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Bildende Kunst
Schirin Fatemi. Innehalten
Bis Freitag, 17. Mai 2024, im Regionshaus zu sehen: Die farbenprächtigen Malereien und monochromen Druckgrafiken von Schirin Fatemi zeigen den Menschen in der Natur und sein Verhältnis zu ihr. Mal nimmt er die Haltung eines ehrfürchtig Staunenden ein, mal sinniert er und scheint ganz bei sich zu sein. Die Naturdarstellungen von geheimnisvollen Wäldern, tropischen Gärten und dahinfließenden Gewässern verweisen auch auf die innere Dimension der abgebildeten Figuren und laden den Betrachtenden dazu ein, innezuhalten.
© Schirin Fatemi / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Schirin Fatemi, Badende, 2018
Der Titel der Ausstellung wirkt ungewohnt. Im aktiven Sprachgebrauch sind die Entsprechungen ‚stoppen, unterbrechen, aussetzen‘ gebräuchlicher. Innehalten verweist deutlicher als die Synonyme auf die Person selbst, die etwas tut, hier: ihre Tätigkeit unterbricht – nachdenklich, wahrnehmend, vergewissernd. Es mag die große Pause im Schwimmbad sein oder auch der Moment der Reflexion und des Schauens. Wer innehält, nimmt besser wahr, sich und die Umgebung, und kann aus dieser Wahrnehmung, aus dem Innen, mit dem Außen Kontakt aufnehmen und in den Dialog eintreten.
© Schirin Fatemi / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Schirin Fatemi, Musa, 2024
Häufig ist es die Natur, in der die Figuren in Schirin Fatemis Malereien und Druckgrafiken innehalten, um die Atmosphäre wahrzunehmen, in der sie sich wiederfinden, wie es der Philosoph Gernot Böhme beschreibt: Ich „spüre, in welcher Art Umgebung ich mich befinde. Diese Wahrnehmung hat also zwei Seiten: auf der einen Seite die Umgebung, die eine Stimmungsqualität ausstrahlt, auf der anderen Seite ich, indem ich in meiner Befindlichkeit an dieser Stimmung teilhabe und darin gewahre, dass ich jetzt hier bin“.
Diese atmosphärische Naturbetrachtung geschieht in achtsamen Respekt. Die Bilder Schirin Fatemis verweigern meist den einordnenden und beherrschenden Horizont. Figuren wie Betrachter stehen mittendrin. Ich muss innehalten, um mich zurecht zu finden, meine Position zu erkennen, bevor ich den nächsten Schritt tue. Das ist die Einladung dieser Bilder.
Prof. Wilfried Köpke, Kulturjournalist
© Schirin Fatemi / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Schirin Fatemi, Baumriesen, 2023
Kurzbiografie Schirin Fatemi:
Schirin Fatemi studierte Bühnenbild und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Bologna und Rom. 1990 schloss sie ihr Kunststudium mit dem Diplom ab. Zunächst arbeitete sie freischaffend im Bereich Bühnenbild und Szenografie und wendete sich dann der Freien Malerei und Druckgrafik zu. Ihre Werke werden seit 2008 in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. 2019 wurde sie mit dem Andreas-Kunstpreis NATUR-MENSCH des Nationalpark Harz ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet sie in der Nähe von Hannover und in Rom.
© Schirin Fatemi / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Schirin Fatemi, Listen to Nature, 2023
© Region Hannover, Terzka 
© Ines Schiermann, Region Hannover 
© Roland & Jemima Jacques (Quelle) 
© Kestner Gesellschaft / Installationsansichten Roman Signer 
© Region Hannover, Terzka 
© Region Hannover, Kirsch