In Melanie Zimmermanns erster Festivalausgabe ist der Name Programm: Das Festival feiert verschiedene Perspektiven und Realitäten im Tanz und legt damit einen Fokus auf echte Körper, echte Geschichten und eine echte Leidenschaft für den Tanz.
Die Produktionen im Detail
- Hip-Hop-Performance mit lokalen Tänzern und Tänzerinnen zur Eröffnung
Der Tänzer und Choreograf Saïdo Lehlouh eröffnet das Festival im Schauspielhaus mit einer exklusiv für Hannover entwickelten Version seiner erfolgreich tourenden Performance „Apaches“. Deren Konzept beruht auf der Zusammenarbeit und dem Wissenstransfer von französischen und lokalen Tänzerinnen und Tänzern sowie Performern aus der Stadt, in der das Stück zuvor gastiert hat. Einem Aufruf über Social Media folgten über 180 Bewerbungen für dieses Projekt. Ausgewählt wurden nun 15 Tänzer und Tänzerinnen aus den verschiedenen Tanzstilen der Black Dance Culture. - Glamour und Energie beim ersten Kiki Ball in Hannover
Ein weiteres Highlight ist der Cosmic Nights Kiki Ball, zu dem Parisa Juicy und Amowia Wang aus den internationalen Houses of Vera Wang und Juicy Couture gemeinsam mit der Hannoverschen Voguing-Szene im Ballhof Eins einladen. Es ist der größte Kiki Ball, der jemals in Hannover stattgefunden hat, und eine Hommage an die Ballroom-Kultur. Diese wurde Ende der 1960er-Jahre in New York insbesondere durch und für Schwarze und lateinamerikanische Transfrauen etabliert. Ballroom ist eine Kultur, die auf dem künstlerischen Austausch, dem Wettkampf der Gemeinschaft und dem Prinzip der Selbstermächtigung basiert. Für den Cosmic Nights Kiki Ball reisen aus ganz Europa Mitglieder der Szene an, um in verschiedenen Kategorien wie etwa „Old Way“, „Vogue Femme“ oder „Runway“ gegeneinander anzutreten. - Sinnliches Duett von Marga Alfeirão
Marga Alfeirãos intimes Duo Lounge ist eine meisterhafte Choreografie lesbischer Sinnlichkeit und Intimität. Zwei Performerinnen erkunden Zustände aktiver und passiver Erholung, wobei sie das Publikum spielerisch willkommen heißen. Das Wort Lounge ist sowohl Verb als auch Substantiv: eine Handlung, bei der man entspannt sitzt oder liegt, oder ein öffentlicher Raum, in dem man sich entspannen kann. Es sind die Gegensätze dieses Duetts wie Bewegung und Ruhe, Geben und Nehmen, Privatheit und Öffentlichkeit, die das Publikum in den Bann ziehen. - Eine tanzende Skulptur und verbotene Tänze auf der Cumberlandschen Bühne
Der Tänzer und Choreograf Mandeep Raikhy beschäftigt sich in der Europapremiere von Hallucinations of an Artifact mit einem politischen Konflikt zwischen Indien und Pakistan: Er erweckt die etwa 4500 Jahre alte und 11 cm große Bronzeskulptur des „Dancing Girl“ zum Leben und zeigt, wie sie mit traditionellen indischen Tanzformen, wie etwa dem Odissi, den Blicken und Interpretationen der heutigen Welt begegnet. In TARAB beschäftigt sich die Choreografin und Tänzerin Ulduz Ahmadzadeh mit den wenig erforschten und mancherorts verbotenen Tänzen des vorislamischen westasiatischen Kulturerbes. Im Verlauf von eurokolonialer und islamischer Übersetzungen des Materials wurden Frauen darin zur sexualisierten Unterhaltungstänzerin degradiert oder ihnen wurde das Tanzen verboten. Sieben Tänzer und Tänzerinnen lassen das jahrtausendealte Bewegungsmaterial in einen Dialog mit dem zeitgenössischen Tanz treten. Teil des Casts ist der international erfolgreiche Percussion-Virtuose Mohammad Reza Mortazavi, der unter anderem in der Elbphilharmonie und dem Opernhaus Sydney spielt. - Neues Förderprogramm: FOR REAL
Das neue Festivalformat FOR REAL dient der Vernetzung von lokalen Tanz- und Kunstschaffenden. Durch Begegnungen von Choreografen mit Akteuren innerhalb und außerhalb der Tanzszene, werden das Verständnis von Tanz und seinen Möglichkeiten in Frage gestellt und gemeinsam neue Formen entwickelt. In der ersten Ausgabe treffen der zeitgenössische Choreograf Tiago Manquinho und die Hip-Hopperin Manuela Bolegue aufeinander, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Tanzstile auszuloten. Nach einer gemeinsamen Probenphase präsentieren die beiden die Ergebnisse ihrer Recherche in Form einer Choreografie im Kunstverein Hannover – einem Ort, der unter der Intendanz von Christoph Platz-Gallus für Neugierde, Internationalität und Offenheit steht und im Rahmen des Festivals erstmalig mit Tanzschaffenden kooperiert.
Der Vorverkauf startet am 24. November. Tickets und das ganze Programm gibt es dann online auf der Festivalwebsite www.realdance.de und an den Kassen des Staatstheaters. Die Eintrittspreise liegen zwischen 9 € und 28 €, für die Gespräche und Einführungen sowie im Festivalzentrum ist der Eintritt frei.