Nach Rückkehr nach Deutschland

Yüksel Weßling: Dankbar für Solidarität

Eineinhalb Jahre hatte Yüksel Weßling, eine ehemalige Sozialarbeiterin der Landeshauptstadt, in der Türkei festgesessen. Nach einem Freispruch durch ein Istanbuler Gericht konnte sie am Dienstag, 27. April, zurück nach Deutschland reisen. Sie sei dankbar für die Solidarität, die sie aus Hannover erfahren habe. "Das hat mir Kraft gegeben", betonte Yüksel Weßling in einem Austausch mit Oberbürgermeister Belit Onay sowie mit ehemaligen Kolleg*innen der Stadtverwaltung am 29. April.

Yüksel Weßling wurde bei ihrer Ankunft am Flughafen Düsseldorf von ihrem Mann Jürgen, Tochter Leila und Nichte Pinar empfangen.

Die Nachricht vom Urteil war in Hannover mit Erleichterung aufgenommen worden. Die Stadtverwaltung, der Rat und Oberbürgermeister Belit Onay hatten sich in den vergangenen Monaten auf verschiedensten Ebenen für Yüksel Weßling stark gemacht, ihre Freilassung gefordert und gegenüber der türkischen Justiz ein rechtsstaatliches Vorgehen angemahnt. In der Türkei sah sich Weßling mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung konfrontiert. Sie war im Oktober 2019 während eines Türkei-Aufenthalts beim Weg zurück nach Deutschland zunächst festgenommen worden. Sie kam zwar wieder frei, wurde aber mit einer Ausreisesperre belegt. Seitdem wartete sie in ihrem Geburtsort Tunceli im Südosten der Türkei auf den Beginn des Prozesses, der jetzt für sie ein gutes Ende nahm.

Über die gegen sie gerichteten Vorwürfe sei sie schockiert gewesen, berichtete Weßling. Beweise habe die Anklage nicht angeführt. Dennoch rechnete Weßling nach eigenen Angaben nicht mit einem Freispruch. Sie habe das Urteil zunächst gar nicht realisieren können, sei nun aber überglücklich. Ihr Gesundheitszustand habe sich wieder normalisiert. Oberbürgermeister Onay sagte, "das Thema hat uns in Hannover in Atem gehalten. Jetzt ist mir und vielen Kolleg*innen ein Stein vom Herzen gefallen." Onay meinte, der Einsatz für Yüksel Weßling sei wichtig gewesen und habe seine Wirkung nicht verfehlt.

Als Prozessbeobachterin verfolgte Gisela Penteker vom Flüchtlingsrat Niedersachsen die Verhandlung in Istanbul. "Mit Rechtsstaatlichkeit hatte das wenig zu tun", erklärte sie. Eine Einschätzung, die auch der zweite Prozessbeobachter, Gernot Steinhilper, bestätigte. 

Yüksel Weßling war 27 Jahre als Sozialpädagogin bei der Landeshauptstadt Hannover beschäftigt. Sie wirkte an zahlreichen Projekten und Aktivitäten im Bereich der Integrations- und Netzwerkarbeit mit Migranten-Organisationen mit.