WEBVTT 00:00:0.100 --> 00:00:03.000 Atemwegsinfektionsforschung Fraunhofer ITEM 00:00:04.000 --> 00:00:09.000 Wir brauchen dringend neue Medikamente zur Behandlung von Atemwegsinfektionen. 00:00:12.000 --> 00:00:18.000 Viren und Bakterien verändern sich permanent – und zwar sehr schnell – und das macht die Behandlung so schwierig. 00:00:19.000 --> 00:00:27.000 Wir haben nur sehr wenige Arzneimittel gegen Viren. Und bei Bakterien sind Antibiotikaresistenzen ein wachsendes Problem. 00:00:29.040 --> 00:00:35.000 Weltweit beschäftigen sich Forscher mit vielversprechenden neuen Ansätzen zur Behandlung von Atemwegsinfektionen. 00:00:36.040 --> 00:00:42.000 Das Problem ist allerdings, dass es eine enorme Lücke zwischen dieser Forschung und der tatsächlichen Entwicklung von Medikamenten gibt. 00:00:44.000 --> 00:00:49.000 Wir am Fraunhofer ITEM möchten dazu beitragen, lebensbedrohende Atemwegsinfekte zu bekämpfen 00:00:49.040 --> 00:00:53.000 mit unserer Expertise in translationaler Forschung. 00:00:53.040 --> 00:00:57.000 Mit neuen Krankheitsmodellen, die besser abbilden, was in der Lunge der Patienten geschieht, 00:00:57.040 --> 00:01:00.000 wollen wir die Lücke in der Entwicklung neuer Antiinfektiva schließen. 00:01:08.000 --> 00:01:12.000 Wir verfügen über die einzigartige Möglichkeit, direkt mit menschlichem Lungengewebe von operierten Patienten 00:01:12.040 --> 00:01:15.000 zu arbeiten und daraus lebende Lungenschnitte zu gewinnen, die wir im Labor kultivieren. 00:01:15.040 --> 00:01:21.000 Diese “Mini-Lungenstücke” nutzen wir, um Infektionen nachzubilden, die Interaktion der Erreger mit dem menschlichen Gewebe 00:01:21.040 --> 00:01:27.000 zu untersuchen und die Wirksamkeit neuer Medikamente zu prüfen. 00:01:34.000 --> 00:01:39.000 Beispielsweise verwenden wir solche Schnitte in unserem neuen internationalen Konsortium iCAIR®, 00:01:39.040 --> 00:01:45.000 in dem wir mit Experten der Medizinischen Hochschule Hannover und des australischen Institute for Glycomics zusammenarbeiten. 00:01:45.040 --> 00:01:51.000 Wir bringen unser fundiertes Know-how in der Target-Identifizierung, in Inhibitor-Design und Pharmakologie zusammen, 00:01:51.040 --> 00:01:57.000 um neue Therapien gegen Erreger von Atemwegsinfekten wie Influenza zu erforschen. 00:01:58.040 --> 00:02:04.500 Dazu infizieren wir die Schnitte mit dem Influenzavirus, behandeln sie mit verschiedenen Dosierungen neuer antiviraler Wirkstoffe 00:02:06.000 --> 00:02:11.000 und prüfen dann, wie gut die neuen Arzneistoffe gegen die Infektion wirken. Wir untersuchen, wie sich das Virus 00:02:11.040 --> 00:02:17.000 im Gewebe vermehrt und wie sich das auf die Vitalität des Gewebes und die Immunantwort des Wirtes auswirkt. 00:02:18.000 --> 00:02:21.100 Auf diese Weise können wir neue Wirkstoffe charakterisieren und die geeignetsten Kandidaten auswählen, 00:02:21.140 --> 00:02:25.000 bevor diese in Proof-of-Concept-Studien in vivo weiter getestet werden. 00:02:29.040 --> 00:02:33.000 Unser besonderes Interesse gilt Bakterien, die sich an den Wirt anpassen können und dadurch chronische Infektionen hervorrufen, 00:02:33.040 --> 00:02:39.000 wie etwa Pseudomonas aeruginosa. Dieses Bakterium ist für gesunde Menschen relativ harmlos, 00:02:39.040 --> 00:02:43.000 stellt aber für Patienten mit bestimmten Lungenerkrankungen ein riesiges Problem dar. 00:02:44.000 --> 00:02:50.000 Oft wachsen diese Bakterien auch als Biofilm, eine Art Schleimschicht, die als Schutzschild dient. 00:02:51.040 --> 00:02:55.000 In einem solchen Biofilm können sich die Bakterien vor dem Immunsystem regelrecht verstecken 00:02:55.040 --> 00:02:59.000 und sind dort für die meisten Antibiotika nicht mehr angreifbar. 00:02:59.040 --> 00:03:03.000 Mithilfe unserer Lungenschnitte untersuchen wir, wie sich die Bakterien an die Lunge des Wirtes anpassen. 00:03:03.240 --> 00:03:09.000 Die Aufdeckung dieser Mechanismen ist der Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente gegen chronische Infektionen. 00:03:15.000 --> 00:03:21.000 Zur wirksamen Behandlung von Lungeninfektion ist es am besten, das Medikament lokal durch Inhalation anzuwenden, 00:03:21.040 --> 00:03:26.000 da es so direkt dorthin gelangt, wo die Erreger sitzen, nämlich in die Lunge. 00:03:28.040 --> 00:03:33.000 Die Wirkung inhalierter Stoffe auf das Gewebe zu prüfen ist eine etwas größere Herausforderung. 00:03:36.000 --> 00:03:39.240 Deswegen haben wir speziell für diesen Zweck ein Gerät erfunden. 00:03:40.040 --> 00:03:45.000 Mit dem Fraunhofer-patentierten P.R.I.T.® ExpoCube® können Zellen oder Gewebe effizient und kontrolliert 00:03:45.040 --> 00:03:50.000 gegenüber Aerosolen oder inhalierbaren Atmosphären exponiert werden. 00:03:50.040 --> 00:03:56.000 Zurzeit etablieren wir dieses hochmoderne Gerät als neues Prüfsystem für inhalierbare Antibiotika. 00:03:57.040 --> 00:04:01.000 Damit möchten wir die Zahl der Tierversuche in der Infektionsforschung verringern. 00:04:04.000 --> 00:04:08.000 Ein therapeutischer Ansatz, dem aktuell wieder vermehrtes Interesse entgegengebracht wird, ist die Phagentherapie. 00:04:08.040 --> 00:04:14.000 Bakteriophagen sind winzige Viren, die Bakterien infizieren, und zwar nur die Bakterien, nicht den Wirt. 00:04:14.040 --> 00:04:19.000 Sie sind daher eine vielversprechende natürlich Waffe gegen multiresistente Bakterien. 00:04:20.000 --> 00:04:25.000 Wir arbeiten an dem Projekt Phage4Cure mit, in dem eine inhalative Phagentherapie gegen 00:04:25.040 --> 00:04:30.000 das Bakterium Pseudomonas aeruginosa entwickelt werden soll. Unsere Aufgabe in diesem Projekt ist es, zu prüfen, 00:04:30.040 --> 00:04:36.000 ob die Phagen nach dem Vernebelungsprozess wirklich noch aktiv sind und das Bakterium abtöten.