Ich werde gesehen, also bin ich: An dieser Maxime scheinen immer mehr Menschen ihr Leben auszurichten. Der stetig weiterwachsende Drang zur Selbstinszenierung ist unübersehbar. Das Bedürfnis, sich bei maximaler Sichtbarkeit möglichst positiv selbst darzustellen, kommt nicht nur von innen. Gesellschaftliche wie mediale Rahmenbedingungen erzeugen einen gewaltigen Druck. "Reichweite" ist zur Währung für Anerkennung, Status und beruflichen Erfolg geworden. Sie hat zur Bedingung, dass ein Individuum Strahlkraft entwickelt, gut aussieht und etwas zu sagen hat. Der Schönheitseingriff in der Mittagspause wird gesellschaftsfähig, Manipulationen des eigenen Profils im Netz sind Standard, die Retusche am Lebenslauf ist beliebt.
Herrenhäuser Gespräch
Welche Voraussetzungen sind es, die uns zu Narzissten machen? Wie weit sind wir für Aufmerksamkeit zu gehen bereit? Übernimmt der Zwang zur Selbstdarstellung womöglich kompensatorische Funktionen, weil sozialer Zusammenhalt brüchig geworden ist? Und wie behaupten sich introvertierte Menschen in einer Welt, die sogar dreiste Selbstinszenierung am Rande der Hochstapelei prämiert? Antworten auf diese Fragen suchen Experten beim Herrenhäuser Gespräch mit dem Titel "Ihr seht mich, also bin ich - Unser Drang zur Selbstinszenierung" am 12. Oktober im Xplanatorium im Schloss Herrenhausen.
Programm
Podiumsdiskussion Sonja Anders, Intendantin, Schauspiel Hannover Prof. Dr. Ada Borkenhagen, Universitätsklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Magdeburg Prof. Dr. Christoph Neuberger, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, FU Berlin Prof. Dr. Manfred Prisching, Institut für Soziologie, Universität Graz
Moderation Dr. Ulrich Kühn, NDR Kultur
Veranstaltung im Radio
NDR Kultur zeichnet das Herrenhäuser Gespräch auf und sendet es am 12. November in der Sendung "Sonntagsstudio".