zur Musikinformation.