5. Individuelle Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung

Praxishilfe: Die deutschen vier Fälle in der Reihenfolge ihres Erwerbs

Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv

Nominativ: Wer oder was?

(Frage nach dem Subjekt)

Da ist der Hund. Das Kind rennt. Der Kaffee schmeckt gut.

Der Nominativ bezeichnet das Subjekt (Satzgegenstand). Das Subjekt steht im Deutschen immer im Nominativ.

Den Nominativ erwerben einsprachig deutsch aufwachsende Kinder als ersten Fall mit ca. 11/2 - 2 Jahren (Meilenstein 2 nach Tracy).

Akkusativ: Wen oder was?

(Frage nach dem Akkusativobjekt)

Ich sehe den Hund. Wir brauchen einen Apfel. Ich möchte gerne die Birne essen.

Der Akkusativ bezeichnet ein Objekt. Dies kann eine Person oder Sache sein.

Eindeutige Markierungen: den, einen, diesen, keinen, meinen.
Eindeutige Markierungen am Artikel folgen nur nach männlichen Nomen: Die Maus lädt den Bären
ein. Aber nicht: Die Maus lädt die Katze ein.

Wir verwenden den Akkusativ nach bestimmten Verben und Präpositionen. Der Akkusativ folgt nach Präpositionen, wenn eine Bewegungsrichtung beschrieben wird --> Frage: Wohin?

Der Kater lehnt sich an die Wand.
Die Katze klettert auf das Sofa.
Die Katze kriecht hinter das Sofa.
Die Katze klettert in das Aquarium.

Den Akkusativ erwerben einsprachig deutsch aufwachsende Kinder nach dem Nominativ mit circa 2 - 3 Jahren (Meilenstein 3 nach Tracy).

Dativ: Wem?

(Frage nach dem Dativobjekt)

Ich schenke dem Papa das Bild. Ich gebe dem Kind das Glas. Ich gebe der Katze die Milch.

Der Dativ bezeichnet ein Objekt. Dies kann eine Person oder Sache sein. In vielen Fällen ist es eine Person, die an einem Geschehen beteiligt ist. Oft ist es ein Empfänger einer Sache.

Eindeutige Markierungen: dem, einem, seinem.
Eindeutige Markierungen am Artikel erfolgen nur nach männlichen und sächlichen Nomen: dem Mann, dem Kind

Wir verwenden den Dativ nach bestimmten Verben und Präpositionen. Der Dativ folgt nach Präpositionen, wenn eine Handlung am Ort beschrieben wird --> Frage: Wo?
Die Bilder hängen an der Wand.
Die Katze sitzt auf dem Sofa.
Der Fisch schwimmt in dem Aquarium.
Der Hund liegt unter dem Tisch.

Den Dativ erwerben einsprachig deutsch aufwachsende Kinder nach dem Akkusativ mit circa 3 - 4 Jahren (Meilenstein 4 nach Tracy).

Der Dativ wird aber noch lange instabil genutzt.

Genitiv: Wessen?

(Frage nach dem Genitivobjekt)

Ich leihe mir das Auto meines Mannes. Er freut sich seines Lebens. Trotz seines vorlauten Schnabels ist er ein ganz witziger Vogel.

Der Genitiv bezeichnet ein Objekt, oft dient es der Besitzanzeige. So muss ein Nomen im Genitiv stehen, wenn ein Besitzverhältnis ausgedrückt werden soll.

Die Präpositionen während und wegen erfordern ebenfalls den Genitiv:

"Während des Sturmes stürzte das Dach ein."

"Wegen des Staus kam ich nicht pünktlich zur Arbeit."

Fragen: Wann? und Warum?
Eindeutige Markierung: des, deines, meines, seines

Der Genitiv wird in der Regel erst ab sechs Jahren erlernt. Er wird jedoch immer seltener angewandt.

Auch mehrsprachig aufwachsende Kinder erwerben die Fälle in der angegebenen Reihenfolge.

Siehe hierzu auch:

5. Individuelle Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung

Praxishilfe: Alter bei Erwerbsbeginn (Age of onset)

Ein relevanter Faktor für den Erfolg des Erwerbs der zweiten Sprache ist natürlich das Alter bei Beginn des Erwerbs der zweiten Sprache. Fachleute spreche...

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