Berggarten

Baubeginn für das neue Schauhaus

Nach Jahren der Planung ist es soweit: Der Bau des neuen Schauhauses im Berggarten hat begonnen.

Spatenstich zum neuen Schauhaus im Berggarten

Mit dem ersten Spatenstich hat am Montag, 13. November 2023, der Bau des neuen Schauhauses begonnen. Das neu entstehende, rund 1300 Quadratmeter große und bis zu neun Meter hohe Haus ist in drei Bereiche gegliedert: In einem Teil des Glashauses können die Pflanzen der Kanarischen Inseln aus dem Vorgängerbau in die Höhe wachsen. Ein zweiter Teil bietet Ausstellungsflächen für wechselnde Pflanzenschätze des Berggartens. Zwischen den Sonderausstellungen lädt das Haus mit Kiosk, Sitzgelegenheiten unter Palmen sowie einer Terrasse zum Verweilen ein. Im dritten Bereich kann die tropische Riesenseerose in einem beheizten Wasserbecken erblühen. Im Winter werden dort exotische Schmetterlinge zu sehen sein.

Anlässlich des Spatenstichs am 13. November 2023 betonte Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf: „Der Neubau ist eine Investition in die Zukunft der Herrenhäuser Gärten, denn er wird sich zu einem Publikumsmagnet entwickeln. Zugleich ist er eine Investition in die Zukunft Hannovers: Die Gärten sind ein kultureller Leuchtturm der Stadt, der bewahrt und gefördert werden will“.

Die Eröffnung ist für die Wintersaison 2025/2026 geplant. An den Kosten in Höhe von 13,4 Millionen Euro beteiligen sich der Bund aus einem Förderprogramm für Kultureinrichtungen und die Region Hannover.

Ein Haus mit vielen Pluspunkten

Vor acht Jahren haben die Herrenhäuser Gärten mit der Planung des neuen Hauses begonnen. Anlass war zunächst das Ziel, die tropische Riesenseerose Victoria amazonica wieder in den Garten zu bringen. Im Berggarten gab es ab 1906 ein Victoriahaus, das 1945 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Hinzu kam, dass das alte Kanarenhaus nach 40 Jahren abgängig und viel zu niedrig für stattliche Gehölze wie Drachenbaum und Erdbeerbaum war. Nach der überaus erfolgreichen Schmetterlingsausstellung des Berggartens 2018 war außerdem klar, dass tropische Falter als Winter-Attraktion Einzug halten sollten. Prof. Dr. Anke Seegert, Direktorin der Herrenhäuser Gärten, nennt noch einen wichtigen Aspekt: „Vor allem in den Wintermonaten können wir unseren Besucher*innen bald viel mehr bieten, unter anderem Zitruspflanzen oder Kamelien. Aus Platzmangel können wir diese wunderbaren Sammlungen bisher nicht in Blüte präsentieren“.

Schauhaus innen

Innen: Felslandschaft mit Wasserlauf

Das neue Haus bringt weitere Vorteile für die Gäste des Berggartens mit sich, darunter einen einladenden, begrünten Salon mit Kiosk und eine zusätzliche WC-Anlage. Sehr effektvoll präsentieren sich die beiden Schauhäuser: Eine felsige Landschaft aus Basaltlava auf mehreren Ebenen bildet den Rahmen für die Pflanzenschätze. Der größte Felsen ist begehbar und auch per Aufzug zu erreichen, so entsteht ein schöner Aussichtspunkt. Zu den Pflanzen der Kanarischen Inseln zählen ein großer Drachenbaum, die typischen Natternköpfe und Äonien, Lorbeer, kanarische Kiefer, der kanarische Erdbeerbaum und viele weitere. Eine Nebelwaldzone schafft Atmosphäre und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Während das Klima im Kanarenhaus subtropisch ist, braucht die Riesenseerose nebenan tropische Temperaturen. Die Bepflanzung formt eine Lichtung im Dschungel mit üppig bewachsenen Felsen und einem kleinen Wasserlauf, der den Felsen hinunter ins Seerosenbecken rinnt. Darin gedeiht in erster Linie die Victoria amazonica, benannt nach der britischen Königin Victoria. Die Seerose kommt im Einzugsbereich des Amazonas vor, wo sie 1801 entdeckt wurde. Schon 1851 präsentierte der Berggarten die deutschlandweit erste blühende Victoria. Die über zwei Meter großen Blätter sollen eine Last von mehr als 60 Kilogramm getragen haben. Auf alten Werbefotos sieht man kleine Kinder darauf sitzen – diese Tradition wird der Berggarten nicht aufgreifen.

 

Victoriahaus

Außen: Kristallartiges Glashaus

Die Gestaltung des Glashauses ist 2019 als Siegerentwurf aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen. SEP Architekten Hannover hatten die Jury überzeugt. Entscheidend für die Wahl war zum einen die Gestaltung des kristallartigen Baukörpers, zum anderen die Funktionstüchtigkeit als Pflanzenschauhaus und die Einbindung in den Berggarten. Der Neubau soll sich behutsam in den denkmalgeschützten Garten und das Gefüge der vorhandenen Gebäude eingliedern, aber auch den hohen Stellenwert des Berggartens innerhalb der Herrenhäuser Gärten unterstreichen.

Hinter den Kulissen

Die Herrenhäuser Gärten statten das neue Schauhaus so nachhaltig wie möglich aus. Gießwasser für die Pflanzen wird in einer 300 m³ großen Zisterne gesammelt. Das Kanarenhaus ist nach Süden ausgerichtet, so dass hier viel Licht und Wärme durch die mehrfach verglasten Scheiben dringt. Das Seerosenhaus liegt in der am besten isolierten Mitte des Baukörpers. Geheizt wird mit Fernwärme, die künftig verstärkt aus Biomasse erzeugt werden kann. Die Lüftung erfolgt über automatisch gesteuerte Lüftungsklappen.

Schauhaus-Tradition im Berggarten

Schauhäuser spielten schon im 19. Jahrhundert eine große Rolle im Berggarten. So gab es mehr als 20 Häuser, zum Beispiel für die Kultur von Palmen, Eriken, Pelargonien, Kamelien und auch der tropischen Seerose Victoria. Noch heute sind die Sammlungen des Berggartens von internationalem Rang und fungieren als eine Art Arche für bedrohte Pflanzenarten. Auch die Kanaren-Sammlung hat bundesweit einen sehr hohen Stellenwert und ist in Norddeutschland einmalig. Die großen Schauhäuser für Kakteen/Sukkulenten, tropische Pflanzen und Orchideen sind 1958 errichtet und in den letzten Jahren saniert worden. Die kleinen Wüstenschauhäuser stammen aus den Jahren 1996 und 1997.

 

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