Dota trifft den Nerv ihrer Zeit oder gleich mehrere mit ihrer Musik, die hüpft und tanzt, innehält, vom Baggersee-Steg springt, schwimmt und taucht. Sie mixt Folk und Indietronica und lässt hier und da ihre Liebe zur brasilianischen Musik aufblitzen. Ihre Texte berühren durch Unmittelbarkeit, Dota spricht nicht vom Elfenbeinturm, sondern von den Leuten hier und jetzt und ihren kleinen Triumphen und großen Abgründen, ihren Unzulänglichkeiten, sich in Nähe zu versuchen und in Gesellschaft zu bewegen. Sie gewinnt den Fred Jay Preis und den Preis der deutschen Schallplattenkritik, sie schreibt ungewollt kleine Hymnen, macht Platte auf Platte, ihren besten Song immer in der Zukunft wähnend und erarbeitet sich den Titel hardest touring woman in german showbusiness.
Mascha Kaléko
Auf einem der Konzerte steckt ihr ein Fan ein Büchlein zu, Autorin: Mascha Kaléko. Dota ist begeistert von der Direktheit der Gedichte, der Verknappung der Sprache und fasst den Plan, aus den Texten Musik zu machen. Die schlichte Eleganz und zeitlose Strahlkraft ihrer Dichtkunst passt Dota Kehr wie angegossen. Und nicht nur ihr. Passend zu den Gedichten und ihren einfühlsamen Vertonungen hat sich Dota wunderbare Duett-Partner*innen ins Studio geholt: Neben Alin Coen, Uta Köbernick, Felix Meyer, Max Prosa, Karl die Große und Francesco Wilking (von der Höchsten Eisenbahn) sind auch Konstantin Wecker und Hannes Wader als Duett-Partner von Dota mit von der Partie.
Mascha Kaléko fängt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts in Berlin an zu schreiben, die frühen Gedichte sind pointierte Alltagsskizzen auf berlinerisch. Diese Schwester im Geiste eines Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner schuf ihre innige, bisweilen ironische, oft herzblutig beseelte Großstadtlyrik in den 1920 und 30er Jahren in Berlin, bevor sie als deutsche Jüdin nach New York emigrieren musste.
Dota und ihre Band haben den Gedichten eine zusätzliche Ebene, neue Farben, manchmal auch zum Text in Kontrast gesetzt, gegeben und haben das Kunststück geschafft, dass man, während man die Lieder hört, kein einziges Mal an Lyrik mit musikalischer Begleitung denkt. Dota hat die Texte Mascha Kalékos in unsere Zeit gebracht, noch mehr: sie klingen, als wären sie jetzt geschrieben, in dieser Form.