Am 8. September 2016 beleuchtete der Rechtsextremismusexperte Dr. Gideon Botsch in seinem Vortrag "Hitler als Imageproblem und Faszinosum. NS-Propaganda im bundesdeutschen Rechtsextremismus" den Stellenwert und die heutige Bedeutung von "Mein Kampf" für den deutschen Rechtsradikalismus.
Angesichts der Veröffentlichung der historisch-kritischen Edition von Adolf Hilters "Mein Kampf" Anfang 2016 blieben nach Gideon Botsch Bezugnahmen auf das Werk, wenngleich allerorten zu finden, ambivalent für die extreme Rechte. Hitlers Buch "Mein Kampf" übe zwar eine gewisse Faszination aus, sei für rechtsextreme Propaganda aber nur bedingt geeignet. An einer Vielzahl an Beispielen seit den 1950er Jahren erläuterte der Referenten die sprachliche Verwendung nationalsozialistischer Propagandaschriften und Texte in den unterschiedlichen Strömungen des bundesdeutschen Rechtsextremismus. Adolf Hitlers "Mein Kampf" war in diesen Kreisen in verschiedensten Formen immer erhältlich. Während der Zeit des Nationalsozialismus verbreiteten die Propagandafachleute der NSDAP den kruden und schwer verständlichen Text des "manischen Autodidakten" in kleinen Häppchen beispielsweise über Spruchbücher und Tageslosungen. Vor allem diese kurzen Zitate aus "Mein Kampf" werden heute von Rechtsextremen immer wieder verwandt und verbreitet - freilich ohne direkten Bezug auf ihren Urheber.
Über den Referenten
Dr. Gideon Botsch, Jahrgang 1970, ist Rechtsextremismusexperte und Privatdozent für Politikwissenschaft am Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam.
Veröffentlichungen (Auswahl): Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute, Darmstadt 2012 (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1283); Die NPD und ihr Milieu. Studien und Berichte, Münster/Ulm 2009 (mit Christoph Kopke); "Politische Wissenschaft" im Zweiten Weltkrieg. Die "Deutschen Auslandswissenschaften" im Einsatz 1940-1945. Paderborn 2006.