Modell vorgestellt

Ein zweiter Kuppelsaal für Hannover

Das Schnittmodell kann vor allem als Grundlage für akustische Berechnungsverfahren im Vorfeld eines möglichen Umbaus des Kuppelsaals genutzt werden

Den hundert Jahre alten Kuppelsaal gibt es jetzt auch als Schnittmodell: Studentinnen und Studenten der Leibniz Universität haben das Modell aus Kunststoff und Holz im Maßstab 1:25 in rund einem halben Jahr geplant und angefertigt.

Das Modell hat jedoch nicht nur eine Symbolfunktion für das Jubiläum anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Gebäudes: Mit Blick auf die beabsichtigte Verbesserung der Akustik in dem beliebten klassischen Konzertsaal kann es vor allem als Grundlage für akustische Berechnungsverfahren im Vorfeld eines möglichen Umbaus des Kuppelsaals genutzt werden. Aus diesem Grund hat Prof. Dr. Jörg Sennheiser, der sich intensiv für den Kuppelsaal einsetzt, den Bau des mit Sockel rund drei Meter hohen Modells am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre angeregt und gefördert.Am 19. Mai wurde es symbolisch Oberbürgermeister Stefan Schostok übergeben. Am Dienstag (20. Mai) wird es der interessierten Öffentlichkeit um 18 Uhr in der Fakultät für Architektur und Landschaft in der Herrenhäuser Straße 8 präsentiert.

"Kleinod und Vorzeigeobjekt"

Oberbürgermeister Stefan Schostok und Prof. Dr. Jörg Sennheiser umgeben von den beteiligten Studierenden, ganz rechts Dipl.-Ing. Oliver Thiedmann

"Die Landeshauptstadt braucht und verdient einen repräsentativen Konzertsaal, der auch akustisch für klassische Musik wettbewerbsfähig und auf international vergleichbarem technischem Niveau steht. Statt von einem irgendwann, irgendwie realisierbaren Neubau zu träumen, bietet sich die fach- und sachgerechte Renovierung des 100-jährigen Kuppelsaals mit einem vertretbaren Kostenbudget an", begründet Prof. Dr. Jörg Sennheiser sein Engagement. "Damit erhält Hannover – im doppelten Sinne – in seinem Kulturangebot ein Kleinod und Vorzeigeobjekt."

Oberbürgermeister Stefan Schostok bedankte sich für den Einsatz Prof. Sennheisers: "Die Stadt Hannover kann sich glücklich schätzen, die Unterstützung eines so renommierten Akustik-Experten zu bekommen. Denn bei qualitativ hochwertigen musikalischen Veranstaltungen spielt der Kuppelsaal eine bedeutende Rolle. Um diese Position zu wahren und auszubauen, muss das Gebäude modernisiert werden."

Umbau ab Mitte 2015 geplant

Bis Anfang 2016 sollen optisch und akustisch wahrnehmbare Bereiche des Kuppelsaals verbessert werden. Geplant sind etwa eine Neugestaltung der Wandverkleidung, eine Deckenrenovierung, eine Kompletterneuerung der Bestuhlung und eine Optimierung der Saalbeleuchtung und der Veranstaltungstechnik. Der Wettbewerb für die Konzept- und Ausführungsplanung wird in diesem Monat abgeschlossen. Danach folgt eine Planungsphase, in der die konkreten Ausführungsplanungen mit dem ausgewählten Architekturbüro festgelegt werden. Die Ausschreibungen sind für das erste Halbjahr 2015 geplant. Von Juli 2015 bis Ende Januar 2016 soll die bauliche Umsetzung erfolgen. Für das Projekt stellt die Landeshauptstadt rund sechs Millionen Euro zur Verfügung, eine weitere Million Euro hat die Region Hannover in Aussicht gestellt.

Das Schnittmodell

Das neue Schnittmodell des Bonatz-Baus entstand als Lehrexperiment im Rahmen des Architekturstudiums an der Leibniz Universität Hannover. 14 Studentinnen und Studenten unter der Leitung von Prof. Jörg Friedrich und Dipl.-Ing. Oliver Thiedmann vom Institut für Entwerfen und Gebäudelehre (Fakultät für Architektur und Landschaft) begannen im Oktober mit dem Bau des Akustikmodells. "Die Studenten konnten hier beispielhaft in einem dualen Prinzip die Verzahnung theoretischer Ausbildung und praktischer Zusammenarbeit mit der Firma Sennheiser electronic erfahren", sagte Prof. Jörg Friedrich. "Zusätzlich zu der Lösung der elektroakustischen Beschallung forschten die Studentinnen und Studenten mit Bauakustikern an einer Lösung für eine natürliche Beschallung des Kuppelsaals. Darüber hinaus macht das große Modell zum ersten Mal den verborgenen Schatz des Kuppelraumes für alle wieder sichtbar."

Hintergrund: Der Kuppelsaal

Klassische Konzerte, festliche Bälle, Events, Gesellschafterversammlungen großer Firmen – der im Jahr 1914 eröffnete Kuppelsaal des HCC ist mit insgesamt maximal 3.600 Plätzen Deutschlands größter klassischer Konzertsaal. Insgesamt finden dort jährlich rund 100 Veranstaltungen mit mehr als 150.000 Besucherinnen und Besuchern statt.