Musikalische Improvisation ist nachweislich ein Grundbestandteil der historischen Aufführungspraxis und eine Urquelle der Musikentstehung. Sie existiert in allen Stilen und Musikrichtungen. Als Lebensphilosophie steht sie für die Freiheit des Ausdrucks und der Form mit instinktiven, sinnlichen und auch intellektuellen Ansätzen.
Im Gegensatz zu der musikalischen Interpretation bereits komponierter Werke ist die Improvisation interaktiv und spontan: Sie tritt in kreativen Austausch mit dem Zuhörenden und eröffnet bisher wenig erforschte und bekannte Wege der Kommunikation. Jenseits der musikalischen Abstraktion ist die Fähigkeit des Improvisierens ein Handwerk, das besondere Fertigkeiten und Eigenschaften verknüpft.
Mit diesen Leitgedanken lädt die Villa Seligmann Kulturinteressierte, Kreative und neugierige Konzertbesucher ein, lebendige Erfahrungen bei der Entstehung von Improvisation zu machen und diese auch aktiv mitzugestalten.
Die aufführenden Künstler, darunter Omer Klein, Lucas Debargue und Noam Sivan, sind international anerkannte Größen auf dem Gebiet der Improvisation. In allen Veranstaltungen spielen die Zuhörenden eine entscheidende Rolle bei der Programmgestaltung.
Programm
Mi, 12. November
19 Uhr Konzertante Begegnung mit Omer Klein (Jazz-Improvisation)
Do, 13. November
19 Uhr „Zurück zum Ursprung“ – Interpretation, Komposition und Improvisation mit Lucas Debargue und Jean-Baptiste Doulcet
Fr, 14. November
19 Uhr „Synästhesie in Improvisation“
Marina Baranova überträgt die synästhetischen Eindrücke in die Musik. Visuals von Damian Marhulets, Tanz von Sara Ezzrell und Impulse aus dem Publikum fließen in ihre Improvisation und markieren den Moment.
20 Uhr „Untold Tales“ – Konzertante Begegnung mit Pianistin und Komponistin Beatrice Berrut
21.30 Uhr Silent Movie Night „The Golem“, improvisatorisch begleitet von Jean-Baptiste Doulcet
Sa, 15. November
11 Uhr Vortrag und Workshop mit John Mortensen / Open Stage für den improvisierenden Nachwuchs
John Mortensen wird einen informellen Vortrag über die Kunst der historischen Improvisation halten, unterbrochen von seinen eigenen Improvisationen. Anschließend wird er Musikstudenten zu einem Improvisationsworkshop am Klavier begrüßen.
19 Uhr „Vision: near, far, and imaginary“
Kann musikalische Improvisation uns inspirieren, Dinge anders zu sehen?
Im Konzert von Noam Sivan entfaltet sich die Magie des Unvorhersehbaren: Aus vertrauten Klängen erwachsen in freier Improvisation überraschende Wendungen und neue Bedeutungen. Ein besonderer Moment – das Spiel mit verbundenen Augen – offenbart eine tiefere Dimension musikalischer Intuition.
20 Uhr „Piano Battle“ mit Georg Thoma und Jean-Baptiste Doulcet
22 Uhr „Orphic Hymns“ – Eine sinnliche Klangmeditation mit elektronischen Klängen
In vertrauter Atmosphäre und sanft gedämpftem Licht darf der Sehsinn ruhen – und die elektronischen Klänge füllen den Raum.
Mit seinen Orphic Hymns erschafft der Multimedia-Künstler und Komponist Damian Marhulets improvisierte Klangmeditationen, die nach innen führen und den Blick weiten – hin zur Unendlichkeit des Seins.
So, 16. November
10 Uhr Workshop/Masterclass mit Noam Sivan
18 Uhr „Musik im Blick“ mit Markus Becker
Musik hat immer eine Richtung, einen Blick. Sie schaut nach vorn oder zurück, geht voran, zögert, verweilt, sucht, findet. Das wird besonders in den Improvisationen von Markus Becker spürbar.
19 Uhr „Bring Your Own Story“ – Wunschkonzert mit Noam Sivan, Marina Baranova, Georg Thoma, Ashley Hribar und John Mortensen