Erinnerungskultur

28 neue Stolpersteine

Die Stolpersteine für Kurt und Ernst Schwitters vor dem Haus in der Waldhausenstraße 5

Am 20. November hat der Künstler Gunter Demnig im Stadtgebiet von Hannover erneut Stolpersteine verlegt. Begonnen hatte der Tag bereits um 9 Uhr mit der Verlegung von Stolpersteinen für den hannoverschen Dadaisten und Erfinder der Merz-Kunst, Kurt Schwitters, und dessen Sohn, den Fotografen Ernst Schwitters.

Nach der Verlegung der Stolpersteine für Kurt und Ernst Schwitters (v.l.): Oberbürgermeister Stefan Schostok, Gunter Demnig, Dr. Reinhard Spieler (Direktor Sprengel Museum) und Inge Deppe. Frau Deppe ist mit Ernst Schwitters aufgewachsen.

Vor den Nationalsozialisten, die Kurt Schwitters' Kunst als "entartet" verunglimpften, floh er 1937 nach Norwegen. 1948 starb er in England. Sein Lebenswerk, der erste und im Bombenkrieg zerstörte Merzbau, ein raumfüllendes Kunstwerk aus Collagen und Gips, entstand in seiner Wohnung in Hannover. Auch für Kurt Schwitters' Sohn Ernst wurde in der Waldhausenstraße 5 ein Stolperstein Schwitters verlegt. Der Fotograf lebte eine Zeit lang gemeinsam mit seinem Vater im Exil. Ernst Schwitters wurde nach seinem Tod im Jahr 1996 auf dem Engesohder Friedhof in Hannover beerdigt.

Weitere Verlegungen im Laufe des Tages

Auf das Schicksal von Ulrich Herzberg ist in der vom 28. Oktober bis 18. November 2015 im Neuen Rathaus gezeigten Ausstellung "Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39" hingewiesen worden. Der jüdische Sohn des Arztes Heinrich Herzberg (1888-1942) wurde 1927 in Hannover geboren. Am 6. Dezember 1938 konnte er zunächst mit einem Kindertransport in die Niederlande gerettet werden. 1943 wurde er in Westerbork interniert und später in Sobibor ermordet. Die Stolpersteine für ihn und seine Eltern wurden in der Eichstraße (gegenüber Haus Nr. 2) verlegt.

Verlegte Stolpersteine am 20. November

Stadtbezirk Döhren-Wülfel

  • Waldhausenstraße 5, 30519 Hannover, 2 Stolpersteine für Kurt und Ernst Schwitters (Verfolgtengruppe Künstler und Schriftsteller)

Stadtbezirk Mitte

  • Berliner Allee 34, 30175 Hannover, 5 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Frenkel (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Eichendorffstraße 2, 30175 Hannover, 1 Stolperstein für Rosa Oppenheim (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Eichstraße (gegenüber Nr. 2), 30161 Hannover, 3 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Herzberg (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Gerberstraße 6, 30169 Hannover, 1 Stolperstein für Eduard Lintner (Verfolgtengruppe Opfer der Krankenmorde)
  • Grotefendstraße 4, 30167 Hannover, 3 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Bachrach (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Kramerstraße 19/20, 30159 Hannover, 5 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Eigermann (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Lenaustraße 11, 30169 Hannover, 1 Stolperstein für Margarete Scheele (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)
  • Postkamp 18, 30159 Hannover, 2 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Bachrach (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)

Stadtbezirk Linden-Limmer

  • Minister-Stüve-Straße 4, 30449 Hannover, 4 Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Sock (Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen)

Stadtbezirk Vahrenwald-List

  • Cillienstraße 6, 30165 Hannover, 1 Stolperstein für Wilhelm Fahlbusch (Verfolgtengruppe politisch Verfolgte)

Hintergrund: Stolpersteine

In der Waldhausenstraße: Gunter Demnig verlegt die Stolpersteine für Kurt und Ernst Schwitters

Seit 2007 setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig in Zusammenarbeit mit der städtischen Erinnerungskultur und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Stolpersteine in Hannover. Die Stolpersteine regen inmitten des Stadtbildes zu einer thematischen Auseinandersetzung mit den Schicksalen nationalsozialistischer Ausgrenzung und Verfolgung an.