BMBF fördert Studie

MHH-Team erforscht Palliativ­versorgung durch Hausärzte

Schwerkranke Patienten bis zu ihrem Lebensende zu versorgen – das ist eine Kernaufgabe der Allgemein- und Familienmedizin. Wie Hausärzte diese Aufgabe erfüllen können und welches Verbesserungspotenzial es gibt, das erkundet ein Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Dr. Saskia Jünger und Professor Dr. Nils Schneider bei einer Fallbesprechung mit einem Hausarzt.

Optimale Kooperation zwischen den Allgemeinärzten und Spezialisten erforderlich

"Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Hausärztinnen und Hausärzten Strategien und konkrete Handlungsoptionen zu erarbeiten, die es ihnen erleichtern, die komplexe Versorgung dieser schwerkranken Patientinnen und Patienten in ihre täglichen Routinen zu integrieren", sagt Forschergruppenleiterin Dr. Saskia Jünger vom MHH-Institut für Allgemeinmedizin. Um die Patienten in ihrem häuslichen Umfeld bestmöglich versorgen zu können, müssen Hausärzte hohe Herausforderungen meistern – etwa häufige und zeitintensive Hausbesuche oder anspruchsvolle Klärung von existenziellen psychischen und sozialen Fragen der Patienten und ihrer Angehörigen. Zudem sollten sie die Patienten auf mögliche Probleme vorbereiten – beispielsweise bei Luftnot in der Nacht oder Schmerzattacken. "Dazu ist eine optimale Kooperation zwischen den Allgemeinärzten und Spezialisten erforderlich, wie beispielsweise Teams der sogenannten spezialisierten ambulanten Palliativversorgung", sagt Professor Dr. Nils Schneider, Leiter des MHH-Instituts für Allgemeinmedizin. "Palliativversorgung braucht Abstimmungen im Team, zum Beispiel Fallkonferenzen mit anderen Leistungserbringern. Das ist in Deutschland im ambulanten Bereich nicht systematisch gelöst."

Projektplanung

Zunächst erkunden die Forscher, welche Herausforderungen bei der ambulanten hausärztlichen Betreuung von Menschen mit palliativem Versorgungsbedarf bestehen. Dann entwickeln sie in Kooperation mit relevanten Akteuren – Hausärzten, Patientenfürsprecher, Vertreter von Kostenträgern und Fachverbänden – Handlungsstrategien für konkrete Veränderungen und Hilfen. Anschließend untersuchen sie, wie sich das Programm auf die Versorgung der Patienten auswirkt. "Ich hoffe, dass dieses Projekt dazu beitragen wird,
eine stärkere Brücke zwischen spezialisierten und allgemeinen Leistungserbringern zu schlagen", sagt Dr. Jünger. Ein wichtiges Ziel sei es, dass das Lebensende für Patienten und Angehörige besprechbar wird. "Dies ist ein sensibler Prozess, der Zeit braucht."

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt dieses Vorhaben rund um die ambulante Palliativversorgung mit der Finanzierung einer Nachwuchsforschergruppe im Rahmen des Aktionsplans Versorgungsforschung mit rund 900.000 Euro über fünf Jahre.

(Veröffentlicht am 16. August 2016)