Medizinische Hochschule

Modell zum Ersatz von Tierversuchen

Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover und des Laser Zentrum Hannover e.V. entwickeln ein Modell zum Ersatz von Tierversuchen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt mit fast 900.000 Euro.

(v.l.n.r.) Dr. Yulia Kiyan, Professor Dr. Hermann Haller und Professor Dr. Boris Chichkov

Bei der Entstehung von Diabetes, Nierenversagen, Schlaganfall, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Blutvergiftung spielen Fehlfunktionen der kleinsten Blutgefäße eine wichtige Rolle. Doch es ist technisch schwierig, den in ihnen stattfindenden Blutfluss zu untersuchen - denn Mikrogefäße haben nur einen sehr kleinen Durchmesser von weniger als 100 Mikrometer (µm), ähnlich dem eines Haares. Die meisten Untersuchungen werden derzeit mithilfe von Tiermodellen durchgeführt.

Tierversuche ersetzen

Um Tierversuche zu ersetzen, entwickeln Forscher der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der Abteilung Nanotechnologie des Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH) nun eine Mikrofluidik-Chip-Plattform als Modell. Dafür unterstützt sie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit fast 900.000 Euro. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.

Mikrofluidik-Mikrovaskulatur-Modell

Bei diesem sogenannten Mikrofluidik-Mikrovaskulatur-Modell werden Durchmesser von unter 100 Mikrometern mit Hilfe hochauflösender Laserfabrikationstechnologien erreicht. "Das Modell wird von Dr. Yulia Kiyan etabliert und kann Grundlagenforschungs-Anwendungen und der Entwicklung von Medikamenten dienen. Zudem können die Auswirkungen von Entzündungen und Diabetes auf mikrovaskuläre Funktionen mikroskopisch und biochemisch beurteilt werden", sagt Professor Dr. Hermann Haller, Leiter der MHH-Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen.

Mikrofluidik: Verhalten von Flüssigkeiten und Gase auf kleinstem Raum

Die Mikrofluidik beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Flüssigkeiten und Gase auf kleinstem Raum verhalten. Denn dabei spielen andere physikalische Gesetze eine Rolle als in der sogenannten Makrofluidik, die sich größeren Räumen widmet. "Bei der Entwicklung des Modells lassen wir die neusten Fortschritte in der Laser-Mikro/Nano-Fabrikation einfließen. Die sehr kleinen Durchmesser der Mikrogefäße erreichen wir dabei mit hochauflösenden additiven Laserfabrikationstechnologien, wie der Zwei-Photonen-Polymerization", erläutert Professor Dr. Boris Chichkov, Leiter der Abteilung Nanotechnologie des LZH.

(Veröffentlicht: 14. Juli 2015)