Bühnen
Candide
Leonard Bernsteins "Candide" wurde 1956 in New York uraufgeführt – und nach nicht mal einhundert Vorstellungen wieder abgesetzt. Dass sich die Operette in zwei Akten als Misserfolg entpuppte lag aber nicht etwa an Bernsteins Musik, sondern an der Textfassung von Lillian Hellmann, der es nicht gelang, den satirischen Geist Voltaires in ihrem Libretto zu erfassen. Erst 17 Jahre später brachten Stephen Sondheim, Hershy Kay und Hugh Wheeler eine überarbeitete Fassung zur Premiere, die zu einem Welterfolg avancierte.
Erfolgsregisseur
An der Staatsoper Hannover wird die Operette von Matthias Davids auf die Bühne gebracht, der vielen Opernhaus-Gängern noch durch seine Inszenierungen von "Guys and Dolls" oder "How To Succeed In Business Without Really Trying" bekannt sein dürfte. Die Produktion wird von Generalmusikdirektorin Karen Kamensek dirigiert, die, wie Bernstein, amerikanische Staatsbürgerin ist. Neben Sung-Keun Park in der Hauptrolle des Candide sind auf der Bühne unter anderem Ania Vegry als Cunegonde, Christopher Tonkin als Maximilian, Frank Schneider als Voltaire und viele weitere zu sehen.
Handlung
Candide wächst als Bastard in einem Schloss auf, genießt die gleiche Bildung und Privilegien wie die legitimen Sprösslinge des örtlichen Barons von Westphalia, Maximilian und Cunegonde. Seine Liebe zu Letzterer wird Candide allerdings zum Verhängnis. Der standes-dünkelnde Maximilian steckt den Eltern die heimliche Liaison und führt damit die Verbannung Candides herbei. Enttäuscht, aber nicht entmutigt, beginnt Candide seine Reise, denn eines hat er bei seinem Lehrmeister Pangloss gelernt: Wir leben in der besten aller möglichen Welten – alles geschieht mit tieferem Sinn, jede noch so grausame Fügung führt letztlich zu Gutem. Candide lässt sich seinen Optimismus nicht austreiben. Weder, als er versehentlich bei der bulgarischen Armee anheuert und damit indirekt an der Massakrierung seiner geliebten Verwandtschaft, inklusive Cunegonde, beteiligt ist, nicht in Lissabon, wo er fast hingerichtet wird, noch in Buenos Aires, Montevideo oder Surinam. Candide weiß, dass Cunegonde lebt. Sie wiederzugewinnen ist sein Ziel, optimistisch bleiben seine Devise ...
Hintergrund
Kein Geringerer als Voltaire, der führende Philosoph und Satiriker der französischen Aufklärung, lieferte die Vorlage zu Leonard Bernsteins "Comic Operetta". Voltaires "Candide oder der Optimismus" (1759) parodiert und kommentiert bissig die "Theodizee" Gottfried Wilhelm Leibniz'. "Candide" ist ein Aufruf, sich aus der Schicksalsfügung zu befreien, sich dabei aber nicht über andere Menschen zu erheben, sie zu bekehren, belehren und umzuerziehen. Ein Plädoyer für Toleranz und für die Arbeit an sich selbst. Leonard Bernsteins ebenso spritzige wie tiefgründige Musik, die meisterhaft Operetten- und Musicalton zitiert und mit Tanzmusik aus aller Welt kombiniert, beweist, dass philosophische Stoffe auch leicht und doch nicht weniger ernsthaft behandelt werden können. Bernstein schuf themengerecht die beste aller möglichen Operetten und zeigte, dass auch diese eine Totgeglaubte ist, die sehr lebendig ist.
Premiere war am 24. Oktober 2015.

- Opernplatz 1
- 30159 Hannover
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