Auf einer Reise durch den Südosten Ungarns macht die Erzählerin in einem fast ausgestorbenen Ort an der Grenze zu Rumänien Station. Resignation und Vergangenheitsglorifizierung beherrschen die Gespräche der Bewohner. Wie vieles andere ist auch das Kino, ungarisch "Mozi", längst geschlossen. Einst Mittelpunkt des Ortes, spielt es nur mehr in den Erzählungen und Erinnerungen der Verbliebenen eine wichtige Rolle. Ihre eigene Leidenschaft für das Kino bewegt die Erzählerin dazu, das vor sich hin verfallende "Mozi" wieder zum Leben zu erwecken.
Aller glühenden Kinobegeisterung und dem Nachdenken über den "großen Tempel des bewegten Bildes" liegt die Frage zugrunde: Wie ist ein "Weiter Sehen" und eine Verständigung darüber möglich, wenn der Ort einer gemeinsamen Erfahrung zugunsten einer Privatisierung von Leben und Erleben demontiert ist?
Die Autorin
Esther Kinsky, geb. in Engelskirchen, aufgewachsen im Rheinland. Für ihr umfangreiches Werk, das Lyrik, Essays und Erzählprosa ebenso umfasst wie Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen, wurde sie mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kleist-Preis 2022.
Die Moderatorin
Tanja van Hoorn, geb. 1969, ist Literaturwissenschaftlerin und vertritt derzeit an der Ruhr-Universität Bochum eine Professur für "Literatur und anthropologisches Wissen". Forschungsschwerpunkte sind Konstellationen von Literatur und Wissen seit der Frühen Neuzeit, insbesondere das Verhältnis von Natur und Literatur.
Filme zur Lesung
Begleitend zur Lesung werden im Kino im Künstlerhaus am 5. und 6. Mai zwei Filme gezeigt, die von Esther Kinsky ausgewählt wurden:
5. Mai, 20:15 Uhr, Shadows, John Cassavetes, USA 1959, 87 Min., engl. Originalfassung mit Untertiteln
6. Mai, 19:30 Uhr, NORTE – THE END OF HISTORY, NORTE – HANGGANAN NG KASAYSAYAN, Lav Diaz, Philippinen 2013, 250 Min., engl./tagalog Originalfassung mit Untertiteln
Ein Kombiticket (Lesung & beide Filme) erhalten Sie zum Preis von 20,– Euro in der VVK-Kasse im Künstlerhaus.