Artikel zur Europawoche 2021

Spielerisch die EU verstehen

Der „Brexit“ hat es deutlich gemacht: Nicht alle Bürger*innen in den Staaten der EU haben ein gutes Verständnis dafür, wie die EU funktioniert – und warum sie überhaupt gegründet wurde. Die VHS Hannover erarbeitet jetzt in einem internationalen Projekt  verschiedene Lernangebote, die Erwachsenen die Strukturen der EU spielerisch näherbringen.

Zur Auftakt-Konferenz des Projekts trafen sich 16 Mitarbeiter*innen der acht Partnereinrichtungen aus sieben europäischen Ländern in Hannover, um erste Konzepte für die EU-Bildungsarbeit zu entwickeln.  

Als im Jahr 2016 die Wähler*innen in Großbritannien mit knapper Mehrheit dafür stimmten, aus der EU auszutreten, wurde eines deutlich: Die Europäische Union mag als Bund von Staaten viel bewirken – doch dies auch zu überblicken, ist nicht so leicht. Die Zusammenhänge sind komplex, die Lösungen abstrakt, Brüssel ist weit weg, und  noch dazu geistern zahlreiche Falschbehauptungen durch die Medien. Die Beschäftigung mit der EU erscheint daher manchen mühsam.

Aber muss das so sein? Könnte man der Europäischen Union nicht auch auf vergnügliche Weise näherkommen?

Daran arbeitet derzeit die Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule der Landeshauptstadt Hannover: Zusammen mit anderen Bildungseinrichtungen aus Deutschland, Spanien, Italien, Schweden, Großbritannien, Ungarn und Frankreich entwickelt sie in einem dreijährigen Projekt spielerische Lernangebote für Erwachsene. Sie haben zum Ziel, auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken über die EU anzuregen.

Die Aktivitäten sollen attraktiv sein auch für Menschen ohne Vorwissen.

Alle möglichen Spielformen kommen zum Einsatz: Die Partner aus dem italienischen Bologna entwickeln ein Brettspiel, das im Weiterbildungskurs oder auch im Wirtshaus gespielt werden kann. Die Partner aus dem ungarischen Pécs arbeiten an einem Riesen-Jenga mit Europa-Themen, das bei Gartenfesten und Festivals eingesetzt werden kann. Aus Schweden kommt – Covid-19-bedingt – ein Online-Spiel.

Die VHS Hannover entwickelt einen Escape Room – eine moderne Spielform, die in den letzten Jahren großen Erfolg als Freizeitaktivität erlebt. Das Prinzip: Als kleine Gruppe begibt man sich in einen oft aufwendig dekorierten Raum und taucht ein in eine spannende Geschichte, bei der man unter Zeitdruck und im Team etliche miteinander verschlungene Knobelaufgaben zu lösen hat.

Um das Thema „Europäische Union“ in ihrem Escape Room attraktiv zu machen, hat sich die Volkshochschule eine drastische Story ausgedacht: Ein Asteroid bedroht die Erde. Ein Team von Wissenschaftler*innen hat eine rettende Lösung, doch dazu müssen die Mitgliedstaaten der EU blitzschnell ein Weltraumprogramm beschließen. Wie bringt man die EU dazu? In der Rolle der Wissenschaftler*innen machen sich die Spieler*innen auf den Weg. Sie haben eine Stunde Zeit, den Brüsseler Gremiendschungel zu erkunden und den Asteroidenschirm zu finanzieren.

Der Escape-Raum ist derzeit in der Entwicklung. Gegen Endes des Projekts Mitte 2022 wird er zum Spielen bereit stehen – an der VHS, oder mit Utensilien verpackt in Koffern auch andernorts.

Das Projekt wird aus dem Programm Erasmus+ der Europäischen Union mit rund 340.000 Euro verteilt auf acht Projektpartner gefördert.

Dieses Projekt ist eines von vielen europäischen Kooperationsprogrammen, an denen die Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover beteiligt ist, um Innovationen in der Erwachsenenbildung voranzubringen.