Feste & Festivals
collecting:dreams Festival
Das Literaturfestival „collecting:dreams“ lädt vom 13. bis 15. September Kulturschaffende und Interessierte dazu ein, sich im Pavillon in Erzählbühnen und Workshops zu beteiligen.
Über das Festival
Das collecting:dreams festival ist das erste postmigrantische Literaturfestival in Hannover. Es setzt dabei einen Schwerpunkt auf postmigrantische Stimmen und lädt Kulturschaffende und Interessierte dazu ein, sich in Erzählbühnen und Workshops zu beteiligen.
An drei Festivaltagen (13.-15. September 2024) werden über zehn Veranstaltungen durchgeführt, bestehend aus Lesungen, Podiumsgesprächen, Erzählbühnen, Performances, Musik sowie Workshops. Dabei setzen die Veranstalter im Jahr 2024 einen besonderen Fokus auf den Wert von „Communities“ und wie diese solidarisch miteinander in Verbindung treten können. Es geht um gemeinsame Interessen in einer pluralen, multi-perspektivischen Gesellschaft, die Unterschiede aushält und gemeinsam solidarisch für Meinungsvielfalt und Demokratie eintritt. In Zeiten autokratischer Bedrohungen in und außerhalb Europas, sagen die Veranstalter: raise your voice – together.
Auf dem diesjährigen collecting:dreams festival lesen u.a. Melina Borčak (13. September) und Deborah Feldman (14. September), der vollständige Programmablauf ist zu finden auf der Internetseite des Veranstalters.
Tag 1: 13. September
17 - 18 Uhr | Festivaleröffnung mit Input und Musik
Welche positiven Effekte und gemeinsamen Visionen kann die postmigrantische Perspektive in den Literaturbetrieb und in die Gesamtgesellschaft einbringen? Wie können neue Narrative geschaffen werden? Was wird unter dem diesjährigen Festivalmotto „raise your voice together“ verstanden?
18:30 - 19:30 Uhr | Gemeinschaftslesung: „Moving up”
Texte und Performances von Mitgliedern des Postmig Writers Collective Hannover: Jagoda, Val, Ray, Tarik, Nursan, Judy, Vurgun, Leo, Kadir
20 - 21:30 Uhr |Lesung & Diskussion („Mekka hier, Mekka da“ mit Melina Borčak)
Das erste große Buch zu antimuslimischem Rassismus – bissig, scharfsinnig und überraschend unterhaltsam. Melina Borčak analysiert sprachliches Framing und Denkmuster, die trotz bester Absichten unbewusst in Rassismus abdriften. Und erklärt, wie es alle besser machen können. Ohne abgehobene Elite-Sprache, sondern von ’ner Immigrantin, die Deutsch da gelernt hat, wo es am schönsten ist – bei RTL2 „Frauentausch“.
Tag 2: 14. September
13 - 15:30 Uhr | Creative Writing-Workshop: „Writing while being the other“
Wie beeinflussen gesellschaftliche Veränderungen das Dichten, Schreiben, Erzählen und Erinnern? Eine Auseinandersetzung mit den eigenen und den familiären Momenten des Otherings und Momenten des Widerstands.
16 - 17 Uhr | Musikalische Lesung: Sara Ehsan liest ihre Gedichte mit musikalischer Begleitung
Sara Ehsan ist Dichterin und Theatertexterin. Im Iran geboren, kam sie unfreiwillig im Alter von acht Jahren als „Flüchtling“ während des Iran-Irak Krieges nach Deutschland. Seit ihres Studiums der Literaturwissenschaft, Iranistik und Kunstgeschichte in Heidelberg veröffentlichte sie ihre Texte in Zeitschriften, Zeitungen und Anthologien. Bisher sind vier Gedichtbände von ihr erschienen. Musikalisch wird die Lesung von Uğur Durmuş und Aşkın Çökelek begleitet.
17:30 - 19 Uhr | Erzählbühne I: raise your voice: together
Nach einem Aufwärmen durch zwei Erzählerinnen und Erzähler steht die Bühne allen Anwesenden offen: Texte und Geschichten aus einer pluralen Gesellschaft.
19:30 - 21 Uhr | Lesung „Judenfetisch“ mit Deborah Feldman
„Ja, Berlin war es, das neue Leben in Deutschland war es, der Grund, warum plötzlich all diese Fragen in mir aufzogen. Ich hatte mich vom Thema jüdischer Identität in der Gegenwart weitgehend verabschiedet, ich wollte nur Mensch unter Menschen sein, Berliner unter Berlinern. Wie weit ist mir das überhaupt gelungen? Wie habe ich es auszuwerten, dass dieses Deutschwerden, worum ich mich so fleißig bemüht habe, mich zu meinem Judentum wieder zurückschob wie zu einer unerfüllten Pflicht, die kein Vertagen mehr duldet?
Was bedeutet “Jüdischsein” heute? Deborah Feldman, von Holocaust-Überlebenden in den USA erzogen und ausgerechnet nach Deutschland emigriert, über einen Begriff, der immer auch eine Zuschreibung, eine Begrenzung, eine Projektion ist.“
21:30 - 23 Uhr | Lesung „Ein Tag im Leben von Abed Salama. Die Geschichte einer Jerusalemer Tragödie“ mit Nathan Thrall
Nathan Thrall wurde mit dem Pulitzer-Preis 2024 in der Kategorie „General Nonfiction“ ausgezeichnet. In „Ein Tag im Leben von Abed Salama“ verunglückt ein Schulbus auf einer Straße außerhalb Jerusalems. Der besorgte Vater Abed Salama fährt sofort zur Unfallstelle, doch die verletzten Kinder wurden bereits in verschiedene Krankenhäuser der Stadt gebracht, zu der Abed mit seinen palästinensischen Papieren keinen Zugang hat. Seine Odyssee auf der Suche nach seinem Sohn ist verwebt mit den Geschichten unterschiedlicher Menschen, deren Wege unerwartet zusammentreffen.
Tag 3: 15. September
11 - 12 Uhr | Vernetzungstreffen: Queer Power House
Queers mit Migrationserbe/ Fluchterfahrung stehen oft vor Barrieren, wenn es um den Zugang zu Ressourcen und Unterstützung geht. Die intersektionalen Erfahrungen von Queerfeindlichkeit und Rassismus macht es schwer, Räume zu finden, in denen sie wirklich so sein können, wie sie sind. In diesem Workshop wird ein saferer Raum eröffnet, um sich über Erfahrungen queeren Szenen auszutauschen, voneinander zu lernen und zu wachsen. Es wird über die Bedeutung von Gemeinschaft und Solidarität nachdenken und Wege erkunden, wie unterstützende und inklusive Gemeinschaften aufgebaut werden können. Dies umfasst den Austausch von Ressourcen, Power Sharing, die Schaffung von Netzwerken und die Förderung von Zusammenarbeit und Unterstützung. Der Workshop richtet sich an queere Personen mit Migrationserbe/ Fluchterfahrung / Queers of Color und wird als safer space gestaltet werden.
12 - 14:30 Uhr | Sonntagsbrunch
Zeit für Austausch und entspanntes Beisammensein: Am Sonntag wird mit Çay und Croissants in den letzten Festivaltag gestartet.
15 - 17:30 Uhr | Workshop: Sensitivity Reading
Wie kann Literatur einen Beitrag für eine diskriminierungsärmere Gesellschaft leisten. Askin Dogan wird am Beispiel von Manuskripten in die Arbeitsweise des sensivity readings einführen. Eigene Texte können eingebracht werden. Offen für Schreibende aller Gattungen.
18 - 19:30 Uhr | Erzählbühne II: raise your voice: together
Nach einem Aufwärmen durch zwei Erzählerinnen und Erzähler steht die Bühne allen Anwesenden offen: Texte und Geschichten aus einer pluralen Gesellschaft.
20 - 22 hr | Abschlusslesung & Podium, mit dem Postmig Writers Collective & Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik
Nach drei intensiven Tagen voller Wort- und Textdrang werden Schreibende Geschichten, die sie in den creative writing workshops verfasst haben, auf die Bühne tragen. Im Anschluss werden Vertreterinnen und Vertreter des Postmig Writers Collective mit Vertreterinnen und Vertreter der Kulturpolitik diskutieren, wie mehr Diversität in der Literaturlandschaft, eine Transformation von Gesellschaft für eine zeitgemäße, transkulturelle Kulturpolitik gelingen kann. Das Festival klingt mit Getränken, Fingerfood und all of our community love aus.
Ausstellungen
„CONNECTED“
Woher kommen wir? Wie tief reichen unsere Verbindungen wirklich? Was bedeutet es für unsere Beziehungen zu anderen Menschen, zur Natur und zu uns selbst, dass wir alle nicht von hier und aus demselben Sternenstaub entsprungen sind? In einer Welt, die mehr und mehr von Konflikten und Trennungen geprägt ist, scheinen wir immer mehr diese Verbindungen zu verlieren. Was bedeutet es für dich, wirklich verbunden zu sein – mit dem Universum, mit der Natur, mit uns selbst und mit anderen?
Die Ausstellung „CONNECTED“ wird während des gesamten Festivals auf dem Gelände zu sehen sein.
„Grenzerfahrung“
In der Ausstellung „Grenzerfahrung” präsentiert Jagoda Motowidlo eine retrospektive Betrachtung ihrer ersten Lebensjahre in Deutschland als Grundschulkind. Sie zeigt uns mit Fotografien, Texten und Skizzen eine unmittelbare Konfrontation mit unsichtbaren Grenzen und übersehenen Kämpfen. Dabei geht die Ausstellung über persönliche Erfahrungen hinaus und wirft Fragen auf, die auch andere migrantisierte Kindheiten betreffen können: Welchen Grenzen begegnen migrierte Kinder in ihrem neuen Alltag? Wie prägen diese eine migrantisierte Kindheit? Und vor allem: Wie bewältigen Kinder diese?