Nachruf

Trauer um Prof. Dr. Herbert Obenaus

Das ZeitZentrum Zivilcourage trauert um Prof. Dr. Herbert Obenaus (1931–2021), der als Historiker und Professor für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover wesentlichen Anteil an der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Hannover und Niedersachsen hatte.

Herbert Obenaus (1931-2021)

Zusammen mit Studierenden begann er Ende der 1970er Jahre mit der näheren Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus in Hannover. Seine eigenen wie auch von ihm als akademischen Lehrer geförderten und betreuten Arbeiten befassten sich im Bereich der Stadt Hannover beispielsweise mit der Reichspogromnacht 1938, dem Verlauf der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933, der Geschichte der Konzentrationslager in Hannover oder den Gruppen und Personen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Zahlreiche Ausstellungsprojekte, an denen er maßgeblich beteiligt war, machten die nationalsozialistischen Verbrechen in Hannover einer breiten Öffentlichkeit erstmals bekannt. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang besonders die 1983 gezeigte Ausstellung „Konzentrationslager in Hannover 1943-1945“ mit mehreren zehntausend Besuchern.

Mit seinen Forschungen und seinem gesellschaftlichen Engagement nahm Herbert Obenaus spürbaren Einfluss auf die Öffentlichkeit in Hannover und Niedersachsen. Er trug als Berater und Unterstützer verschiedener Initiativen zum Aufbau von Gedenkstätten und zur Errichtung von Erinnerungsorten und Mahnmalen in Hannover erheblich bei.

Ab 1988 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Gedenkstätte Bergen-Belsen und von 1991 bis 2004 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für die Förderung der Gedenkstättenarbeit in Niedersachsen. 2007 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen.

In Hannover unterstützte er mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten und seinem Engagement beispielsweise die Errichtung eines Mahnmals zum Gerichtsgefängnis Hannover und die Einrichtung der Gedenkstätte Ahlem. Wesentlichen Anteil für die heutige hannoversche Erinnerungskultur um den Ehrenfriedhof am Maschsee-Nordufer hatten zudem seine Forschungen zu der Erschießung auf dem Seelhorster Friedhof im April 1945.

Die zahlreichen Publikationen von Herbert Obenaus und der frühen Historiker*innengeneration bilden die zentralen Bausteine für unser Wissen über die NS-Zeit in Hannover und prägen nachhaltig unsere heutige Erinnerungskultur. Die Ausstellung im ZeitZentrum Zivilcourage wäre ohne diese Verdienste nicht denkbar.

Wir blicken dankbar auf das Lebenswerk dieses wissenschaftlichen Pioniers und aktiven Förderers der hannoverschen Erinnerungskultur zurück.