CD-Aufnahme

Knabenchor Hannover: Machet die Tore weit

Chorleiter Jörg Breiding

Knabenchor Hannover nimmt die Urfassung der Hammerschmidt-Motette "Macht die Tore weit" neu auf.

Die allen Chorsängerinnen und Chorsängern bekannte Motette "Machet die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt besteht nicht nur aus 78 Takten, sondern aus ingesamt 172 Takten. Der Knabenchor Hannover hat nun erstmals diese originale Version eingesungen. Sie wird am 7. Dezember auf iTunes, Spotify und allen vergleichbaren Plattformen erhältlich sein.

Komponist Andreas Hammerschmidt

Andreas Hammerschmidt (1612-1675) geht es nicht besser als anderen großen Komponisten: Zu ihrer Zeit gefeiert und gerühmt – kein Geringerer als Heinrich Schütz schrieb ein Loblied auf den gebürtigen Zwickauer – stehen sie heute doch zu oft im Schatten der noch größeren Kollegen. Hammerschmidt war Kirchenmusiker und schrieb seine Werke eher für kleinere Kantoreien denn für luxuriös besetzte Hofkapellen. 

Der Knabenchor Hannover ist ein Ensemble, das sich seit jeher auch der Pflege des Hammerschmidtschen Werks verschrieben hat: Chorgründer Heinz Hennig nahm als erster 1998 eine CD ausschließlich mit dessen Werken auf und 2005 widmete auch der amtierende Künstlerische Leiter Jörg Breiding Hammerschmidt einen weiteren und viel beachteten Tonträger, wofür die Knaben seinerzeit sogar den "KlassikEcho" erhielten.

Motette "Machet die Tore weit" 

"Dieser Komponist wird oft als Kleinmeister behandelt, weil seine Musik weitaus leichter verständlich und zugänglicher ist als beispielsweise die seines Zeitgenossen Schütz. Doch das ist er nicht", versichert Breiding, der sich nicht erst seit Erscheinen der Hammerschmidt-Gesamtausgabe in der Verlagsgruppe Kamprad mit dieser Musik auseinandersetzt. Inzwischen ist mit den "Fest- und Zeitandachten (1671)" Band 13 auf dem Markt. Und doch ist es vor allem ein Werk, durch das Hammerschmidt in den Konzerten und Repertoires von Chören und Kantoreien landauf landab präsent ist: die Motette "Machet die Tore weit" – ein dreigeteiltes Stücklein Musik, nur 78 Takte lang; oder besser gesagt kurz.

Vor einiger Zeit stolperte Breiding im Internet über eine weitere Fassung dieses Stückes: 172 Takte lang und mit einigen kompositorischen Finessen sowie Versen versehen, die die bislang bekannte Version verschwieg. Anfangs registrierte dies der Chorleiter eher verwundert, speicherte die Datei ab und schenkte dem Phänomen erst mal keine größere Bedeutung, zumal er selbst betont, dass man solchen Quellen aufgrund der oft fehlenden wissenschaftlichen Aufbereitung ohnehin kritisch gegenüberstehen sollte.

CD-Aufnahme

In der Kamprad-Gesamtausgabe stieß er nun jedoch erneut auf diese Version – nun aus sicherer Quelle, weil wissenschaftlich ediert. In einer Fassung für Solostimmen (Sopran und Tenor) und Instrumente hat sich ihr bereits das Ensemble "Capella de la Torre" unter der Leitung von Katharina Bäuml angenommen und das Stück 2014 für seine CD "Ein Kindlein an der Wiege" (dhm) eingespielt. Als Chor werden allerdings die Knaben aus Hannover die ersten sein, die es für das Leipziger Label Rondeau Production aufnehmen.

"Mit der Einspielung dieser Variante und der Notenausgabe wollen wir dieser Musik, die von so vielen Chören gerne gesungen und vom Publikum ebenso gerne gehört wird, dazu verhelfen, neu entdeckt zu werden", sagt Jörg Breiding. Im Netz konnte man das Ganze bislang nur als verstecktes Midi-File und somit höchstens als akustische Randnotiz wahrnehmen – die "Neuentdeckung" mit dem Knabenchor Hannover dürfte hingegen nicht zu überhören sein.