Plakate erfolgreich

Pilzvergiftungen: MHH behandelt Flüchtlinge

Die Lage entspannt sich: Nur noch fünf Flüchtlinge, die den gefährlichen Knollenblätterpilz gegessen haben, werden in der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) behandelt.

Die MHH gehört als Klinikum der Supramaximalversorgung zu den Krankenhäusern Deutschlands, die besonders viele schwerkranke Menschen versorgen

Die Plakataktion der MHH zeigt Erfolg: "Die Lage bei den vergifteten Flüchtlingen hat sich zum Glück entspannt. In den vergangenen 48 Stunden mussten wir nur einen Flüchtling mit einer Knollenblätterpilzvergiftung aus einer anderen Klinik übernehmen", sagt Professor Dr. Michael Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie. In der vergangenen Woche gab es allein in einer Nacht 17 Fälle, bei denen sich Flüchtlinge und Asylsuchende am Knollenblätterpilz vergiftet hatten, insgesamt waren es mehr als 30 Fälle in Norddeutschland.

Plakate in Flüchtlingsunterkünften erfolgreich

"Knollenblätterpilzvergiftungen sind aber immer noch eine große Gefahr, es ist schließlich Pilzsaison", ergänzt Professor Manns. Eine deutsche Pilzsammlerin ist jetzt in der Hochschule an einer solchen Vergiftung gestorben. Die Vergifteten hatten den hochgradig giftigen Knollenblätterpilz mit einem essbaren Pilz verwechselt, der scheinbar vor allem in Syrien weit verbreitet ist. Um Flüchtlinge und Asylsuchende vor der Gefahr zu warnen, hatte die MHH über ihr Netzwerk Flüchtlingshilfe ein Plakat entworfen und in sieben Sprachen übersetzt. Dieses wurde über das Landesgesundheitsamt und die Pilzberatungsstellen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie an die Flüchtlingsunterkünfte verteilt und dort ausgehängt.

Tödlicher Giftpilz

Nach Aussage von Oberarzt Dr. Elmar Jaeckel konnte am Mittwoch, 23. September, eine Gruppe von sechs Flüchtlingen die MHH verlassen. "Fünf Patienten werden noch in der MHH behandelt, aber auch ihnen geht es den Umständen entsprechend gut", betont der Oberarzt. Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland und für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Der Pilz ist sehr gefährlich, da sein Gift erst mehrere Stunden nach dem Verzehr wirkt und dann bereits im ganzen Körper aufgenommen ist. Zunächst treten Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf - ähnlich einer Magen-Darm-Infektion - nach ein bis zwei Tagen kommt es zur Schädigung der Leber, die von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen begleitet werden kann. Im schlimmsten Fall stellt die Leber ihre Funktion ein, so dass nur noch eine Lebertransplantation das Leben des Patienten retten kann.

Champignon oder Knollenblätterpilz?

Der Knollenblätterpilz wächst im Zeitraum von August bis Oktober in Laub- und Laubmischwäldern. Zu erkennen ist er an einem drei bis 15 Zentimeter breiten Hut, der glockig bis schirmartig ausgebreitet ist. An der Unterseite befinden sich weiße Lamellen. Die Farbe des Giftpilzes ist grün, grün-gelb oder weiß. Das Gefährliche an dem Giftpilz ist seine Ähnlichkeit zum essbaren Champignon.

(Veröffentlicht: 16. September, aktualisiert: 24. September 2015)