Annette Weill wurde am 29. April 1924 in Paris als Kind französisch-jüdischer Eltern geboren. Gemeinsam mit ihrem Vater Pierre und der Schwester Lise engagierte sie sich im Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Sie fälschten Papiere, um internierten Juden bei der Flucht zu helfen.
Mit dem Tarnnamen „Warnod“ verdeckten sie ihre eigene jüdische Herkunft. Im März 1944 wurde die Familie denunziert. Die Papiere von Annettes Vater und Schwester wurden als Fälschung erkannt, beide wurden nach Auschwitz deportiert. Pierre Weill überlebte das KZ nicht. Die Tarnung der zwanzigjährigen Annette blieb unentdeckt – sie wurde jedoch als Mitglied der Résistance verhaftet und in das Lager Romainville bei Paris und von dort aus nach Deutschland gebracht.
Als Häftling im KZ Limmer musste sie in der kriegswichtigen Produktion von Gasmasken für Continental arbeiten. Sie erinnerte sich an diese Zeit:
„Deutschland braucht Arbeitskräfte, das sind wir, und zwar viel billigere als die deutschen Arbeiterinnen. … ich bin Nummer 5640, in einem Kommando der Firma Continental Gummi, die unter anderem auch Gasmasken herstellt. Gasmasken herzustellen, war nicht das Schlimmste, denn wir machten zumindest Gegenstände für die Verteidigung, nicht zum Angriff. Viele Deportierte wurden gezwungen, Munition herzustellen, Granaten … Die sollten dazu dienen, unsere Leute zu töten.“ Annette Weill, verheiratete Chalut (Rameau, Manuskript, 2018)
Mit einem „Todesmarsch“ erreichte Annette Weill im April 1945 das KZ Bergen-Belsen bei Celle und erlebte dort die Befreiung durch britische Truppen. Sie kehrte nach Frankreich zurück, heiratete und gründete eine Familie.
1949 schloss sie ihr Medizinstudium mit der Promotion ab. Danach arbeitete sie 40 Jahre lang in der Arbeits- und Sozialmedizin. Als Beauftragte des Office National des Anciens Combattants et Victimes de Guerre (Nationales Amt für Veteranen und Kriegsopfer) lag ihr besonderes Augenmerk auf der Unterstützung ehemaliger Deportierter, die in deutschen Konzentrationslagern schwere Gesundheitsschäden davongetragen haben.
Seit 1992 engagierte sich Annette Chalut im Internationalen Ravensbrück-Komitee, einem Zusammenschluss der ehemaligen Häftlinge des KZ Ravensbrück und war von 1999 bis 2015 auch die Präsidentin des Komitees.
Im Mai 2012 besuchte Annette Chalut Hannover, eingeladen vom Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ und der Landeshauptstadt Hannover. In einem beeindruckenden Zeitzeugengespräch berichtete sie über ihre Zeit im KZ Limmer.