Kaum bekannte Schweineart

Pustelschwein ist Zootier des Jahres

Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) zeichnet das Pustelschwein als Zootier des Jahres aus – und stellt die unbekannte Schweineart ins Rampenlicht. Das unterstützt auch der Verein Zoofreunde Hannover e.V. maßgeblich.

Das Pustelschwein ist Zootier des Jahres 2022.

Klassische Schönheiten sind die Pustelschweine mit ihren pustelartigen Schwellungen im Gesicht nicht unbedingt. Vielleicht ist das der Grund, dass die stark bedrohten Schweine allgemein wenig Aufmerksamkeit bekommen. Dabei sind diese großen, allesfressenden "Landschaftsingenieure" wichtige ökologische Schlüsselarten und benötigen dringend Hilfe. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) hat das Pustelschwein heute zum Zootier des Jahres gewählt und stellt es mit dieser Kampagne ins Rampenlicht. 
"Aufgrund der sich immer weiter ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest und der zusätzlichen Gefährdungen ist es höchste Zeit zu handeln, bevor es für die asiatischen Pustelschweine zu spät ist", erklärt Dr. Sven Hammer, Vorstandsmitglied der ZGAP. Während der "Zootier des Jahres"-Kampagne 2022 werden Spenden gesammelt, um schnellstmöglich Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Pustelschweinarten zu unterstützen.
 So soll etwa auf der indonesischen Insel Java in einer Erhaltungszuchtstation eine Reservepopulation von Bawean-Pustelschweinen aufgebaut werden. Für die inzwischen seltenen Java-Pustelschweine und das von der Ausrottung bedrohte philippinische Visayas-Pustelschwein gibt es bereits Schutzkonzepte, deren zeitnahe Umsetzung durch die "Zootier des Jahres"-Artenschutzkampagne ermöglicht werden sollen.

Verein der Zoofreunde Hannover e.V. unterstützt Kampagne

Auch der Verein der Zoofreunde Hannover e.V. unterstützt die Kampagne mit 2.500 Euro und macht auf die Bedrohung der außergewöhnlichen Schweine aufmerksam. "Die Zoofreunde Hannover unterstützen die Artenschutzkampagne ‚Zootier des Jahres‘ bereits seit 2016", erklärt der Vorstandsvorsitzende Christian Wagner, "gemeinsam mit allen Zoos und Zooförderern können wir viel für den Schutz der bedrohten Arten bewirken." 
Viele wild lebende südostasiatische Schweinearten sind durch den Verlust ihres Lebensraumes bedroht, der durch illegalen Holzeinschlag, kommerziellen Kahlschlag und der Ausbreitung von Menschen genutzter Flächen, verursacht wird, erklärt die ZGAP in ihrer Pressemitteilung zum Start der Kampagne. Die Restbestände seien daher in räumlich getrennte Populationen zersplittert. 
Die genetische Vermischung (Hybridisierung) mit freilebenden oder verwilderten domestizierten Schweinen sowie eurasischen Wildschweinen stelle ein weiteres Problem dar. Zudem würden die Schweine stark bejagt. Zum einen, weil sie in einigen Regionen als bevorzugte Nahrungsquelle dienten und ihr Fleisch auf dem Markt oft einen höheren Preis als das der Hausschweine erziele. Zum anderen, weil sie bedingt durch den Lebensraumverlust Ernteschäden verursachten. Die Bejagung hat fatale Auswirkungen: "Durch ihr Fress- und Wühlverhalten, aber auch als Beutetiere für andere bedrohte Arten und Ernährungsgrundlage indigener Völker, haben die Schweine wesentliche Funktionen in großen und kleinen Ökosystemen", so die ZGAP. 

Zootier des Jahres: Die Kampagne

Die "Zootier des Jahres"-Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Blick der Öffentlichkeit steht. So werden für den Titel "Zootier des Jahres" Tierarten ausgewählt, die teils kurz vor der Ausrottung stehen, jedoch bisher keine oder eine nur sehr geringe Lobby haben und auch oft nicht im Fokus anderer Naturschutzorganisationen stehen.
Vier im Artenschutz sehr aktive Partner bündeln daher ihre Kräfte. Zusammen mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V., arbeiten die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V., des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V.  und der Gemeinschaft der Zooförderer e.V.  im Rahmen der Kampagnen eng zusammen.