Ein Leben in Hannover – bis zur Entrechtung
Wilhelm Neuberg übernahm 1917 nach dem Tod seines Vaters das Manufakturwarengeschäft seiner Familie an der Hildesheimer Chaussee 58 (heute: Hildesheimer Straße 332) in Wülfel. Es gab auch eine Filiale in Sarstedt. Wilhelm Neuberg und seine Frau Anna, geb. Philippstein, hatten zwei Söhne, Gustav und Geerd. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialist*innen begann auch für die Neubergs ein Prozess schleichender Entrechtung und Bedrohung. Der ältere Sohn Gustav, der inzwischen 15 war und als Jude wenig Aussicht auf weitere Bildung in Deutschland hatte, wanderte mit der Jugend-Alijah nach Palästina aus. Nach dem erzwungenen Verkauf ihrer Geschäfte musste die Familie auch ihre Wohnung im selben Gebäude aufgeben und zog 1936 in eine kleinere Wohnung an der Podbielskistraße 93, dem Ort der heutigen Stolpersteinverlegung.
Flucht über Rotterdam in ein neues Leben
1939 flohen Anna, Wilhelm und Geerd Neuberg über Rotterdam in die USA. Ohne Kapital und ohne Sprachkenntnisse bauten sie sich in den USA ein neues Leben auf. 1947 konnten Anna und Wilhelm ihrem älteren Sohn Gustav mit seiner kleinen Familie die Überfahrt in die USA bezahlen.
Ein Zeichen der Erinnerung und der bleibenden Verbundenheit
Zur Stolpersteinverlegung waren drei Nachfahren der Familie Neuberg gemeinsam mit Freundinnen und Freunden aus den USA nach Hannover gereist. Der Wunsch, an die Geschichte ihrer Familie am historischen Ort zu erinnern, war ihnen ein besonderes Anliegen. Sie schilderten die lebenslange Verbundenheit ihres Vaters Geerd Neuberg mit Hannover, trotz Verfolgung und Flucht. Wir danken den Angehörigen für ihr Vertrauen und ihre Offenheit, diese Geschichte im öffentlichen Erinnerungsraum der Stadt Hannover zu teilen.